Die Rückkehr der Royals
Kate in Wimbledon, William in Berlin und Charles auf den Kanalinseln: Trotz der Gesundheitsprobleme geht es dem Hause Windsor offenbar wieder besser.
Das erleben eigentlich nur die Spieler-Legenden des Tennissports: eine Standing Ovation auf dem Centre-Court von Wimbledon. Aber am Sonntag erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen und klatschten begeistert für eine ganz normale Prinzessin, die natürlich keine Spielerin, aber ein Tennisfan ist. Catherine (42), genannt Kate, Herzogin von Cambridge und Gemahlin des Thronfolgers Prinz William (42), besuchte zusammen mit ihrer Tochter Charlotte (9) das Finale des Tennisturniers und wurde mit einem minutenlangen, frenetischen Applaus empfangen.
Der Beifall drückte vieles aus: Wärme, Zuneigung, Solidarität, aber wohl vor allem Erleichterung darüber, dass die Prinzessin offensichtlich auf dem Weg der Genesung ist. Kate hatte im März bekannt gegeben, dass bei ihr Krebs diagnostiziert worden sei und dass sie sich einer Chemotherapie unterziehen müsse. Sie mache „gute Fortschritte“, ließ im Juni der KensingtonPalast verlauten, aber sie sei „noch nicht über dem Berg: Es gibt gute und schlechte Tage.“Sonntag war offensichtlich ein guter Tag. Die Prinzessin sah blendend aus und überreichte dem Sieger Carlos Alcaraz die Wimbledon-Trophäe.
Auch dem anderen englischen Patienten scheint es besser zu gehen. König Charles III. (75) war Anfang des Jahres wegen einer gutartig vergrößerten Prostata im Krankenhaus behandelt worden. Dabei hatten anschließende diagnostische Tests laut Buckingham-Palast „eine Form von Krebs identifiziert“. Um welchen Krebs es sich handelt, wollte man nicht sagen, schloss aber ein Prostata-Karzinom aus. Auch Charles muss sich einer Chemotherapie stellen und hatte zunächst auf Anraten seiner Ärzte ganz auf öffentliche Auftritte verzichtet. Nur die wichtigsten Amtsgeschäfte, wie Schriftverkehr, Audienzen mit dem Premierminster und gelegentliche Sitzungen des Kronrats, nahm er wahr.
Erst am Ostersonntag zeigte er sich wieder in der Öffentlichkeit und hat sich seitdem schonend an den repräsentativen Teil seines Jobs herangetastet. Seine Ärzte geben ihm jetzt grünes Licht für mehr. In dieser Woche hat der König wieder ein volles Programm. Am Montag und Dienstag besuchte er zusammen mit Königin Camilla (76) die Kanalinseln Jersey und Guernsey, wo er sieben Kühe als Geschenk erhielt. An diesem Mittwoch dann muss er einer seiner vornehmsten Pflichten nachkommen, das Parlament offiziell eröffnen und die „King’s
Speech“halten. Die Thronrede ist freilich nicht von ihm, sondern von dem soeben ins Amt gekommenen Premierminster Keir Starmer geschrieben worden. Sie enthält das legislative Programm der neuen Labour-Regierung.
Im Herbst wird sich der Souverän einer anstrengenden Auslandstour unterziehen, wie der BuckinghamPalast am Wochenende bekannt gab. Charles und Camilla wollen im Oktober Samoa und Australien besuchen. In Samoa findet das Gipfeltreffen
des Commonwealth statt, dessen Oberhaupt der König ist. In Australien erwartet ihn die Aufgabe, eine republikanisch gesinnte Öffentlichkeit von den Vorteilen der Monarchie zu überzeugen.
Es gab eine ganze Menge von royalen Auftritten in den vergangenen Tagen. Als Kate in Wimbledon gefeiert wurde, war ihr Mann und Thronfolger Prinz William zusammen mit Sprössling George (10) schon in Berlin angekommen, wo sie das Finale der Fußball-Europameisterschaft sahen. Prinzessin Anne (73) zeigte sich auch erstmals wieder in der Öffentlichkeit nach einem Unfall, bei dem sie eine Gehirnerschütterung davontrug. Es sehe immer mehr danach aus, freute sich die „Times“, dass die „royale Familie eine langsame Rückkehr zur Normalität“unternimmt. Wunderbar, befand das Blatt: „Monarchie hat mit Kontinuität zu tun. Gut also, dass die Firma wieder zur Tagesordnung übergeht.“