Ein Hohn für alle, die dringend eine Wohnung brauchen
Ich
hätte mir mehr erhoff t. Viel mehr. Von diesem runden Tisch, den Bundesrat Guy Parlemin (64, SVP) einberufen hat. Hatte ich zu hohe Erwartungen? Man mag es mir verzeihen. Die x-monatige Wohnungssuche frustriert mich zusehends. Hat der runde Tisch brauchbare Ideen hervorgebracht? – Nein. Meiner Meinung nach sind die präsentierten Massnahmen nur heisse Luft.
Sie werden an den langen Warteschlangen der Wohnungssuchenden mittelfristig nichts ändern. Kurzfristig erst recht nicht. Bundesrat Parmelins Ideen wie Verdichten, schnellere Bewilligungsverfahren oder der Bau von Wohnungen in Arbeitszonen sind löblich. Die Wirkung aber lässt auf sich warten.
Die Hälfte der gestern präsentierten Massnahmen wird nun erst einmal geprüft. Beim akuten Wohnungsmangel ein Hohn für alle, die dringend ein bezahlbares Dach über dem Kopf benötigen. Bei der grössten Baustelle wird sowieso nichts geschehen: den hohen Angebotsmieten.
Die Mietpreise also, zu denen Wohnungen auf dem Wohnungsmarkt aktuell angeboten werden. Sie sind horrend. Mietkosten sind einer der grössten Wohlstandsvernichter in der breiten Schweizer Bevölkerung. In mehreren Städten sind die Angebotsmieten in den letzten 20 Jahren deutlich stärker gestiegen als die Löhne.
Die hohen Bodenpreise sind ein zentrales Problem. Das Raumplanungsgesetz verknappt das Angebot. Und das knappe Angebot triff t im Gegenzug auf eine grosse Zuwanderung. Es bräuchte mutige Ideen. So müssten die Bodenpreise zumindest teilweise der Spekulation entzogen werden. Und die Baukosten müssten sinken. So würden sich Projekte für Bauherren wieder vermehrt lohnen. Wir sind ein Volk von Mietern. Erschwingliche Mieten sind der grösste Hebel im Sinn des «Gemeinwohls», von dem Bundesrat Parmelin spricht.
Vage Ideen statt baldige Lösungen also. Bei mir steht heute die nächste Besichtigung auf dem Programm. Hoffnungsvoller bin ich nicht geworden.