Blick

Tapolas Goalie-Bingo «ist keine gute Taktik»

Meistergoa­lie Flüeler kritisiert den SCB

- STEPHAN ROTH

Berns Trainer Jussi Tapola (49) holte am Montag bei der 2:6-Pleite in Zug seinen Goalie Philip Wüthrich (26) nach dem 0:2 schon zweieinhal­b Minuten vor der ersten Pause vom Eis und wechselte Adam Reideborn (32) ein. Er habe sein Team aufwecken wollen, sagte der Finne. Der Versuch scheiterte – der SCB ging 2:6 unter und steht in der Serie (Stand 2:3) mit dem Rücken zur Wand.

Tapolas Goalie-Bingo sorgte bei vielen für Erstaunen. Blick wollte von den ehemaligen Meister-Goalies Marco Bührer (44, Champion 2004, 2010, 2013 und 2016 mit dem SCB) und Lukas Flüeler (35, Meister 2012, 2014 und 2018 mit den ZSC Lions) wissen, was sie davon halten.

«Für mich ist das keine gute Goalie-Taktik des SCB», sagt Flüeler. «Ich bin kein Fan davon, wenn man den Goalie hin und her wechselt.» Dabei stört sich der Ex-Keeper, der jüngst zum zweiten Mal Vater einer Tochter wurde, weniger an den Auswechslu­ngen während der Spiele, sondern am Umstand, dass Tapola im vierten

Spiel (3:2) Wüthrich anstelle von Reideborn ins Tor stellte.

Aus seiner Sicht hätte sich Tapola zum Ende der Quali auf eine klare Nummer 1 festlegen sollen. «Ich habe es immer sehr geschätzt, wenn der Trainer sich festlegte. Das war bei Bob Hartley und auch bei Marc Crawford so.» Bührer sieht das anders. «Diese Zeiten sind vorbei!», sagt er. «Tapola hat ‹Figgi und Müli›. Das war früher noch ganz anders. Mit der Erhöhung der Ausländer-Anzahl ist das Angebot von guten Goalies gestiegen. Beide Goalies wussten, worauf sie sich einlassen.» Bührer findet, dass «der SCB eigentlich ein geiles Goalie-Duo» habe und bescheinig­t Wüthrich weitere Fortschrit­te in dieser Saison.

Der frühe Wechsel sei für Wüthrich unverdient gewesen. «Doch ich kann verstehen, dass der Coach versucht hat, etwas zu ändern», so Bührer, der selbst in den Playoffs schon mehrfach ausgewechs­elt worden war. Zum Beispiel bei einer 2:8-Klatsche im Halbfinal 2013 in Zug, als ihn Antti Törmänen nach dem 2:6 vom Eis holte. Der SCB wurde danach Meister. Bührer glaubt nicht, dass Tapolas Wechsel Schaden an der Psyche der Goalies anrichten. «Beide sind so gefestigt.» Und Flüeler? «Als Wüthrich würde es mich nicht stören. Als Reideborn würde es mich aber nerven. Ich hätte Reideborn den Startplatz nie weggenomme­n. Im Spiel kann man den Goalie schon auswechsel­n. Crawford hat mich auch mehrmals in den Playoffs rausgeholt. Doch es war klar, dass ich in der nächsten Partie wieder im Tor stehe.» Im Halbfinal 2014 gab der Zürcher gegen Servette im Spiel nach einer Auswechslu­ng zweimal die Antwort mit einem Shutout – und feierte später den Titel.

Wen würden die beiden ehemaligen Meister-Keeper heute Mittwoch beim SCB ins Tor stellen? Bührer: «Wüthrich.» Flüeler: «Reideborn.» Prognose: Tapola dürfte wie Flüeler denken.

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 ?? ?? Feierabend Philip Wüthrich wurde noch im ersten Drittel durch Adam Reideborn ersetzt.
Feierabend Philip Wüthrich wurde noch im ersten Drittel durch Adam Reideborn ersetzt.
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Wen stellt Jussi Tapola in Spiel 6 ins Tor?

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