Verbrechen gegen die Schwächsten
Es sind furchtbare Verbrechen gegen die Schwächsten in unserer Gesellschaft: Bis zu einer Million Kinder und Jugendliche sollen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland schon sexuell missbraucht worden sein. Damit wären in jeder Schulklasse ein oder zwei Kinder betroffen. Der Missbrauch ereignet sich am ehesten im Umfeld – in der Familie, in der Nachbarschaft, in der Freizeit. Mit sozialen Medien und Onlinespielen mit Chat-Funktion ist eine weitere Dimension hinzugekommen, die bisher kaum zu kontrollieren ist. Da gibt es die Gefahr durch Cyber-Grooming, wo sich Täter Kindern im virtuellen Raum nähern. Ein anderes erschreckendes Phänomen ist das sogenannte Livestreaming, bei dem der Missbrauch eines Kindes per Webcam gegen Geld Dritten gezeigt wird. Noch keine klaren Regelungen gibt es für KI-generierte Pornos, wo etwa Gesichter in Darstellungen sexueller Gewalt eingefügt werden können.
Jetzt hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem der Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen verbessert werden soll. Im Kern soll das Amt der Missbrauchsbeauftragten gestärkt und ins Gesetz geschrieben werden. Auch Beratungsstellen sollen besser unterstützt werden.
Das ist richtig und wichtig. Doch greift es viel zu kurz und zeugt letztlich von Hilflosigkeit. Von der Regierung erwartet man, dass sie Gesetze, Vorschriften und Regeln einführt, um Kinderschänder schnell zu überführen und zu bestrafen. Denn Straflosigkeit kann dazu führen, dass die Hemmschwelle potenzieller Täter sinkt. Nötig sind mehr Ermittler, die sich gezielt um den Bereich der Pädokriminalität kümmern. Es muss eine offene Diskussion darüber geben, ob die Behörden an genügend Daten gelangen, um Täter überführen zu können. Damit die Zahlen zur sexuellen Gewalt künftig sinken, muss deutlich mehr passieren.