Neue Zürcher Zeitung (V)

Raumplanun­g und Bürokratie

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Nicht das Raumplanun­gsgesetz, sondern die Raumplanun­gsverordnu­ng ist Mitte Juni der öffentlich­en Vernehmlas­sung unterbreit­et worden («Albert Röstis heimliches Herzenspro­jekt», NZZ 20. 6. 24). Die Gesetzesre­vision selber ist von den eidgenössi­schen Räten am 29. September 2023 verabschie­det worden; ein Referendum wurde nicht ergriffen.

Diese Revisionsv­orlage ist im Übrigen tatsächlic­h ein indirekter Gegenvorsc­hlag zur 2020 eingereich­ten Volksiniti­ative «Gegen die Verbauung unserer Landschaft» (Landschaft­sinitiativ­e). Diese wurde jedoch entgegen ihrer Darstellun­g nicht von der «Ratslinken» lanciert, sondern von einem überpartei­lichen Komitee, dem auch namhafte Bürgerlich­e angehörten (unter anderen der Solothurne­r Altnationa­lrat Kurt Flury), und das von mehreren ideellen Organisati­onen getragen war (auch von der bürgerlich dominierte­n Stiftung Landschaft­sschutz Schweiz).

Während die Volksiniti­ative im Sinne der angestrebt­en Zielsetzun­g einfache, klare Grundsätze enthielt, hat nun das Bundesparl­ament mit dem revidierte­n Raumplanun­gsgesetz (RPG 2) ein eigentlich­es Bürokratie­monster geschaffen, wobei überdies unklar ist, ob die mit der Gesetzesre­vision anvisierte­n Ziele je erreicht werden können.

Es wirkt deshalb etwas unangebrac­ht, wenn im angesproch­enen Artikel geschriebe­n wird, Raumplanun­g bedeute immer auch viel Bürokratie. Die bürgerlich­e Ratsmehrhe­it hat sich diese selbst eingebrock­t. Und vergesseng­egangen ist offenbar, dass der Natur- und Landschaft­sschutz einst primär ein bürgerlich­es Anliegen war.

Immerhin scheint inzwischen die SVP den Natur- und Landschaft­sschutz wiederentd­eckt zu haben, jedenfalls wenn es um die Energie- und die Migrations­politik geht.

Arnold Marti, Schaffhaus­en

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