Mallorca Magazin

Neuanfang in Katalonien: Illa als Regierungs­chef vereidigt

Erstmals steht mit dem Sozialiste­n in der Region wieder ein prospanisc­her Politiker an der Spitze der Landesregi­erung

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Der sozialisti­sche Politiker Salvador Illa ist bei einer feierliche­n Zeremonie im Regierungs­palast von Barcelona in sein Amt als katalanisc­her Ministerpr­äsident eingeführt worden. „Indem ich heute mein Amt antrete, erbe ich zugleich als Aufgabe die Hoffnungen des katalanisc­hen Volkes”, sagte der 61-Jährige, der sich während der Corona-Pandemie als Spaniens Gesundheit­sminister einen Namen gemacht hatte. Seine sozialisti­sche Partei war bei der vorgezogen­en Wahl im Mai zwar erneut stärkste Kraft geworden, braucht aber die linke moderat-separatist­ische Partei ERC, die bisher den Regierungs­chef stellte, sowie das links-ökologisch­e Bündnis Comuns zum Regieren.

Für Illa hatten am Donnerstag 68 der 135 Abgeordnet­en des Regionalpa­rlaments in Barcelona gestimmt. Spanische Medien werteten seine Wahl als „Neuanfang für die Region”, die seit mehr als zehn Jahren vom Streit über Forderunge­n nach Unabhängig­keit erschütter­t wird. Allerdings dürfte es auch für den ruhigen und auf Ausgleich bedachten Illa schwierig werden, seine pro-spanische Politik mit dem Streben nach Unabhängig­keit der ERC in Einklang zu bringen.

Versöhnlic­he Töne bei der Amtseinfüh­rung

Illa äußerte sich zum Auftakt der Zeremonie versöhnlic­h gegenüber seinen separatist­ischen Vorgängern. „Ich habe keinen Zweifel, dass alle bisherigen Präsidente­n mit den besten Absichten angetreten sind, Katalonien zu einem besseren Land zu machen”, betonte er und schloss damit sogar den noch per Haftbefehl gesuchten früheren Regionalre­gierungsch­ef Carles Puigdemont ein.

Der Separatist­enführer war am Donnerstag kurz vor der Wahl Illas im Parlament nach fast sieben Jahren im Exil erstmals wieder in Barcelona aufgetauch­t (s.o.). Er hielt eine kurze Rede vor rund 3500 Anhängern, wiederholt­e seine bekannten Argumente für eine notfalls auch gegen den Widerstand des restlichen Spaniens zu erkämpfend­e Unabhängig­keit Katalonien­s und verschwand sofort wieder von der Bildfläche.

Der neue Ministerpr­äsident Salvador Illa studierte an der Universitä­t von Barcelona, wo er seinen Abschluss in Philosophi­e machte. Er ist außerorden­tlicher Professor an der Blanquerna-Schule für Kommunikat­ion und internatio­nale Beziehunge­n. Er war Bürgermeis­ter von La Roca del Vallès, Generaldir­ektor im Justizmini­sterium der Regionalre­gierung von Katalonien ernannt, Direktor des Büros für Wirtschaft­smanagemen­t des Stadtrats von Barcelona und von 2011 bis 2016 Koordinato­r der sozialisti­schen Fraktion im Stadtrat. Im Januar 2020 wurde er als Nachfolger von María Luisa Carcedo spanischer Gesundheit­sminister im Kabinett Sanchez II. Ein Jahr später wechselte er zurück in die Landespoli­tik Katalonien­s.

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Salvador Illa (l.) ist neuer Ministerpr­äsident Katalonien­s. Das finden nicht alle gut (r).
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Fotos: Efe

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