Muttergottes auf dem Sterbelager
Alter Brauch zu Mariä Himmelfahrt: 78 Kirchen auf Mallorca stellen das „Llit de la Mare de Déu” aus
Der 15. August ist in Spanien ein unumstößlicher Feiertag, so sicher wie das Amen in der Kirche. In Letzterer wird an diesem Tag Mariä Himmelfahrt gefeiert. Doch auch für all diejenigen, die mit Religion wenig oder nichts am Hut haben, ist er als Brückentag sakrosankt.
Auf Mallorca versteht es die katholische Kirche allerdings trotz des Trends zur Säkularisierung, zu Mariä Himmelfahrt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit vermehrt auf ihre Gotteshäuser zu lenken. Wie? Mit einer Jahrhunderte alten Tradition: dem Llit de la Mare de Déu. Mit Llit, dem Bett, ist das Sterbelager der Muttergottes gemeint, das in den Kirchen mit der liegenden Marienfigur ausgestellt wird. Dieser
Brauch, der in den Herrschaftsgebieten der Krone von Aragonien, vor allem aber auf Mallorca verwurzelt ist, wurde auf der Insel bereits im 16. Jahrhundert dokumentiert.
Es mag zu den Zeichen der Zeit gehören, dass diese Tradition wie viele andere auch wieder auflebt, Tendenz steigend. In diesem Jahr werden die Sterbebetten der Muttergottes in 78 Pfarrgemeinden der Insel aufgestellt, je nach Kirche in der Regel bis 18. oder 22. August. Auf der Website maioricasacra.org/assumpcio sind diese
Gotteshäuser samt Besichtigungszeiten aufgeführt, allerdings nur auf Katalanisch.
Eine Besonderheit ist das zeitgenössische Muttergottes-Bett, das der ehemalige Galerist und heutige Präsident der Kulturerbe-Stiftung Amics del Patrimoni, Joan Guaita, jedes Jahr kuratiert. Dieses Jahr hat die in Valldemossa lebende US-amerikanische Künstlerin Natasha Zupan die Marienfigur unzugänglich in mehreren Metern Höhe auf eine mit Tüchern bedeckte Notfalltrage gebettet, unter der man hindurchgehen kann. Besichtigen kann man die Installation „Intervención Celestial” (Himmlischer Eingriff) bis 18. August täglich von 11 bis 13 und 18 bis 20 Uhr in der Kirche Sagrats Cors im Carrer Sant Gaietà in Palma.
Zeitgenössisches Marienbett von der Künstlerin Natasha Zupan