«Es war eine Frage der Zeit»
Bob-Stars sauer nach Schweizer Sturz-Drama
Die Bob-Welt ist nach dem brutalen Crash und der schweren Verletzung von Schweizer Anschieber Sandro Michel (27) nicht mehr dieselbe wie vorher. Zwar wurde gestern das nach dem Michel-Drama abgebrochene Training nachgeholt – aber rund um den Eiskanal mischte neben der Sorge um Michel auch viel Ärger mit.
Viele der Athletinnen und Athleten haben die Schnauze voll. Der britische Anschieber Greg Cackett (34, Bild), der mit seinem Instagram-Profil The Breakman eine Art inoffizieller Athletensprecher ist, schreibt: «Ein gewisses Risiko gehen wir in unserem wunderbaren Sport bewusst ein. Es ist aber inakzeptabel, auf welche Weise sich einer unserer Besten schwer verletzt hat.»
Der beim Sturz aus dem Bob gefallene Anschieber, der kopfüber aus dem ansteigenden Zieleinlauf wieder zurück in die Bahn rutschte, wurde vom eigenen Schlitten überrollt. Ein Viererbob wiegt mit drei Insassen rund eine halbe Tonne. Eine tödliche Gefahr in der Eisrinne, wie Michels zwischenzeitlich lebensgefährliche Verletzungen an Brustkorb, Becken und Oberschenkel zeigen. Ein Desaster mit Ansage. Gerade in Altenberg sei die Furcht vor einem solchen Zwischenfall schon länger gross.
Cackett schreibt: «Es war eine Frage der Zeit, bis auf dieser Bahn ein solcher Crash passiert, wenn wir uns ansehen, wie gestürzte Schlitten gestoppt oder eben nicht gestoppt werden. Das muss sich ändern.» Die heftige Kritik richtet sich gegen den Weltverband IBSF, aber auch gegen die Organisatoren von Altenberg. Streckenposten, die gestürzte Schlitten vor dem Zurückrutschen stoppen könnten, waren im Zielauslauf offenbar nicht vorhanden. Dazu wurde die sowieso schon gefährliche Bahn enorm schnell präpariert. Selbst die weltbesten Piloten wie Vogt und Weltcup-Leader Johannes Lochner (33) stürzten. Auch einer von Lochners Anschiebern ist verletzt und fällt aus.
Gegenüber Blick will Altenberg-Streckenchef Jens Morgenstern den verheerenden Trainingstag nicht kommentieren.
Dafür redet Cackett Klartext. «Es gibt einige Sicherheitsbedenken in unserem Sport.
Wir Athleten müssen diese nun mit Nachdruck bei der IBSF platzieren. Wir organisieren am Freitag ein Treffen. Dieses Meeting steht allen offen, die Ideen für den Weltverband haben, die Gesundheit und Sicherheit der Athleten zu verbessern», schreibt The Breakman. Er erhält im Netz viel Zuspruch. Auch Rekordweltmeister Francesco Friedrich (33) und dessen StarAnschieber Thorsten Margis teilen den Beitrag. Von den Schweizer Piloten macht es Simon Friedli (32) genauso. Das zeigt: Auch die Stars stehen hinter der Forderung, dass jetzt etwas passieren muss.