Der Besuch des Königs
An einem Anlass in der Ostschweiz soll der selbst ernannte «König von Deutschland» teilnehmen. Die Bewegung will einen eigenen ParallelStaat aufbauen.
Am 17. März wollen sich Schweizer Reichsbürger zu einem «Leuchtturm»-Kongress in der Umgebung von St. Gallen treffen, wie sie im Internet ankündigen.
«Ausrichten», «Aufbauen», «Netzwerken» sind angesagt, auch in der Schweiz soll ein Ableger des Königreichs Deutschland (KRD) entstehen, ein Projekt, an dem die Reichsbürger hier bereits seit geraumer Zeit werkeln. Den
Initianten, die sich nicht als Bürger eines bestehenden Staates betrachten, schweben vollständig neue, eigene Strukturen vor – länderübergreifend, also auch hierzulande.
Sie propagieren einen «Weg der Freiheit», mit eigener Verfassung und Währung. Für die Dauer des März-Kongresses gehörten die Teilnehmenden temporär dem Gemeinwohlstaat KRD an, heisst es in der Ausschreibung: «Du nutzt damit die Verfassung, die Gesetze und die Gerichtsbarkeit des KRD.»
Als Menü am Vernetzungsabendessen stehen drei Varianten zur Auswahl: Vegane Gemüsespätzli, Spinatspätzli mit Gorgonzola und Quarkspätzli mit Pouletund Gemüsestreifen. Als Höhepunkt des Kongresses ist der Besuch von Peter Menschensohn angekündigt. Diesen Namen – wie auch seinen Titel – hat sich Peter Fitzek (58), der «König von Deutschland», selbst gegeben.
Fitzek hat in der Heimat laut Schätzungen rund 7000 Anhänger, viele von ihnen stammen aus Impfgegner-Kreisen. Die Gruppe besteht schon lange und hat seit 2012 ein antidemokratisches Universum geschaffen, mit Grundstücken in Sachsen, einer alternativen «E-Mark» und einer Krankenversicherung für Ungeimpfte. Das KRD zeigt sich immer wieder antisemitisch und unterhält Kontakte zu rechtsextremen Gruppen. Fitzek musste sich mehrfach vor Gericht verantworten: wegen Finanzdelikten, aber auch wegen vorsätzlicher Körperverletzung.
«Klar ist, dass staatsverweigernde Szenen lauter wurden» Patrick Jean, Fedpol
Der deutsche Verfassungsschutz warnt vor der extremistischen Natur des «Fantasiestaats» KRD, auch weil zahlreiche Reichsbürger Waffen besitzen.
In der Schweiz sind Reichsbürger beispielsweise in Speicher AR aktiv, wo ein Gastro- und Immobilienunternehmer, der mit der Bewegung sympathisiert, das Hotel Appenzellerhof gekauft hat. Dort finden regelmässig «Ausstiegsseminare» und Vorträge statt. Ob auch der angekündigte Kongress im März in Speicher abgehalten werden soll, ist unklar. Fragen von SonntagsBlick liessen die Veranstalter unbeantwortet. Die Gemeinde Speicher hält auf Anfrage fest, sie wisse nicht, welche Aktivitäten im
Appenzellerhof durchgeführt würden, das Restaurant sei derzeit geschlossen.
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) gibt nicht preis, ob der «König von Deutschland» einreisen darf. Grundsätzlich könne das Fedpol Einreiseverbote verhängen, zu einzelnen Personen könne man sich aber «aus rechtlichen Gründen» nicht äussern, sagt Fedpol-Sprecher Patrick Jean, hält aber fest: «Klar ist, dass staatsverweigernde Szenen und deren Exponenten seit der Corona-Pandemie lauter und öffentlich wahrnehmbarer wurden.»