«Demokratie braucht Transparenz»
Zu Recht wird im Leitartikel bemängelt, dass gewisse Berichte über die CovidPandemie-Bekämpfung mit geschwärzten Stellen veröffentlicht werden (NZZ 6. 4. 24). Das ist kein Beitrag zur Vertrauensbildung.
Dennoch muss betont werden, dass wir in der Schweiz vermutlich den besten Umgang mit der Pandemie – mindestens europaweit – hatten. Man sollte vielleicht daran erinnern, dass die Pandemie im Tessin böse gewütet hat. Innert weniger Wochen hat der Tessiner Götti meines Sohnes mehrere Verwandte an den Covid-Wildtypus verloren.
Man sollte sich die Bilder aus Bergamo in Erinnerung rufen, wo in Leichenhallen kein Platz mehr war und Covid-Opfer in Kühlwagen aufgebahrt werden mussten. Man hatte damals keine Ahnung, was auf uns zukommt, dafür hat man sehr gemässigt gehandelt: Die Schulen waren bei uns nur wenige Wochen geschlossen, ganz anders als in Deutschland oder Frankreich.
Man durfte hierzulande immer an die frische Luft, ohne Spezialbewilligung, und die finanziellen Corona-Hilfen für Unternehmen durch den Bund waren weltmeisterlich dezentral organisiert, effizient und schnell. Die Maskenpflicht war etwas lästig, aber grundsätzlich harmlos. Aber klar, im Nachhinein weiss man alles besser.
Franz Liebermann, Feldmeilen
Der Leitartikel spricht wichtige Fragen an. Covid-19 war eine weltweite Herausforderung. Die deutsche Bürokratie tobte sich schlimmer aus als die weniger zwanghafte Schweiz.
Auch die WHO-Bemühungen zur Ausweitung ihrer Machtfülle für zukünftige Pandemien werden kritisiert. Aber der Leitartikel greift da zu kurz, wo die Pandemie Eigeninteressen selbstgerechter Institutionen widerspiegelt: nationale Bürokratien, die Ärzteschaft und der Wissenschaftsbetrieb.
Erst die Entwicklung des mRNAImpfstoffes stoppte die Pandemie. Katalin Karikó erhielt für ihren Beitrag den Medizinnobelpreis. Aber der wirkliche Held war Ugur Sahin, CEO von Biontech, der ihr einen Top-Job gab, als die Wissenschaft sie wie Aschenbrödel behandelte.
Wenn wir wirklich etwas lernen wollen, müssen wir die Selbstgerechtigkeit des Wissenschaftsbetriebs und nicht nur jene der Politik analysieren. Aber wer will das schon wissen?
Dr. med. Klaus Rose, Riehen