Reise-Ombudsmann hat genug
Gab es eine Unstimmigkeit zwischen einem Passagier und einer in der Schweiz aktiven Fluggesellschaft, konnte der oder die Geschädigte bislang die Ombudsstelle der Schweizer Reisebranche kontaktieren. Diese versuchte, als neutrale Stelle zu vermitteln.
Doch diese Möglichkeit gibt es ab sofort nicht mehr – zumindest für jene, die ihren Flug direkt bei einer Airline gebucht haben. Walter Kunz (63), seit Juni 2024 als Ombudsman für solche Fälle zuständig, zieht die Reissleine. «Wir bearbeiten nur noch Probleme mit Flügen, die über ein Reisebüro oder einen Reiseveranstalter gebucht wurden», erklärt er im Branchenportal Travelnews.
Warum? Das hat mit der Finanzierung der Ombudsstelle zu tun. Diese wird von der Schweizer Reisebranche – also von Reiseveranstaltern und Reisebüros – alimentiert. Fluggesellschaften sind an dieser Finanzierung nicht beteiligt. «Insofern haben Airlines bisher von unseren Dienstleistungen profitiert, ohne dafür etwas zu leisten», erklärt Kunz gegenüber Blick.
Das ist relevant, weil inzwischen über 20 Prozent aller Fälle auf der Ombudsstelle – rund 200 Streitfragen – ein Problem mit Airlines beinhalten. «Mal wurden Rückflüge ohne Zutun des Passagiers storniert, mal wurden Tickets doppelt belastet, mal ist es ein Gepäckproblem – und weil die Konsumenten bei der Airline nicht durchkommen, wenden sie sich an uns», so Kunz. Doch er ist nicht gewillt, weiterhin «Gratis-Arbeit für die Airlines» zu leisten.
Kunz hat zunächst die Swiss kontaktiert. Diese hat ihn ans Board of Airline Representatives (BAR) verwiesen. Dieser Branchenverband vertritt rund 40 Fluggesellschaften, die in der Schweiz aktiv sind. Logisch: Problemfälle gibt es nicht nur mit der Swiss, sondern auch mit anderen Airlines, die ab Schweizer Flughäfen fliegen. Doch einen «nicht kostendeckenden» Finanzierungsvorschlag von Kunz lehnen die Airline-Vertreter ab. «Die hätten pro Airline nicht einmal 1000 Franken pro Jahr bezahlen müssen», so Kunz.
Grundsätzlich ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) die offizielle «Durchsetzungsstelle für Passagierrechte». Deshalb verweisen die Airlines ans Bazl. Dessen Sprecher Christian Schubert bestätigt dies und erklärt gegenüber Blick, dass das Bundesamt im vergangenen Jahr rund 7000 Anzeigen von Fluggästen behandelte.
Kunz bedauert, dass die Airlines dieser Form von Kundendienst so wenig Wichtigkeit beimessen.
Blick hat die Swiss auf die Entwicklung beim Ombudsman angesprochen. Die Airline verzichtet aber auf eine Stellungnahme und verweist an das BAR. Unsere Anfrage dort ist noch pendent.