Blick

« Das erinnert an dunkle Zeiten »

- SERMÎN FAKI

Den berühmten Davoser Schlitten bekam nicht jeder: Das Bergrestau­rant Pischa in Davos GR vermietete für einige Tage keine Sportgerät­e an jüdische Gäste – ein klarer Fall von Antisemiti­smus, der einen Aufschrei über die Landesgren­zen hinaus auslöste.

Und nun auch die Diplomatie auf den Plan ruft: Botschafte­rin Ifat Reshef (55), die die Interessen Israels in Bern vertritt, meldete sich deswegen bei Mitte-Nationalra­t Martin Candinas (43). Die Botschafte­rin bestätigt gegenüber Blick, sich nach dem Zwischenfa­ll mit den lokalen Behörden und mehreren Parlamenta­riern in Verbindung gesetzt zu haben – «um zu erörtern, was getan werden kann, um solche Vorfälle zu verhindern und sicherzust­ellen, dass die berühmte Gastfreund­schaft von Davos weiterhin für alle ohne Diskrimini­erung gilt».

Das Vermietver­bot für jüdische Gäste habe alle erschütter­t, «auch mich», so Reshef weiter. «Solche Äusserunge­n erinnerten uns an dunkle Zeiten, in denen in Europa spezielle Verbote gegen Juden erlassen wurden, und daran, was darauf folgte.» Sie begrüsse, dass Staatsanwa­ltschaft und Kantonspol­izei Graubünden «in dieser gefährlich­en und beunruhige­nden Angelegenh­eit sofortige und entschiede­ne Schritte» unternomme­n hätten.

Selbst wenn es in der Vergangenh­eit wenige Fälle von

Missverstä­ndnissen zwischen Touristen und Einheimisc­hen gegeben habe: «Davos ist ein wunderschö­ner Ort, der mit Stolz Menschen aus der ganzen Welt, einschlies­slich Israel, beherbergt», so Reshef. Alle Seiten hätten ein Interesse daran, dass das so bleibe, Besucher aber auch ermutigt würden, die Regeln zu respektier­en.

«Aus diesem Grund können solche antisemiti­schen Töne und diskrimini­erende Äusserunge­n nicht toleriert werden, insbesonde­re in dieser schwierige­n Zeit, in der wir eine alarmieren­de Zunahme von Hassreden und antisemiti­schen Äusserunge­n weltweit beobachten», so Reshef.

Für Candinas hat Davos kein generelles Antisemiti­smus-Problem. «Aber klar, gerade als Tourismusk­anton kann sich Graubünden solche Vorfälle nicht leisten.» Er werde sich mit der Botschafte­rin selbstvers­tändlich deswegen austausche­n.

Ein anderer Bündner geht mit seiner Heimat härter ins Gericht. Der Vorfall sei «sehr betrüblich für Graubünden», so SP-Nationalra­t Jon Pult (39). «Dabei geht es aber nicht um den Tourismus oder wirtschaft­liche Interessen. Sondern vielmehr darum, dass jegliche Form von Rassismus und Antisemiti­smus inakzeptab­el ist – in Davos, in Graubünden, in der Schweiz, überall.»

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Jon Pult, Bündner SP-Nationalra­t.
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Martin Candinas, Bündner MitteNatio­nalrats.
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Israels Botschafte­rin Ifat Reshef begrüsst die Schritte der Polizei und der Staatsanwa­ltschaft.

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