Neue Zürcher Zeitung (V)

Radio Lora muss Antworten liefern

Der Bundesrat hat sich mit dem Zürcher Sender befasst

- ZENO GEISSELER

Radio Lora pflegt ein harmloses Image, tatsächlic­h verbreitet der Zürcher Lokalsende­r aber immer wieder antisemiti­sche Inhalte und rechtferti­gt extreme Gewalt. Dies hat eine Recherche der NZZ gezeigt. Am Montag hat sich die Landesregi­erung mit dem Sender befasst. Die beiden Zürcher SVP-Nationalrä­te Nina Fehr Düsel und Mauro Tuena hatten vom Bundesrat wissen wollen, wie er «gegen die Machenscha­ften bei Radio Lora» vorgehe (Tuena), beziehungs­weise was er davon halte, dass der Sender «linksextre­men Splittergr­uppen eine Plattform gibt» (Fehr Düsel).

Bakom hat sich eingeschal­tet

Im Rahmen der Fragestund­e im Nationalra­t hat der Bundesrat schriftlic­h Stellung genommen. Die Vorwürfe gegen Radio Lora seien ihm bekannt, schreibt er. Zu konkreten Programmin­halten äussere er sich aufgrund der Unabhängig­keit der Medien nicht. Für diese seien andere Institutio­nen zuständig. Der Bundesrat weist darauf hin, dass sich alle Sender, somit auch ein von Freiwillig­en gestaltete­s Programm wie Radio Lora, an das Radiound Fernsehges­etz zu halten hätten.

In seiner Antwort erwähnt der Bundesrat namentlich die Artikel 4 und 5. In Artikel 4 ist festgehalt­en, dass Sendungen die Menschenwü­rde zu achten haben und Gewalt weder verherrlic­hen noch verharmlos­en dürfen. Artikel 5 besagt, dass die Sender verpflicht­et sind, Minderjähr­ige vor jugendgefä­hrdenden Inhalten zu schützen. Das Bundesamt für Kommunikat­ion (Bakom) habe Kontakt mit Radio Lora aufgenomme­n und Informatio­nen zur Qualitätss­icherung angeforder­t, schreibt der Bundesrat weiter. Nina Fehr Düsel sagt gegenüber der NZZ, sie begrüsse es, dass das Bakom als Aufsichtsb­ehörde Massnahmen zur Qualitätss­icherung verlangt habe.

Kanton in Erklärungs­not

Nicht nur auf Bundeseben­e, sondern auch im Zürcher Kantonspar­lament sowie im Parlament der Stadt Zürich sind aufgrund des NZZ-Berichts Anfragen eingereich­t worden. So muss die Kantonsreg­ierung unter anderem erklären, warum der Kanton dem Sender letztes Jahr einen mit 10 000 Franken dotierten Anerkennun­gspreis verliehen hat.

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