« Ich muss den Kopf extrem bei der Sache haben»
Blick triff t Claudio Zuccolini (53) in den SRF-Studios in Zürich-Leutschenbach. Gerade hat er einen Probedurchlauf der neuen Sendung «Wie tickt die Schweiz?» hinter sich, die heute (SRF 1, 20.10 Uhr) erstmals ausgestrahlt wird.
Herr Zuccolini, wie fühlen Sie sich vor der Feuertaufe? Claudio Zuccolini: Die Show ist unglaublich abwechslungsreich, überraschend und sehr nahe beim Publikum, es werden sich viele angesprochen fühlen. Deshalb bin ich sehr optimistisch. Wie sind Sie zu dieser Sendung gekommen?
B&B Endemol Shine hat mich schon sehr früh angefragt, ob ich zur Auswahl stünde, als sie mit dem Konzept auf SRF zukamen. Früher habe ich bei Anfragen zu TV-Formaten noch gebibbert, ob es klappt, heute nehme ich es ruhiger. Dann habe ich lange nichts mehr gehört und die Sache schon fast vergessen. Bis der entscheidende Anruf kam: «Ja, du darfst diese Kiste machen.» Ich habe mich riesig gefreut. Denn es ist wirklich das erste Mal, dass ich eine so grosse Sendung an einem Samstagabend moderieren darf. Das hier ist etwas ganz Spezielles, in «meinem eigenen» Studio, mit «eigener» Garderobe und mit einem grossen und tollen Team. Alle Beteiligten haben sehr viel Vorarbeit geleistet. Auf Ihrer Website steht noch «Momentan hat Claudio Zuccolini keine eigene Show im TV»... Hui, ja, das muss ich dringend ändern (lacht). Das ging bisher vergessen, danke für den Hinweis.
Wie regelmässig ist «Wie tickt die Schweiz?» geplant?
Dieses Jahr gibt es zwei Sendungen, die zweite folgt voraussichtlich Ende Oktober. Wie es 2025 exakt weitergeht, werden wir sehen, Pläne für mehr Folgen sind da. Noch habe ich aber nicht alle anderen Engagements ganz zur Seite gestellt. Das wäre ein gar kleines Pensum...
Was macht diese Show einzigartig? 100 Leute, die eine Frage beantworten, gibts auch bei Angélique Beldner.
Wie es der Titel sagt, möchten wir schauen, wie die Schweiz tickt. Und weil wir nicht neun Millionen Menschen ins Studio bringen, beschränken wir uns auf 100. Die werden möglichst unterschiedlich ausgewählt, jung/alt, Stadt/Land, 50 Männer/50 Frauen. Wir fühlen ihnen auf den Zahn. Was sagen sie zu heiklen Fragen? Manche Antworten erfolgen anonym, damit sie sich nicht outen müssen. Beispielsweise, wenn es um den Lohn geht. So können sie wirklich ehrlich sein. Es gibt aber auch viele harmlosere Fragen, bei denen wir Antwortende zu Wort kommen lassen. Ich erhoffe mir davon viel Interaktion mit den drei prominenten Schätzteams und den 100 Leuten in der «Wand». Dann haben wir eine Psychologin, Sereina Venzin, die die Antworten fachlich einordnet. Im Ganzen habe ich eine solche Sendung noch nirgends gesehen.
Und Sie sind die Schnittmenge? Der perfekte Durchschnittsschweizer?
(lacht) Eher die Vermittlungsstelle zwischen Schätzenden und Antwortenden. Selber bin ich sicher auch ein wenig durchschnittlich. Meinen Beruf mal ausgenommen, wobei ich mich dort auch oft mit dem ganz normalen Alltag beschäftige. Für meine Comedy-Nummern beobachte ich Leute, und es fallen mir Verhaltensweisen auf, die sich oft wiederholen und die ich auf der Bühne verarbeite. So bin ich Beobachter und Experte der Durchschnittlichkeit. Aber als Mensch eigentlich nicht aussergewöhnlich.
Wo tanzen Sie nebst dem Beruflichen dennoch aus der Reihe?
Ich bin seit 25 Jahren verheiratet. Wenn man sich umhört, sind Trennungen und Scheidungen leider oft ein Thema.
Was sagen Sie zur Auswahl der sechs Prominenten, die drei Schätzteams bilden? Mit dabei sind Nadia Goedhart und Gülsha Adilji, Adrian Vogt alias Aditotoro und Rainer Maria Salzgeber sowie Florian Ast und Jacqueline Badran.
Hier hatte ich kein Mitspracherecht. Der Alters- und Geschlechtermix war wichtig. Die oberste Priorität war: Das Publikum soll die Leute auf Anhieb kennen. Zu den Paarungen konnte ich ebenfalls nichts sagen, es sind sehr überraschende Konstellationen (lacht). Ich kenne fast alle persönlich. Das macht es einfacher und lockerer. Wie übt man eine Show wie diese ein?
Wir sind schon seit Monaten dran und passen einzelne Mo
derationselemente auf mich an. Am Anfang wirkte alles sehr komplex. Erst mit den Durchlaufproben nahm die Show für mich Gestalt an. Und ich habe gemerkt: Das ist extrem fordernd und braucht einen langen Schnauf, denn die Sendung dauert mehr als zwei Stunden. Es gibt keine längeren Werbepausen und keinen Showblock. Ich muss den Kopf enorm bei der Sache haben und fokussiert bleiben. Schauen Sie persönlich andere Quizshows? Was mögen Sie besonders?
Ganz klar: «Wer wird Millionär?». Ich durfte 2011 für 3+ selber drei Folgen moderieren, bevor das Vorhaben aus Kostengründen eingestellt wurde. Das wurde in Köln im OriginalStudio aufgezeichnet, deshalb habe ich auch einen stärkeren Bezug dazu. Ich schaue noch heute regelmässig rein.