«Putin ist Verantwortlich»
Der Westen gibt Wladimir Putin die Schuld am Tod von Kreml-Gegner Alexei Nawalny. Trotz Verhaftungen trauern in russischen Städten Menschen auf den Strassen.
Der bekannteste russische Oppositionspolitiker ist tot. «Alexei Nawalny wurde ermordet», schrieb dessen Sprecherin Kira Jarmysch gestern auf dem Kurznachrichtendienst X. Der Leichnam des verstorbenen Oppositionellen sei von Ermittlern mitgenommen worden. Die Sprecherin forderte, dass Nawalnys Körper sofort an seine Familie übergeben werde. Die Mutter des Verstorbenen, Ljudmila Nawalnaja, war zuvor in Begleitung von Nawalnys Anwalt zur abgelegenen Gefängniskolonie in die Polarregion gereist.
Die Nachricht über den Tod des Kreml-Gegners löste weltweit Bestürzung aus. Auch für viele internationale Politikerinnen und Politiker ist klar: Die Verantwortung für den Tod trägt Moskau. US-Präsident Joe Biden beschuldigte Russlands Präsident Wladimir Putin. Es gebe keine Zweifel daran, dass Nawalnys Tod eine direkte Folge von Putins Handeln sei, sagte Biden in Washington. Putin habe Nawalny vergiften, ihn verhaften lassen und wegen erfundener Verbrechen in Isolationshaft gesteckt: «Putin ist verantwortlich.»
Der Deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sieht im Tod von Kreml-Gegner Nawalny auch ein Zeichen der Schwäche von Wladimir Putin, wie er gestern auf der Münchner Sicherheitskonferenz sagte. Es sei etwas passiert, was der russische Machthaber in seiner Amtszeit wiederholt getan habe, so Scholz.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich «zutiefst beunruhigt und traurig». Putin fürchte nichts mehr als den Widerspruch seines eigenen Volkes. Der Tod Nawalnys sei eine düstere Erinnerung daran, worum es Putin und seinem Regime gehe.
Auch das Schweizer Aussendepartement (EDA) meldete sich zu Wort: In einem kurzen Statement auf X hiess es, man sei «bestürzt» und warte nun auf eine Untersuchung der Umstände.
In russischen Städten, darunter Moskau und St. Petersburg, trauerten Menschen trotz brutaler Festnahmen um Nawalny. Obwohl die Polizei sofort einschritt, wurden immer wieder frische Blumen niedergelegt, Kerzen angezündet und Bilder zur Erinnerung an
Nawalny aufgestellt.
«Wie gross doch selbst die Angst des Machtapparats vor einem Toten ist, wenn sogar das Ablegen von Blumen zu seinem Andenken als Verbrechen angesehen wird», schrieb der russische Friedensnobelpreisträger und Gründer der kremlkritischen Zeitung «Nowaja Gaseta», Dmitri Muratow, gestern im Nachrichtenkanal Telegram.
Nur einer schwieg: Wladimir Putin, der sich bereits in der Vergangenheit stets gehütet hat, den Namen von Nawalny auch nur in den Mund zu nehmen. Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow sagte, die Kommentare westlicher Politiker seien «absolut tollwütig».