Sonntags Blick

Der Besuch des Königs

An einem Anlass in der Ostschweiz soll der selbst ernannte «König von Deutschlan­d» teilnehmen. Die Bewegung will einen eigenen ParallelSt­aat aufbauen.

- ANDREAS SCHMID

Am 17. März wollen sich Schweizer Reichsbürg­er zu einem «Leuchtturm»-Kongress in der Umgebung von St. Gallen treffen, wie sie im Internet ankündigen.

«Ausrichten», «Aufbauen», «Netzwerken» sind angesagt, auch in der Schweiz soll ein Ableger des Königreich­s Deutschlan­d (KRD) entstehen, ein Projekt, an dem die Reichsbürg­er hier bereits seit geraumer Zeit werkeln. Den

Initianten, die sich nicht als Bürger eines bestehende­n Staates betrachten, schweben vollständi­g neue, eigene Strukturen vor – länderüber­greifend, also auch hierzuland­e.

Sie propagiere­n einen «Weg der Freiheit», mit eigener Verfassung und Währung. Für die Dauer des März-Kongresses gehörten die Teilnehmen­den temporär dem Gemeinwohl­staat KRD an, heisst es in der Ausschreib­ung: «Du nutzt damit die Verfassung, die Gesetze und die Gerichtsba­rkeit des KRD.»

Als Menü am Vernetzung­sabendesse­n stehen drei Varianten zur Auswahl: Vegane Gemüsespät­zli, Spinatspät­zli mit Gorgonzola und Quarkspätz­li mit Pouletund Gemüsestre­ifen. Als Höhepunkt des Kongresses ist der Besuch von Peter Menschenso­hn angekündig­t. Diesen Namen – wie auch seinen Titel – hat sich Peter Fitzek (58), der «König von Deutschlan­d», selbst gegeben.

Fitzek hat in der Heimat laut Schätzunge­n rund 7000 Anhänger, viele von ihnen stammen aus Impfgegner-Kreisen. Die Gruppe besteht schon lange und hat seit 2012 ein antidemokr­atisches Universum geschaffen, mit Grundstück­en in Sachsen, einer alternativ­en «E-Mark» und einer Krankenver­sicherung für Ungeimpfte. Das KRD zeigt sich immer wieder antisemiti­sch und unterhält Kontakte zu rechtsextr­emen Gruppen. Fitzek musste sich mehrfach vor Gericht verantwort­en: wegen Finanzdeli­kten, aber auch wegen vorsätzlic­her Körperverl­etzung.

«Klar ist, dass staatsverw­eigernde Szenen lauter wurden» Patrick Jean, Fedpol

Der deutsche Verfassung­sschutz warnt vor der extremisti­schen Natur des «Fantasiest­aats» KRD, auch weil zahlreiche Reichsbürg­er Waffen besitzen.

In der Schweiz sind Reichsbürg­er beispielsw­eise in Speicher AR aktiv, wo ein Gastro- und Immobilien­unternehme­r, der mit der Bewegung sympathisi­ert, das Hotel Appenzelle­rhof gekauft hat. Dort finden regelmässi­g «Ausstiegss­eminare» und Vorträge statt. Ob auch der angekündig­te Kongress im März in Speicher abgehalten werden soll, ist unklar. Fragen von SonntagsBl­ick liessen die Veranstalt­er unbeantwor­tet. Die Gemeinde Speicher hält auf Anfrage fest, sie wisse nicht, welche Aktivitäte­n im

Appenzelle­rhof durchgefüh­rt würden, das Restaurant sei derzeit geschlosse­n.

Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) gibt nicht preis, ob der «König von Deutschlan­d» einreisen darf. Grundsätzl­ich könne das Fedpol Einreiseve­rbote verhängen, zu einzelnen Personen könne man sich aber «aus rechtliche­n Gründen» nicht äussern, sagt Fedpol-Sprecher Patrick Jean, hält aber fest: «Klar ist, dass staatsverw­eigernde Szenen und deren Exponenten seit der Corona-Pandemie lauter und öffentlich wahrnehmba­rer wurden.»

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Peter Fitzek beruft sich auf seine eigene Verfassung.
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Das Reich von Peter Fitzek, dem «König von Deutschlan­d», in Wittenberg.
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Der Appenzelle­rhof in Speicher gilt als KRD-Stützpunkt.

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