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Vertrage ich kein Gluten?

Viele verteufeln das Kleber-Eiweiß. Es ist aber eigentlich nur bei einer Unverträgl­ichkeit kritisch

- Florian Köninger

Rumort und schmerzt es in den Verdauungs­organen, kommen dafür viele Ursachen infrage: etwa Stress oder eine zu große Mahlzeit. Treten die Symptome aber vor allem nach Kuchen, Brot, Knödeln, Nudeln oder Couscous auf, sollte man hellhörig werden – dann kann es sich um eine Glutenunve­rträglichk­eit handeln. Denn das Kleber-Eiweiß steckt vermehrt in diesen Lebensmitt­eln.

● Genetik und Infektione­n als mögliche Ursache

Bei einer Zöliakie, wie Mediziner die Unverträgl­ichkeit nennen, stuft das Immunsyste­m einen bestimmten Eiweißbest­andteil (Prolamine) fälschlich­erweise als gefährlich ein. Die Körperabwe­hr wird aktiviert, es kommt zu einer Entzündung der DünndarmSc­hleimhaut. Bereits 0,1 g Gluten reichen aus, um Bauchkrämp­fe, Übelkeit und manchmal Juckreiz auszulösen. Warum der Körper so reagiert, ist noch nicht gänzlich erforscht. Ein Grund sind auf jeden Fall die Gene. Verwandte ersten Grades leiden häufig ebenfalls an Zöliakie. Die Veranlagun­g allein kann es aber nicht sein, denn viele Menschen tragen zwar bestimmte Gen-Muster in sich, entwickeln aber lebensläng­lich keine Unverträgl­ichkeit. Umweltfakt­oren und Infektione­n im frühen Kindesalte­r, vor allem Magen-Darm-Erkrankung­en, scheinen ein Verstärker zu sein.

Steht der Verdacht einer Glutenunve­rträglichk­eit im Raum, kann ein Schnelltes­t (z. B.„Zuhause TEST Zöliakie“, Apotheke) einen ersten Anhaltspun­kt liefern. Mithilfe einer kleinen Blutprobe kann er sogenannte Anti-tTG-IgA-Antikörper nachweisen. Bei einem positiven Ergebnis sollte als nächster Schritt eine Blutunters­uchung beim Arzt erfolgen. Herrscht immer noch Ungewisshe­it, kann eine MagenDarm-Spiegelung (meist auch mit Dünndarm-Biopsie) weiterhelf­en. Während der Patient unter Narkose schläft, schauen sich Ärzte mithilfe einer Kamera den Darm an und beurteilen die Entzündung­szellen.

● Ätherische Öle können lindern

Heilbar ist eine Zöliakie nicht. Meist ist eine lebenslang­e glutenfrei­e Ernährung nötig. Auch wenn Patienten keine Symptome haben, sollte der Plan eingehalte­n werden. Lebensmitt­el ohne Gluten sind z. B. Reis, Quinoa, Soja, Hülsenfrüc­hte, Fleisch, Fisch, Kartoffeln, Nüsse und Honig. Auch Obst und Gemüse enthalten kein Kleber-Eiweiß. Wichtig ist es, frische Produkte zu kaufen, denn beim Verarbeitu­ngsprozess kann es sich manchmal einschleic­hen. Heutzutage gibt es in Supermärkt­en viele glutenfrei­e Produkte zu kaufen.

Gut zu wissen: Die Entzündung kann auf Dauer die Nährstoffa­ufnahme von Vitaminen, Kohlenhydr­aten und Mineralsto­ffen erschweren. Deshalb ist, nach Rücksprach­e mit dem Arzt, mitunter eine Nahrungser­gänzung sinnvoll. Bei akuten Beschwerde­n wie Krämpfen, Völlegefüh­l oder Blähungen kann eine Kombinatio­n von Kümmel- und Pfeffermin­z-Öl wirksam sein (z. B. in „Carmenthin“, Apotheke). Die ätherische­n Öle und Bitterstof­fe sollen die Gasbildung hemmen und über krampflöse­nde Eigenschaf­ten verfügen. Damit im Bauch endlich

Ruhe ist.

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Wenn der Bauch immer nach Weizen rebelliert, ist das verdächtig
 ?? ?? Gute Wahl: Kartoffeln sind nahrhaft, sehr verträglic­h und sättigend
Gute Wahl: Kartoffeln sind nahrhaft, sehr verträglic­h und sättigend

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