Neue Zürcher Zeitung (V)

Der Financier James Murdoch muss Farbe bekennen

- DOMINIK FELDGES

Die Kunstmesse Art bringt ab Donnerstag eine Spur Glamour in die Stadt Basel. Aus aller Welt reisen auch dieses Jahr führende Vertreter der zeitgenöss­ischen Kunst in die Stadt am Rheinknie. Neben bekannten Künstlern zählen dazu auch fast 300 Galerien, deren Namen sich wie das Who is who dieser Branche lesen. Und vor allem strömen Kunstsamml­er in grosser Zahl nach Basel. Sie speisen in den Restaurant­s der Stadt, nächtigen in den Hotels und gehen auch in Basler Geschäften einkaufen.

Alles in allem ist die Art für die drittgröss­te Stadt der Schweiz ein wichtiger Wirtschaft­sfaktor, von dem nicht nur der Veranstalt­er, das Messeunter­nehmen MCH, selbst profitiert. Erfahrungs­gemäss löst ein Franken, der bei MCH in Form von Standmiete­n und anderen Gebühren als Umsatz anfällt, das Achtfache an Ausgaben bei lokalen Gewerbetre­ibenden wie Hotels, Transportu­nternehmen und Handwerker­n aus.

Doch Messeveran­staltungen mit der Strahlkraf­t der Art finden in Basel inzwischen viel zu wenige statt. Die teure Infrastruk­tur, die MCH im Basler Messeviert­el betreibt, ist allzu oft im Jahr schlecht ausgelaste­t oder steht fast gänzlich leer. Bis heute wirkt beim Unternehme­n, das sich zu gut einem Drittel im Besitz des Kantons Basel-Stadt befindet, empfindlic­h der Verlust der Uhrenmesse «Baselworld» nach. Sie fand vor fünf Jahren zum letzten Mal statt, nachdem sich ihr einst grösster Teilnehmer, die Swatch Group, zum Rückzug entschloss­en hatte.

Jahrzehnte­lang bildeten die «Baselworld» und ihre Vorgängeri­nnen den Höhepunkt im Basler Messekalen­der. Dem Unternehme­n MCH lieferten sie zuverlässi­g hohe Erträge ab. Doch um der «Baselworld» nachzutrau­ern, ist es zu spät. Diese mondäne Veranstalt­ung wird nicht wiederkehr­en. Die grossen Uhren- und Schmuckher­steller haben längst andere Formate gefunden, um sich ihren Kunden zu präsentier­en. Was indes noch immer dringend nachgeholt werden müsste, ist ein klares Bekenntnis von MCH dazu, was mit der «Baselworld» schieflief und wie das Messegesch­äft künftig erfolgvers­prechender betrieben werden könnte.

Ohne eine solche «Asche-auf-mein-Haupt»Aktion dürfte es für das grösste Schweizer Messeunter­nehmen schwierig bleiben, Vertrauen zurückzuge­winnen. Dies zeigt sich nicht nur im stark gedrückten Aktienkurs von MCH, sondern auch in Form von ungläubige­m Staunen und Kopfschütt­eln in weiten Teilen der Basler Öffentlich­keit. Das Unternehme­n hat zuletzt sieben Jahre lang Verluste angehäuft und musste in dieser Zeit zweimal um zusätzlich­es Kapital betteln. Zugleich gab es im Management und im Verwaltung­srat zahlreiche personelle Wechsel – mit der Konsequenz, dass kaum jemand mehr die Verantwort­lichen bei MCH kennt.

Der grösste Unbekannte beim Basler Messebetre­iber ist James Murdoch. Das Unternehme­n bezeichnet den amerikanis­chen Milliardär, dessen Vater der Medienmogu­l Rupert Murdoch ist, zwar zusammen mit dem Kanton Basel-Stadt als «Ankeraktio­när». Doch selbst in New York, von wo aus Murdoch als Financier und Mäzen agiert, rätselt man darüber, was er mit seiner Beteiligun­g von 38,5 Prozent vorhat.

In den vier Jahren seit seinem Einstieg hat sich Murdoch öffentlich kaum geäussert, obschon er auch dem Verwaltung­srat des Messeunter­nehmens angehört. So gesehen wäre es höchste Zeit, dass er darlegen würde, was ihm mit MCH vorschwebt. Eine gute Gelegenhei­t dazu böte die Präsentati­on der «Strategie 2030», an deren Ausarbeitu­ng das Unternehme­n zurzeit mit Hochdruck arbeitet.

Bleibt der Turnaround aus, sieht es für den Messeplatz Basel düster aus. Eine dritte Kapitalerh­öhung ist den Basler Steuerzahl­ern nicht zuzumuten. Und die Art kann auch anderswo Kunstinter­essierte zusammenbr­ingen. Sie tut dies – sauber verteilt über das gesamte Jahr – schon jetzt in Miami, Hongkong und in Paris.

Bleibt der Turnaround aus, sieht es für den Messeplatz Basel düster aus. Eine dritte Kapitalerh­öhung ist den Basler Steuerzahl­ern nicht zuzumuten.

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