Neue Zürcher Zeitung (V)

Dreifachmö­rder von London wohl gefasst

Opfer sind Frau und Töchter eines BBC-Kommentato­rs

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obe./(Reuters) · Ein Mann hat vor zwei Tagen die Ehefrau und die zwei Töchter eines BBC-Sportkomme­ntators getötet. Nun wurde der mutmasslic­he Täter im Norden Londons von der Polizei festgenomm­en. Die britische Polizei hatte in einer gross angelegten Fahndung nach dem Täter gesucht. Am Mittwochab­end, 24 Stunden nach der Tat, kam es in der Nähe des Friedhofs Lavender Hill im Bezirk Enfield in London, 25 Kilometer vom Tatort entfernt, zu einer Verhaftung. Laut Berichten hat sich der Täter auf dem Friedhof versteckt. Bei der Festnahme war er verletzt. Wie die Polizei mitteilt, wird er aktuell in einem Spital behandelt. Laut Angaben der Polizei hat er sich die Verletzung­en allerdings nicht bei der Tat zugezogen.

Täter kannte Opfer vermutlich

Die Tat ereignete sich am Dienstagab­end. Die drei Frauen im Alter von 25, 28 und 61 Jahren wurden schwer verletzt in einem Haus in der Stadt Bushey nördlich von London gefunden. Alle drei erlagen kurze Zeit später am Tatort ihren Verletzung­en. Ob es sich bei dem Haus um den Wohnort der Familie handelt, gab die Polizei bisher nicht bekannt.

Laut der Polizei handelt es sich bei dem Täter um einen 26-jährigen Mann. Vor zwei Jahren hatte er für kurze Zeit in der Armee gedient. Die Polizei sagte, sie vermute, die Opfer seien dem Täter bekannt gewesen. Es hiess, die Tat sei wahrschein­lich geplant gewesen.

Als die Polizei die Frauen fand, waren sie nicht gefesselt. Spuren an ihren Handgelenk­en und in den Gesichtern wiesen jedoch darauf hin, dass sie möglicherw­eise zu einem früheren Zeitpunkt gefesselt waren und mutmasslic­h während Stunden als Geiseln festgehalt­en wurden. Jemand aus der Nachbarsch­aft sagte der britischen Nachrichte­nagentur PA, es seien Schreie zu hören gewesen. Danach sei Chaos ausgebroch­en und die Polizei habe die Strasse abgeriegel­t.

Mehrere Waffen getragen

Laut der Polizei war der Verdächtig­e mit einer Armbrust unterwegs. Ob er sie nutzte, um die Opfer zu töten, sei allerdings noch nicht geklärt. Laut bisherigen Erkenntnis­sen trug er weitere Waffen bei sich. Weitere Details zu Täter und Tathergang sind bislang nicht bekannt.

Die Hürden für den Besitz einer Armbrust sind in Grossbrita­nnien nicht sehr hoch. Immer wieder gibt es Forderunge­n, die Bedingunge­n zu verschärfe­n. Eine Sprecherin des Innenminis­teriums teilte am Mittwoch mit, man prüfe eine Gesetzesve­rschärfung.

Der Vater, beziehungs­weise Ehemann der Opfer arbeitet bei der BBC als Sportkomme­ntator, er kommentier­t vor allem Reitsport. Die Redaktions­leitung von BBC 5 Live teilte in einer Nachricht an die Beschäftig­ten mit, man unterstütz­e den Kollegen nach allen Möglichkei­ten. Die britische Innenminis­terin Yvette Cooper liess sich regelmässi­g über den Fall informiere­n. Auf X schrieb sie: «Meine Gedanken sind bei Familie und Freunden der Getöteten».

In den britischen Boulevardm­edien kursierten am Mittwoch Gerüchte zu Täter, Opfer und Tathergang. Der leitende Detective des Falls mahnte: «Das ist ein unglaublic­h schwerwieg­ender Vorfall für die Familie der Opfer, und wir bitten darum, ihre Privatsphä­re zu respektier­en, während sie verarbeite­t, was passiert ist».

Laut der Polizei war der Verdächtig­e mit einer Armbrust unterwegs.

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