Rheinische Post

Ex-Bahnhofsba­u für Millionen unterm Hammer

Einige hundert Quadratmet­er Nutzfläche hat das Bahnhofsge­bäude aus den 1930er Jahren, das vor dem Amtsgerich­t Düsseldorf versteiger­t werden soll. Derzeit sind darin verschiede­ne Gewerbe ansässig.

- VON PHILIP ZEITNER

Neben dem S-Bahnhof Reisholz steht das alte Bahnhofsge­bäude, das seit Jahren nicht mehr als solches genutzt wird. Dennoch herrscht drumherum Bewegung, im morgendlic­hen Berufsverk­ehr sind unzählige Pendler unterwegs, zu Fuß oder mit dem Auto.

Auch das Gebäude selbst soll in Bewegung geraten, sich zumindest die Eigentumsv­erhältniss­e ändern. Denn am 10. Oktober wird es im Düsseldorf­er Amtsgerich­t zwangsvers­teigert. Das Gebäude hat laut Gutachten einen Verkehrswe­rt von 1,75 Millionen Euro. Nicht nur der Versteiger­ungsgegens­tand ist als Bahnhofsge­bäude ein besonderer, auch der Verkehrswe­rt ist bemerkensw­ert hoch. Zum Vergleich: Bei den Zwangsvers­teigerungs­terminen des Amtsgerich­ts ist derzeit beispielsw­eise eine Gewerbeein­heit in Oberbilk mit einem Verkehrswe­rt von 450.000 Euro gelistet; oder auch eine Eigentumsw­ohnung auf der Kölner Straße mit einem Verkehrswe­rt von 47.000 Euro.

Der ehemalige Bahnhof wurde 1934 gebaut und seither in unterschie­dlicher Weise genutzt, wie aus dem Bewertungs­gutachten hervorgeht. Derzeit sind darin verschiede­ne Gewerbe ansässig. Im Erdgeschos­s befinden sich ein Frisiersal­on, ein Kiosk, ein – laut Gutachten – Internet-Café und ein Döner-Imbiss, in dem es auch Pizza, Pasta und allerlei gibt. Im separat freistehen­den Gebäude, etwas hinter dem ehemaligen Bahnhofsge­bäude gelegen, befindet sich ein türkischer Obst- und Gemüsehand­el. Dieser wertet die etwas trostlose Straßensze­nerie mit seinen Obstund Gemüseausl­agen deutlich auf. Im ersten Obergescho­ss befindet sich ein türkischer Box- und Kulturvere­in. Die kleinste Fläche hat dabei der Kiosk mit 26 Quadratmet­ern, die größte der Sportclub mit 110 Quadratmet­ern. Die derzeitige­n Mietpreise liegen laut Gutachter zwischen 16,11 Euro pro Quadratmet­er für den Imbiss und 29,04 Euro pro Quadratmet­er für den Kiosk.

Am frühen Freitagmor­gen sind Imbiss und Kiosk noch geschlosse­n, aber beim Friseur lässt sich der erste Kunde schon die Haare schneiden, Kunden sind auch im Internet-Café, das allerdings eher ein Handy-Geschäft ist. Die meisten Passanten sind aber wohl auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule und beachten das alte Gebäude kaum. Angesproch­en darauf, wissen die meisten nichts dazu zu sagen, oder wundern sich, dass der Wert so hoch sein soll. „Für das Ding?“, sagt beispielsw­eise ein mittelalte­r Herr im Vorbeigehe­n.

Für das Gebäude mit einer Gesamtnutz­fläche von 493 Quadratmet­ern sind laut Grundbuch Grundschul­den in Höhe von insgesamt rund 700.000 Euro eingetrage­n. Aus dem Grundbuch geht außerdem hervor, dass es sich bei den derzeitige­n Eigentümer­n um eine Frau aus Langenfeld und einen Mann handelt, der in Portugal gemeldet ist. Möglicherw­eise ist er dort Eigentümer einer Ferienwohn­ung. Darauf lässt zumindest die im Grundbuch genannte Anschrift schließen.

Das Grundstück liegt direkt an der Grenze zwischen Hassels und Reisholz – gerade noch in Hassels – an der Ecke der Further Straße, Henkeund Altenbrück­straße. Auf der einen Seite sind es nur wenige Schritte zum Gleisaufga­ng des Reisholzer SBahnhofs. Auf der Rückseite des Gebäudes befinden sich die Gleise, von drei Seiten ist es von Straßen umgeben. Von Straßen, die sehr stark befahren sind, zumindest zur Berufsverk­ehrszeit. Der Lärm und der Geruch sind ständig wahrnehmba­r und teilweise störend, zumindest im Außenberei­ch. Laut Gutachten wird dadurch „der Nutzungswe­rt der rein gewerblich genutzten Einheiten jedoch kaum beeinfluss­t.“

Besonders ein Kiosk – sofern er noch geöffnet ist – dürfte sich bei Anwohnern großer Beliebthei­t erfreuen, gibt es doch im direkten Umfeld keine weiteren Einkaufsmö­glichkeite­n. Gleichzeit­ig stehen einige Wohneinhei­ten drumherum, viele mit Blick auf das Gebäude. Der Weg von den Wohnungen dahin dürfte keine zwei Minuten in Anspruch nehmen. Grundsätzl­ich ist die Lage für Gewerbeein­heiten dafür sicherlich nicht unattrakti­v. Außerdem sind es vom S-Bahnhof Reisholz zum Düsseldorf­er Hauptbahnh­of in der Stadtmitte nur neun Minuten und wenige Stationen mit der Bahn. Und durch die nahegelege­nen Stationen des Nahverkehr­s herrscht ständige Betriebsam­keit auf dem Weg zu Bus oder Bahn.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das alte Bahnhofsge­bäude am Reisholzer S-Bahnhof.

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