Die Jugend ist links? Von wegen!
Die AfD ist heute unter jungen Menschen die beliebteste Partei in Deutschland
Seit einigen Jahren verbreitet sich in der deutschen Öffentlichkeit ein scharf konturiertes Bild der Jugend. Darin erstrahlt sie in leuchtend grünen Farben. Spätestens seit Hunderttausende Jugendliche jeden Freitag die Schule schwänzten, um für Klimaschutz zu demonstrieren, gilt die Jugend als verlängerter Arm der Grünen. Sie ist klimabewegt, sie ist progressiv, und der Einsatz für den Planeten kommt bei ihr noch vor dem Einsatz für die eigenen Interessen. Die Rede war gar von einer «Generation Greta».
Dem stellten Politiker und Journalisten eine ältere Generation gegenüber, die angeblich das genaue Gegenteil will. Diversität und progressive Anliegen seien ihr egal, der Kampf gegen den Klimawandel erst recht. Die Jugendlichen sollten die Alten deshalb kräftig aufrütteln, das war die Hoffnung.
Sie sollten ihnen sagen, wie Klimaschutz geht, dann würde sich alles Weitere schon von selbst ergeben. Womöglich sogar die Rettung der Welt.
Sorgen wegen Migrationskrise
All das waren Trugbilder. Das zeigte sich erstmals nach der Bundestagswahl in Deutschland 2021. Unter jungen Wählern waren damals zwei Parteien am beliebtesten: die Grünen und, knapp dahinter, die Liberalen. Das passte nicht ins Bild einer Jugendbewegung, die gewissermassen ganz von allein in die grüne Vorherrschaft münden würde.
In dieser Woche hat sich dieses Trugbild endgültig verflüchtigt. Da erschien die diesjährige Studie «Jugend in Deutschland», eine repräsentative Befragung von Jugendlichen und jungen Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren. Die beliebteste Partei war die AfD. 22 Prozent der jungen Leute gaben an, sie künftig zu wählen. Knapp dahinter folgt die Union, mit 20 Prozent, erst dann die Grünen, mit 18 Prozent.
Wenn man sich die Ergebnisse der vergangenen Jahre ansieht, ist der Befund noch eindeutiger. Keine Partei ist unter jungen Leuten so sehr in der Beliebtheit nach oben geschnellt wie die AfD. Im Jahr 2022 lag sie noch bei 9 Prozent. Und mit Ausnahme der Liberalen ist keine Partei so stark abgestürzt wie die Grünen. Die Mehrheit der jungen Leute in Deutschland denkt heute konservativ oder rechts. Nur eine Minderheit denkt grün.
Dafür finden sich handfeste Gründe, über die die Studie ebenfalls Aufschluss gibt. Den jungen Leuten bereitet die Inflation nach eigenen Angaben die grösste Sorge, darauf folgen die Kriege in Europa und Nahost. Es kommt aber noch etwas hinzu. Kein anderes
Thema hat für Jugendliche dermassen an Relevanz gewonnen wie die Migrationskrise. Vor zwei Jahren waren noch 22 Prozent der Befragten darüber besorgt, in diesem Jahr sind es 41 Prozent. Zudem sind 54 Prozent besorgt wegen der Wohnungsknappheit.
Enttäuscht von der Regierung
All das ist wenig verwunderlich. Junge Leute bekommen die Folgen fehlgeleiteter Politik häufig als Erste zu spüren. Sie können sich keine Wohnung mehr leisten, wenn die Preise wegen Knappheit steigen. Sie werden auf dem Nachhauseweg von der Party belästigt. Und sie gehören zu den Opfern, wenn die Gewalt an Schulen zunimmt. In den Zahlen spiegelt sich deshalb eindrücklich die Enttäuschung über die Politik der deutschen Regierungskoalition. In den Analysen über den Rechtsruck unter jungen Leuten wird aber noch etwas Entscheidendes vergessen.
Jugendliche empfinden es offenkundig als Provokation, AfD-Positionen zu vertreten. Man muss ihnen nur zuhören. Die «Welt» hat das kürzlich getan. Sie hat drei junge Männer zu ihrer politischen Haltung befragt. Alle drei bekannten sich dazu, konservativ zu sein. Sie kritisierten ein Klima an ihrer Schule, in dem Progressive den Ton angeben und in dem Gendern mindestens erwünscht ist. Mehr noch: Sie befürchten Nachteile, wenn sie dagegen aufbegehren.
Eines haben junge Leute schon immer gehasst: Bevormundung, egal welcher Art. Sie begehren auf gegen einen Zeitgeist, den sie als links empfinden. Hauptsache, provozieren. Und am provokantesten ist es eben, wenn man dem ein Bekenntnis zur AfD entgegensetzt.