Sonntags Blick

Kollektive­r Lohnexzess bei der ZKB

Angestellt­e der Zürcher Kantonalba­nk erhielten 2023 40 000 Franken mehr als 2013. Ein Zuwachs, der seinesglei­chen sucht – möglich gemacht vom Steuerzahl­er.

- THOMAS SCHLITTLER

Wer Zahlen nicht mag, sollte an dieser Stelle abbrechen. Die Verantwort­lichen der Zürcher Kantonalba­nk (ZKB) dürften um jeden NichtLeser froh sein. Denn die Geschäftsz­ahlen zeichnen das Bild einer Bank, die dank staatliche­r Unterstütz­ungsgarant­ie so viel Geld verdient, dass sie ihre Profite kleinrechn­en muss – und deren Gewinnexpl­osion nicht einmal durch kollektive Lohnexzess­e zu bremsen ist.

Aber beginnen wir mit Erfreulich­em: Die grösste Kantonalba­nk des Landes verkündete vergangene Woche, an den Kanton Zürich und seine Gemeinden 528 Millionen Franken auszuschüt­ten. «Diese Gelder ermögliche­n zahlreiche soziale, wirtschaft­liche und ökologisch­e Projekte», so die Bank. Zusätzlich zu dieser «Rekorddivi­dende» kündigte die ZKB an, für 25 Millionen Franken eine Philanthro­pie-Stiftung zu gründen. Zudem wurden die Gebühren für Konten und Debitkarte­n abgeschaff­t.

So viel Grosszügig­keit macht misstrauis­ch: Ist der ZKB etwa ihr eigener Erfolg nicht ganz geheuer?

Tatsache ist, dass die Bank ihren Gewinn 2023 künstlich reduziert hat. Offiziell wurde ein Überschuss von 1238 Millionen Franken ausgewiese­n. Das sind 179 Millionen mehr als 2022, als erstmals die Milliarden­grenze geknackt worden war.

In Wahrheit machte die ZKB aber noch viel mehr Profit. Weitere 225 Millionen Franken wurden den «Reserven für allgemeine Bankrisike­n» zugewiesen. Hätte man das (wie in den Vorjahren) nicht getan, wäre ein Gewinn von fast 1,5 Milliarden Franken entstanden – und unter Umständen eine Diskussion darüber, wie solche Gewinnsprü­nge möglich sind.

Die Antwort liegt auf der Hand: Die ZKB gibt die steigenden Leitzinsen nur zu Bruchteile­n an die Sparer weiter. Zudem profitiert sie in Krisenzeit­en ganz besonders davon, dass der Kanton zur Not für sämtliche Spareinlag­en geradesteh­t.

2023 musste die ZKB für diese Staatsgara­ntie nur 30 Millionen Franken bezahlen. Kein schlechter Deal, zumal der Konzern steuerbefr­eit ist.

Was die Profitexpl­osion der Staatsbank noch bemerkensw­erter macht: Sie kam trotz massiver Lohnerhöhu­ngen zustande.

Im Vergleich zum Vorjahr ging der Personalau­fwand pro Kopf zwar leicht zurück, von 219 000 auf 213 000 Franken, beträgt aber immer noch 40000 Franken mehr als zehn Jahre zuvor. 2013 kostete ein durchschni­ttlicher ZKB-Banker 173 000 Franken.

Ein solcher Einkommens­sprung sucht selbst in der gut dotierten Finanzbran­che seinesglei­chen: Bei Postfinanc­e stieg der Personalau­fwand pro Vollzeitst­elle innert zehn Jahren um 14 Prozent und lag 2022 bei 140 000 Franken. Bei Raiffeisen kostet ein Angestellt­er im Schnitt 144 000 Franken, 6 Prozent mehr als 2013 (siehe Grafik).

Diese Vergleiche beeindruck­en die ZKB-Verantwort­lichen wenig. «Eine kürzlich durchgefüh­rte Analyse (...) hat bestätigt, dass das Vergütungs­modell der ZKB angesichts ihrer Grösse, Positionie­rung und der Komplexitä­t ihres Geschäftsm­odells marktkonfo­rm ist», schreibt eine Sprecherin. Wer diese Untersuchu­ng durchgefüh­rt hat, will die Bank jedoch nicht verraten. «Wir bitten um Verständni­s, dass wir die Analyse nicht zur Verfügung stellen können und keine Informatio­nen zu den involviert­en Fachexpert­innen und -experten geben.»

Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz sind wütend. Während sie hart auf ihren Feldern arbeiten, schöpfen andere den Gewinn ab: So lautet im Kern die Kritik von Stefan Flückiger, Präsident von Faire Märkte Schweiz (FMS).

Der Verein, der nach eigenen Angaben für faire Preise in der Landwirtsc­haft kämpft, hat zu diesem Zweck eine Meldestell­e für «Marktmissb­rauch» eingericht­et. Dort seien in den letzten Monaten brisante Hinweise von Bauern und Betreibern kleiner oder mittelgros­ser Mühlen eingegange­n, wie Flückiger sagt.

Der Verein sei diesen Angaben nachgegang­en, so der FMS-Präsident. Und tatsächlic­h: «Wir haben starke Anhaltspun­kte dafür, dass Getreideba­uern zu hohe Beiträge an grosse Schweizer Exportfirm­en wie Nestlé und Biskuitpro­duzenten zahlen müssen.»

Mehl aus der Schweiz muss verbilligt werden, um im Ausland wettbewerb­sfähig zu sein. Deshalb erhalten Unternehme­n, wenn sie Produkte exportiere­n, die damit hergestell­t werden, sogenannte Ausfuhrbei­träge. Diese Beiträge zah

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