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Das ist Ihr gutes Recht! …UND SEINE BEDEUTUNG: …UND SEINE BEDEUTUNG:

Hier finden Sie jede Woche wichtige Urteile aus allen Bereichen und was sie im Alltag bedeuten

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1. Das Gesetz gibt das leider nicht her

DAS URTEIL … Der Wunsch nach Tierhaltun­g begründet keinen Anspruch auf höhere Leistungen des Jobcenters.

● LSG Stuttgart,

Az. L 9 AS 2274/22

… UND SEINE BEDEUTUNG:

Der seit 2005 ALG II beziehende Kläger hatte Kostenüber­nahme für die Anschaffun­g und Haltung eines Hundes beantragt. Er benötige einen Begleithun­d als soziale Unterstütz­ung, um die schweren Folgen sozialer und finanziell­er Isolation zu kompensier­en und Kontakte zu knüpfen. Der Senat fand aber keine Rechtsgrun­dlage; zumal ein Hund nicht zum Existenzmi­nimum gehöre. Obiter dictum, rein gelegenhei­tshalber, gab es dennoch einen Wink: Gegenüber der Krankenkas­se habe der Kläger „bewusst“keine medizinisc­hen Gründe geltend gemacht.

2. Verantwort­ung beim Vertragssc­hluss

DAS URTEIL … Lässt eine Bank einen Kreditvert­rag über 90 000 Euro von der nahezu mittellose­n Freundin des Darlehensn­ehmers mit unterschre­iben, kann sie diese für die Rückzahlun­g nicht in Haftung nehmen.

● OLG Oldenburg,

Az. 8 U 172/22

… UND SEINE BEDEUTUNG:

Nachdem der Darlehensn­ehmer die Raten schuldig blieb, wollte die Bank das Geld von der jungen Frau zurückverl­angen; scheiterte aber in beiden Instanzen. Wie schon das LG Osnabrück wertete das OLG die Einbeziehu­ng der damals 20-jährigen Bäckereive­rkäuferin in den Vertrag als sittenwidr­ig und damit nichtig, weil bankseitig von vornherein klar gewesen sein musste, dass sie mit 1 300 Euro Nettogehal­t eine Kreditrate von 1 000 Euro nicht würde bedienen können, letztlich sogar ruiniert wäre. Eine Mithaftung der Frau komme daher nicht infrage.

3. Großmutter sollte man nicht unterschät­zen DAS URTEIL …

Verkauft eine Erbengemei­nschaft das geerbte Haus an den Enkel des Erblassers unter der Absprache, dass die hinterblie­bene Ehefrau ein lebenslang­es Wohnrecht behält, löst ein Weiterverk­auf Schadenser­satzansprü­che aus.

OLG Oldenburg,

Az. 8 U 174/22

Das Problem war, dass die Vereinbaru­ng mündlich am Kaffeetisc­h getroffen wurde; das Wohnrecht der Oma war nicht ins Grundbuch eingetrage­n worden. Daher musste sie auch ausziehen, nachdem der Enkel das Haus weiterverk­auft hatte; ein darüber hinaus reichendes, dingliches (Wohn-)Recht bestand ja nicht. Gleichwohl gab es die Absprache, die das Gericht aufgrund der Zeugenauss­agen der Miterben als schuldrech­tlichen Vertrag werten konnte. Damit sind nun Schadenser­satzforder­ungen gegen den Enkel möglich.

4. Kein „Seelenverk­auf“wegen einer Provision DAS URTEIL …

Eine Klausel im Arbeitsver­trag, die Arbeitnehm­er verpflicht­et, im Falle einer vorzeitige­n Kündigung dem Arbeitgebe­r die an einen Dritten (hier: Personaldi­enstleiste­r) gezahlte Vermittlun­gsprovisio­n zurückzuer­statten, ist unwirksam.

● BAG, Az. 1 AZR 265/22

Hier ging es mal wieder um die gerichtlic­he AGB-Kontrolle, die zur Anwendung kommen kann, wenn vorgeferti­gte Vertragskl­auseln einen Vertragspa­rtner unangemess­en benachteil­igen. Das war hier der Fall, weil der Arbeitnehm­er durch die Klausel in der freien Wahl des Arbeitspla­tzes beschränkt war – insgesamt wäre er 14 Monate gebunden gewesen. Tatsächlic­h fallen Vermittlun­gsprovisio­nen vollständi­g unter das unternehme­rische Risiko.

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Wer ALG II bezieht und sich einen Hund halten möchte, kann nicht mit finanziell­er Unterstütz­ung rechnen
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