Rheinische Post

So ist die Nachhaltig­keits-Rallye

Eine Tankstelle für E-Bikes, Mehlschwal­ben-Nester und fair gehandelte­r Kaffee sind nur einige Punkte des neuen Stadtspazi­ergangs.

- VON JULIA NEMESHEIME­R

Mit einer digitalen Nachhaltig­keits-Rallye möchte die Stadt ihren Bürgern und Besuchern eine Möglichkei­t bieten, Düsseldorf auf eine andere Weise kennenzule­rnen. Alles dreht sich dabei um die 17 weltweiten Ziele für nachhaltig­e Entwicklun­g, auch bekannt als Sustainabl­e Developeme­nt Goals (kurz SDGs). Entspreche­nd gibt es auch 17 Stationen, an denen jeweils auf ein Ziel genauer eingegange­n wird. Hierbei lässt sich auch erfahren, welche Projekte für mehr Nachhaltig­keit in und von der Stadt umgesetzt werden und wie man sich selbst im Alltag engagieren kann.

Anfang Juni wurde die Tour erstmals vorgestell­t, inzwischen wurde sie nach Angaben der Stadt rund 1000 Mal aufgerufen. Die Zahlen zeigten, so eine Sprecherin der Stadt, ein stetiges Interesse an den Inhalten. Durchschni­ttlich würde die Rallye täglich zehn bis zwanzig Mal genutzt.

Dabei richtet sich das Angebot an viele unterschie­dliche Zielgruppe­n; die Stadt preist sie sowohl als Ausflug für Familien mit Kindern, als Aktivität mit Freunden, für Schulklass­en und auch als Betriebsau­sflug an.

Konzipiert wurde die Tour von der Geschäftss­telle Nachhaltig­keit. Die technische Umsetzung erfolgte in Kooperatio­n mit Visit Düsseldorf, sodass für externe Unterstütz­ung Kosten von knapp 1000 Euro anfielen.

Jetzt haben wir die Tour selbst ausprobier­t. Aufgerufen wird die Route über die Webseite von Visit Düsseldorf. Die Nutzung der dort hinterlegt­en Karte ist kostenlos, man muss sich nicht anmelden und es muss auch nicht extra hierfür eine App herunterge­laden werden. Angezeigt wird eine rund 3,45 Kilometer lange Route quer durch die Düsseldorf­er Innenstadt. Gestartet wird im Hofgarten, weiter geht es über den Kö-Bogen II zur Königsalle­e. Von dort aus führt der Weg Richtung Burgplatz und Rathaus. Die nächsten Haltepunkt­e finden sich auf dem Weg zum Carlsplatz, bevor es wieder Richtung Rhein geht und nach einigen Zwischenst­opps an der Rheinknieb­rücke endet.

Auf der Karte selbst sind kleine Marker hinterlegt, die an den jeweiligen Orten auf die einzelnen Stationen hinweisen und sich jeweils mit einem der Nachhaltig­keits-Ziele befassen. Direkt zu Beginn etwa geht es im Hofgarten um „Gesundheit und Wohlergehe­n“(Ziel 3 der SDGs) – eben passend zu dem Park mit seinen Möglichkei­ten, sich sportlich zu betätigen. Entspreche­nd findet sich hier als Aufgabe die Anweisung, erst einmal eine Stretch-Übung zu machen, bevor es richtig losgeht. Beim Klick auf die kleine SDG-Kachel gibt es weiterführ­ende Infos zu diesem Ziel. In einer Beschreibu­ng wird der jeweilige Ort genauer beschriebe­n.

An der Wallstraße wird mithilfe des Secondhand-Ladens The Mintage auf „Menschenwü­rdige Arbeit und Wirtschaft­swachstum“(Ziel 8) hingewiese­n, als Aufgabe gilt es, „ein Foto von einem ganz besonderen Vintage-Stück zu machen“. Schräg gegenüber wird mit der Rösterei Vier das Ziel 17, „Partnersch­aften zur Erreichung der Ziele“aufgegriff­en. Als Aufgabe gibt es einen Denkanstoß, bei dem zwei Bereiche genannt werden sollen, zu denen der Faire Handel einen Beitrag leistet. Am Mannesmann­ufer können unter anderem ein Bücherschr­ank und Mehlschwal­ben entdeckt werden. In der Nähe des Stadtmuseu­ms eine Stromtanks­telle für E-Bikes, um nur einige Beispiele zu nennen.

All diese Informatio­nen und Hinweise auf Orte, die sonst vielleicht übersehen würden, sind ein großer Pluspunkt der Tour. Die Bewegung an der frischen Luft und die – zugegebene­rmaßen gut vorgegeben­e und dadurch wenig schwierige – Schnitzelj­agd quer durch die Innenstadt haben ihren Reiz.

Allerdings ist die Handhabung der Karte ein großes Manko. Das Bewegen und Zoomen auf dem kleinen Smartphone-Bildschirm gestaltet sich häufig als schwierig, ständig öffnen sich neue Fensterche­n und Dinge zum Anklicken mit viel Fingerspit­zengefühl. Trotz hoher Medienaffi­nität ist schnell eine gewisse Frustratio­nsgrenze erreicht. Genau dies macht dann die mobile Nutzung schwierig. Betrachtet man die einzelnen Stationen hingegen auf einem größeren Bildschirm, etwa am Laptop, wird es deutlich übersichtl­icher.

Angegeben ist die Tour mit einer Länge von zweieinhal­b Stunden. Bleibt man an jeder Station stehen und liest sich alle Informatio­nen durch, nachdem man die Aufgaben erledigt hat, dürfte das auch realistisc­h sein. Ob das auch in Gruppen funktionie­rt, steht auf einem anderen Blatt. Hier könnte es sinnvoller sein, wenn eine Person sich alles vorab durchliest, unter deren Führung dann die Tour gemacht wird.

Bei der Präsentati­on wurden Plakate mit QR-Codes vorgestell­t, die nach Angaben des Pressetext­es zu der jeweiligen Station führen. Diese konnten während des Tests aber nirgends entdeckt werden – was schade ist. Mit den Codes könnten allerdings einige der oben genannten Probleme gelöst werden. Wenn schon digital, wäre schön, könnte man seine Gedanken, Antworten und Ideen auch nachhaltig festhalten und gegebenenf­alls Denkanstöß­e an Politik und Verwaltung weitergebe­n.

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FOTO: ANNE ORTHEN. In der Nähe des Stadtmuseu­ms steht eine Strom-Tankstelle für E-Bikes. Auch sie ist Teil der Nachhaltig­keits-Rallye der Stadt.

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