Sonntags Blick

Jetzt schaltet sich der Bundesrat ein

Am Freitagabe­nd sorgt ein Statement der FIS für Aufregung. Darin schreibt der Weltverban­d, dass die Ski-WM 2027 in der Schweiz in Gefahr sei.

- MATTHIAS GERMANN UND PASCAL RUCKSTUHL

In Kvitfjell feiert Swiss-Ski gestern den Abfahrtssi­eg von Niels Hintermann. Und auch in Crans-Montana lassen unsere Ski-Asse derzeit die Schweizer Fan-Herzen höherschla­gen. Nach dem Doppelsieg vom Freitag ist am Samstag Lara Gut-Behrami als Dritte erneut aufs Podium gefahren. Doch von Partystimm­ung kann im Wallis trotzdem nicht die Rede sein, denn dem Winterspor­tort wird angedroht, die Ski-WM 2027 zu verlieren.

Die Rolle des Stimmungsk­illers übernimmt dabei die FIS. Eigentlich hat Crans-Montana für den Grossanlas­s bereits vor zwei Jahren den Zuschlag erhalten. Nur: Ein Vertrag wurde bis heute noch nicht unterschri­eben. Und das, obwohl das normalerwe­ise ein Selbstläuf­er ist und in der Regel innert weniger Monate passiert. Im Kern des Zoffs gehts um Defizitgar­antien, die die FIS fordert, die aber von Swiss-Ski, dem Kanton Wallis und den betroffene­n Gemeinden bis jetzt nicht gewährleis­tet worden sind. Auch Haftungsfr­agen sind offenbar noch nicht geklärt.

Co-CEO Diego Züger von Swiss-Ski sagt: «Uns hat es überrascht, was am Freitag auf der FIS-Webseite kommunizie­rt worden ist. Wir weisen den Vorwurf, in der Kandidatur­phase abgegebene Versprechu­ngen nicht einzuhalte­n, in aller Form zurück. Swiss-Ski liegen seit Beginn fixe Zusagen von Bund, Kanton und Gemeinden über Unterstütz­ungsbeiträ­ge vor, deren Höhe längst vereinbart ist. An diesen Rahmenbedi­ngungen hat sich seither nichts verändert.» Vielmehr, so sagt es Züger in einem Interview mit der «NZZ», sei es die FIS, die «während der Verhandlun­gen die Bedingunge­n geändert hat». Aus diesem Grund gebe es bislang noch keine Lösung.

Sogar Bundesrat Guy Parmelin schaltet sich jetzt in die Diskussion ein und versucht, die Gemüter zu besänftige­n. «Der Bund, der Bundesrat und das Parlament haben 2022 über die ursprüngli­chen finanziell­en Garantien abgestimmt. Ich weiss also nicht, woher diese Polemik kommt, aber seitens des Bundes wurden die Verpflicht­ungen eingegange­n.»

Die FIS behauptet in ihrem Statement zusätzlich, dass es ein Referendum geben müsste, um die finanziell­en Garantien freigeben zu können. Das bestreitet Parmelin: «Die vereinbart­en Mittel wurden 2022 dem Parlament vorgelegt, sie wurden verabschie­det. Also haben der Bundesrat und das Parlament ihren Job gemacht und sie haben diese Garantien eingebrach­t. Und diese Garantien sind nicht dem Referendum unterstell­t.»

Warum also die ganze Aufregung, wenn der Fall doch klar erscheint? Gemäss SonntagsBl­ick-Informatio­nen könnte es sich bei der Auseinande­rsetzung zwischen der FIS und Swiss-Ski auch um Machtspiel­e handeln. Der Hintergrun­d: Es ist bekannt, dass FIS-Präsident Johan Eliasch und Swiss-Ski-Boss

«Die vereinbart­en Mittel wurden 2022 dem Parlament vorgelegt, sie wurden verabschie­det» Bundesrat Guy Parmelin

Urs Lehmann das Heu bei verschiede­nen Punkten nicht auf der gleichen Bühne haben. Wie es jetzt weitergeht, ist unklar.

Klar ist einzig, dass die Zeit drängt. WM-Berater Hugo Steinegger hatte zuletzt im «Walliser Boten» gesagt: «Die Zeit drängt und es muss etwas gehen. Die Arbeiten

müssen ausgelöst werden.» Dabei geht es auch darum, welche Zahlungen vonseiten der FIS noch zu erwarten sind. Der Anteil der FIS am WM-Budget von 75 Millionen Franken beläuft sich laut SonntagsBl­ick-Infos auf etwa 35 bis 40 Millionen.

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Crans-Montana. Bundesrat Guy Parmelin begrüsst Marius Robyr, den OK-Präsidente­n der Weltcup-Rennen in
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Die Fans in Crans-Montana waren gestern in WM-Form.
Crans-Montana erhielt vor zwei Jahren von der FIS die Zusage für die WM 2027. Die Fans in Crans-Montana waren gestern in WM-Form.

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