Neue Zürcher Zeitung (V)

Interview mit Christoph Blocher

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Für die Art und Weise, wie Christoph Blocher zum Umgang der Jungen SVP (JSVP) mit der Jungen Tat argumentie­rt, kennt der Franzose den Begriff des «terrible simplifica­teur» («Die SVP duldet keine Rechtsextr­emen an der Parteispit­ze», NZZ 6. 4. 24).

Es ist beruhigend, dass der Nachrichte­ndienst des Bundes keine derartige Verharmlos­ung pflegt, sondern die rechtsextr­eme Gruppe gezielt auf dem Radar hat. Entscheide­nd dafür ist auch, dass es Verbindung­en gibt zwischen der Jungen Tat und gewaltbere­iten Gruppen in Deutschlan­d, die dort verboten sind.

Der Altbundesr­at würdigt zu Recht die Kraft der Demokratie. Doch genau diese will die Junge Tat ja stürzen und mit ihr die Grundrecht­e und alles, was den Wert der Schweiz ausmacht. Vielleicht würde es sich selbst für Blocher lohnen, etwas ernsthafte­r hinzuschau­en, mit wem sich die JSVP verbündet.

Irène Thomann, Winterthur

Die SVP dulde keine Rechtsextr­emisten an der Parteispit­ze, sagt Blocher. Im Ernst? Ich gehöre zu Blochers Generation und erinnere mich gut. Vor Jahrzehnte­n begann er seinen heiligen Krieg «gegen die Sozialiste­n in allen Parteien», um in bürgerlich­en Parteien soziallibe­rale und christlich­soziale Ketzereien auszutreib­en.

Blocher warnt vor «ausländisc­hen Kontakten» – und applaudier­te mit Martullo-Blocher, Köppel, Glarner und Maurer kürzlich in einem Zürcher Luxushotel dem ungarische­n Despoten Orban für das Konzept einer «illiberale­n Demokratie» (NZZ 22. 11. 23). Ein Modell für die Schweiz?

Die lautesten Verteidige­r des Kriegsverb­rechers Putin finden sich in Blochers neutraler Partei, wie auch die frommsten Trump-Anhänger. Als Justizmini­ster lästerte er über die demokratis­ch legitimier­te Rassismus-Strafnorm. Beim Streit um nachrichte­nlose Vermögen machte er einst mit antisemiti­schem Gemunkel Stimmung gegen jüdische Kläger. Man dulde keine Rechtsextr­emisten an der Parteispit­ze?

Nun, Blocher versucht sie wegzudefin­ieren. Seine Geschichts­klitterung­en, sein notorische­s Verwirrspi­el des Lächerlich­machens, der Reduktion, der Abschweifu­ng, der Irreführun­g und der Verhöhnung sind allerdings erhellend: Die SVP bietet sich als Hort für Rechtsextr­emisten an.

Martin Uebelhart, Oberwil-Lieli

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