Schüsse vor israelischem Konsulat in München
Die Behörden gehen von einem versuchten Terroranschlag aus
Im Stadtzentrum von München ist es am Donnerstagmorgen zu einem Schusswechsel gekommen. Laut Angaben der Polizei hat ein Mann mit einem Gewehr auf Polizisten geschossen, woraufhin diese das Feuer erwiderten. Der Täter sei seinen Verletzungen erlegen, teilten die Behörden später mit. Nach Angaben des bayrischen Innenministers Joachim Herrmann hatte der Täter einen Terroranschlag auf das israelische Generalkonsulat geplant. Auch die Polizei teilte mit, man gehe zum jetzigen Zeitpunkt «von einem terroristischen Anschlag auch mit Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel aus». Der Vorfall ereignete sich in der Maxvorstadt in München, in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Konsulats.
Bei dem Täter handelt es sich nach den jüngsten Erkenntnissen um einen 18-jährigen Mann aus Österreich. Laut Informationen der Nachrichtenagentur DPA lebte der Täter mit seinen Eltern in Neumarkt im Salzburger Land. Nach Angaben der Salzburger Polizei war im Vorjahr gegen den Mann ermittelt worden. Man habe ihn verdächtigt, sich religiös radikalisiert und für Waffen und Sprengstoff interessiert zu haben.
Als Islamist bekannt
Das österreichische Innenministerium bestätigte gegenüber «Zeit Online» und der «SZ» Berichte, wonach der Schütze den Behörden als mutmasslicher Islamist bekannt ist. Laut Informationen der österreichischen Nachrichtenagentur APA ist Propaganda der Terrororganisation Islamischer Staat auf dem Mobiltelefon des Täters gefunden worden. Die Ermittlungen waren jedoch voriges Jahr eingestellt worden. Am Donnerstag durchsuchten Polizisten die Wohnung der Eltern des Täters in Österreich.
Jahrestag des Attentats 1972
Am Donnerstag war der Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972. Linksextreme palästinensische Terroristen der Gruppe «Schwarzer September» hatten damals elf israelische Teilnehmer der Sommerspiele als Geiseln genommen. Alle Israeli waren ermordet worden. Laut Bayerns Innenminister Herrmann liegt es «wegen des Tatorts in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats» auf der Hand, dass es «womöglich einen Zusammenhang geben könnte».
Das Münchner Konsulat war am Donnerstagmorgen nicht besetzt. Die Angestellten seien wegen des Gedenkens an die Opfer von 1972 nicht vor Ort gewesen, sagte die israelische Generalkonsulin für Süddeutschland,Talya Lador-Fresher. Der versuchte Terroranschlag zeige, «wie gefährlich der Anstieg des Antisemitismus» sei, sagte Lador-Fresher.
Seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat sich die Bedrohungslage für jüdische Einrichtungen verschärft. Die Polizei verzeichnete mehrere Versuche von Anschlägen auf Synagogen. So etwa am 18. Oktober, als Unbekannte Molotowcocktails auf das Haus der jüdischen Gemeinde Adass Jisroel in Berlin warfen. Bundesweit sind politisch motivierte Straftaten im Kontext des Nahostkonflikts im vergangenen Jahr auf 4369 Fälle gestiegen (2022: 61 Fälle).