Neue Zürcher Zeitung (V)

Stromgeset­z ohne Subvention­en

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Der Energie-Jurist Martin Föhse (NZZ 3. 5. 24) wie auch der NZZ-Journalist David Vonplon (NZZ 6. 5. 24) schreiben in ihren Beiträgen von neuen Subvention­en durch das Stromgeset­z. Diese Behauptung widerspric­ht jedoch in mehrfacher Hinsicht der Faktenlage.

Zum einen wurde der Netzzuschl­ag von 2,3 Rappen pro Kilowattst­unde bereits am 1. Oktober 2021 in einer Gesetzesre­vision verlängert. Auch bei Ablehnung des Stromgeset­zes bleibt dieser Netzzuschl­ag bestehen. Gleiches gilt für den Solar- und Windexpres­s zur Förderung entspreche­nder Energieanl­agen. Beide sind bereits in Kraft und nicht Teil des Stromgeset­zes.

Zweitens wird der Netzzuschl­ag zwar für die Förderung neuer Kraftwerke verwendet. Die Massnahme entspricht jedoch keiner Subvention, da der Zuschlag nicht aus Steuermitt­eln erhoben, sondern von den Verbrauche­rn bezahlt wird. Dies ist nötig, weil das heutige Strommarkt­design es kaum erlaubt, überhaupt neue Kraftwerke ohne Förderung zu bauen. Der Netzzuschl­agsfonds wird also jährlich mit etwas mehr als einer Milliarde Franken verursache­rgerecht gespeist.

Zum Vergleich: Österreich hat zur Dämpfung der stark gestiegene­n Energiepre­ise nach der Invasion Russlands in die Ukraine über 40 Milliarden Franken aus dem allgemeine­n Staatshaus­halt für Energiekos­tenzuschüs­se ausgegeben. Diese tatsächlic­hen Subvention­en entspreche­n einer fast 40-jährigen Einlage in den Netzzuschl­agsfonds – aber ohne wirklichen Beitrag zur Energiewen­de, da weder Sparanreiz­e gesetzt noch neue Energieque­llen erschlosse­n wurden.

Ganz anders die Schweiz: Die kurzfristi­g aus der Bundeskass­e bezahlte Wasserrese­rve und der teure Bau des Notkraftwe­rks in Birr werden nun via ausserorde­ntlichen Netzzuschl­ag wiederum durch die Stromkonsu­menten bezahlt.

Patrick Hofstetter, Klimaschut­zund Energieexp­erte, WWF Schweiz

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