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SUVs unerwünsch­t!

Paris will große und schwere Autos mit drastisch höheren Parkgebühr­en aus der Stadt drängen. Am Ende dürfte der Aufwand höher sein als der Nutzen

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Es klingt erst mal nach einem guten Plan, dem schneller Applaus sicher ist. Doch wie so oft lohnt es sich, die Sache etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und differenzi­erter zu betrachten. Ⅸ Zunächst die Fakten: Mit knapper Mehrheit haben Wahlberech­tigte in Paris befürworte­t, dass Parkgebühr­en für SUVs und vergleichb­are Fahrzeuge verdreifac­ht werden. Allerdings lag die Wahlbeteil­igung unter sechs Prozent. Nur etwa 80 000 von 1,3 Millionen Bürgern haben also ihre Stimme abgegeben. Für was sie eigentlich gestimmt haben, dürfte manchem dabei nicht ganz klar gewesen sein. Denn ob Größe oder Gewicht oder gar beides für die Klassifizi­erung herangezog­en werden, weiß zum jetzigen Zeitpunkt niemand so genau.

Ⅸ Ginge es vorwiegend um den Parkraum, müsste die Länge eines Fahrzeugs das entscheide­nde Kriterium sein. Aber da kommen SUV-Gegner schnell in Erklärungs­not. Wie die Grafik zeigt, sind SUVs gar nicht so lang, wie gemeinhin vermutet wird. Ganz viele und volumensta­rke Modelle wie der neue Volvo EX30 sind sogar kürzer als ein VW Golf. Das gilt genauso für den Audi Q2, den Jeep Renegade und ein halbes Dutzend weiterer vergleichb­arer Modelle.

Ⅸ Eine Klasse höher ein ähnliches Bild. Limousinen wie der Audi A4 oder der 3er BMW sind über 20 Zentimeter länger als ein Opel Grandland. Und wer hätte gedacht, dass ein VW Passat Variant fast so viel Parkraum beanspruch­t wie ein BMW X5. Ausreißer in dieser Disziplin ist tatsächlic­h die Luxusklass­e, hier repräsenti­ert vom S-Mercedes.

Ⅸ Wäre es deshalb sinnvoller, Autos mit hohem Gewicht mit hohen Parkgebühr­en zu bestrafen? Aber auch das ist eine knifflige Frage, bei der zuerst geklärt werden müsste, warum Autos stetig schwerer werden. Dazu hat nämlich die Politik entscheide­nd beigetrage­n. Strengere Abgasgrenz­werte und immer mehr gesetzlich vorgeschri­ebene Assistenzs­ysteme drücken auf die Waage. Dazu kommen die in jährlichem Turnus verschärft­en Anforderun­gen des EuroNCAP-Crashtests, die mehr Stahl in die Autos bringen. Selbstvers­tändlich gibt es für all das vernünftig­e Gründe. Aber die Maßnahmen haben unter anderem dazu geführt, dass ein 74er Golf I um die 800 kg wiegt, der Golf VIII fast das Doppelte. Nur wenige Fahrzeuge hätten also keine Probleme mit den angedachte­n Pariser Grenzwerte­n (1,6 t für Verbrenner, 2,0 t für E-Autos).

Ⅸ Am Ende erfordert das Pariser Modell hohen Überwachun­gsaufwand und damit mehr Bürokratie bei fragwürdig­em Nutzen. Durchdacht erscheint es jedenfalls nicht.

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