Blick

Diese Nati ist auf Shaqiri angewiesen

- SEBASTIAN WENDEL TEXT UND TOTO MARTI FOTOS AUS DUBLIN

Da ist das Grinsen. Und der Blick, der sagt: «Seht her – ich habs ja gesagt!» Soeben hat Xherdan Shaqiri in Dublin das Skore eröffnet. Es ist sein 30. Länderspie­ltor im 121. Einsatz. Auf eine Art und Weise, wie halt nur er das kann in diesem Team: Ein Blick, zwei Schritte Anlauf, der freche Schlenzer durch die irische Abwehrmaue­r – und die Schweiz führt 1:0. Dass Goalie Gavin Bazunu in dieser Szene keine gute Figur abgibt. Geschenkt!

Ebenso geschenkt: Dass Shaqiri sich gegen Irland seine Künstlerpa­usen nimmt. Sich Mitte der ersten Halbzeit einen gefährlich­en Fehlpass leistet. Solange das Team für ihn aufräumt, ist das verschmerz­bar.

Weil die Mitspieler wissen: Auf Shaqiri-Momente wie in der 23. Minute sind sie angewiesen.

Auch an der EM kommenden Sommer in Deutschlan­d, an der die Nati in den Gruppenspi­elen gegen Ungarn und Schottland vielmehr zähe Pflichterf­üllung statt ein Schaulaufe­n erwartet.

Gemessen am Fakt, dass abgesehen von Shaqiris Freistosst­or nicht viel geht in der Schweizer Offensive, wirken die Diskussion­en aus den letzten Tagen wie ein schlechter Witz. Nein, die Nati kann sich einen Shaqiri auf der Bank nicht leisten.

Zwar öffnete Murat Yakin höchstpers­önlich zuletzt mit seinen Aussagen die Tür zur Polemik um den Chicago-Profi, dürfte sich aber im Klaren sein, dass er auf Shaqiri angewiesen ist. Und darum ein Auge darauf haben, dass sein Offensiv-Ass in den

USA weiter an Form gewinnt.

Shaqiri selber haben die Diskussion­en kaltgelass­en. Am Samstag sagte er noch: «Man muss Spieler aufstellen, die im richtigen Moment Leistung zeigen können.» Ein Fingerzeig auf seine wichtigen Tore und Assists, mit denen er seit der WM 2014 an jedem Turnier zur entscheide­nden Figur wurde.

Nach 75 Minuten hat Shaqiri Feierabend. Er reist mit der Gewissheit zurück, dass an ihm auch an der EM kein Vorbeikomm­en ist. Wichtiger ist die Frage nach dem passenden Partner. Yakin hoff t auf Breel Embolo, der «nicht zu ersetzen» sei. Sollte dieser nicht rechtzeiti­g in Form kommen, dürfte die Alternativ­e Zeki Amdouni heissen. Dass das Duo funktionie­rt, hat es schon bewiesen. In Irland ist es Amdouni, der den entscheide­nden Freistoss herausholt.

Seit 2014 war Shaqiri an jedem Turnier entscheide­nd.

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