«Sie ist weniger vorbelastet als Hillary Clinton»
Kamala Harris könne nicht Präsidentin werden, weil sie keine Kinder habe und Sorgen von Eltern nicht nachvollziehen könne, so einige Trump-Verbündete. Andere kritisieren, sie werde nur Kandidatin der Demokraten, weil sie für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion stehe. Hohe Republikaner warnen darauf: Harris solle allein für die Politik ihrer Regierung kritisiert werden, es gehe nicht um «ihre ethnische Zugehörigkeit oder ihr Geschlecht.» Allerdings zeigen die Debatten und Warnungen, dass es darum sehr wohl geht. Wir haben die Politologin Cathryn Clüver Ashbrook von der Bertelsmann
Stiftung dazu befragt.
Wie verhält sich eine Frau, die us-Präsidentin werden will?
Sie darf nicht die Fehler machen, die vor ihr Hillary Clinton gemacht hat, also kalt-kalkulierend oder überheblich-elitär zu wirken. Sie muss Menschen nah sein – aber mit starkem Bewusstsein und Verständnis für ihre eigene Politikausrichtung. Sie muss Wärme ausstrahlen, um sich jetzt noch einmal neuen Wählergruppen vorzustellen, die sie bislang nicht erreichen konnte.
sind die usA für eine Präsidentin bereit?
Frauen haben eine starke Präsenz in der US-Politik aufgebaut. Kommt Harris jetzt in die
Position der Spitzenkandidatin, ist sie in dieser Rolle weniger vorbelastet als Hillary Clinton. So erklärt sich auch die aktuelle Begeisterung unter Demokraten: Die Möglichkeit wurde eröffnet, das Bild einer Politikerin zu schaffen, das sich von einer anderen Politikergeneration ganz absetzt.
Ist es ein Vor- oder ein nachteil, in diesem Rennen eine Frau zu sein?
Für das Bild Amerikas in der Welt ist es meiner Meinung nach heilsam und notwendig. Dabei steht Harris’ Kurs ganz im Gegensatz zu der frauenfeindlichen – man kann es nicht anders sagen – Ausrichtung der Gegenseite. Und: Mitt
lerweile sind 51 Prozent der Wahlberechtigten in den USA Frauen. Und das sind intelli
gente Wählende, die sich genau anschauen, wer ihre Interessen wirklich vertritt.