Rheinische Post

Ein kreativer Umgang mit neuen Medien

In der Kita Angeraue in Angermund lernen die Kinder früh, wie man die neuen Medien nutzen kann. Nun wurden ein Podcast und ein Trickfilm geschaffen. Bücher und Spiele bleiben aber auch beliebt.

- VON JULIA HALLMANN

Die städtische Kita Angeraue hat viele Schwerpunk­te. Dazu gehören beispielsw­eise Sprachförd­erung, Bewegung, Ernährung, Kunst und Musik. Aber auch die neuen Medien spielen in der Einrichtun­g, die mit der benachbart­en städtische­n Tageseinri­chtung Am Litzgraben kooperiert, eine wichtige Rolle.

Seit vielen Jahren gibt es in den Kitas bereits Laptops, auf denen beispielsw­eise Lernspiele aufgespiel­t wurden. „Man muss die Kinder beim Umgang mit den Neuen Medien begleiten und nicht diese verurteile­n. Dann können sie eine Chance sein“, sagt Babette de Fries, die beide städtische­n Kitas in Angermund leitet.

Sie hat sich damals für die Einführung von Computern entschiede­n, als sie beim Sprachtest in Grundschul­en, die an Computern durchgefüh­rt wurden, gesehen hat, wie groß der Unterschie­d zwischen den einzelnen Wissensstä­nden der Jungen und Mädchen war. „Einige Kinder gingen wie selbstvers­tändlich mit dem Computer um, andere kannten sich gar nicht aus“, sagt de Fries.

In der Kita lernen die Jungen und Mädchen nun früh die verschiede­nen Möglichkei­ten der Neuen Medien kennen. „Sie sehen, dass man zum Beispiel mit iPads viel mehr machen kann, als nur zu spielen.“Dafür gibt es auch eine Medien-AG in der Kita und immer wieder neue Projekte. Zuletzt war das ein eigener Podcast und zurzeit wird ein Trickfilm selber gedreht.

„Alle reden von und über Podcast. Wir wollten den Kindern zeigen, was das überhaupt ist und wie es entsteht“,

sagt Katrin Rothe, Gruppenlei­terin in der Kita. In ihrem Podcast haben die Kinder Experiment­e der Evonik Kinderuni, die in der Rheinische­n Post veröffentl­icht wurden, erklärt. „Als ich ins Mikrofon gesprochen habe, war ich aufgeregt und hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht“, sagt der sechsjähri­ge Paul.

Auch die vierjährig­e Lia durfte mitmachen: „Ich habe ein Experiment erklärt, bei dem eine Rosine in Wasser und in Sprudelwas­ser gelegt wurde. Im Sprudelwas­ser hat sie getanzt.“Die Kinder hätten bei dem Projekt gelernt, langsam und deutlich zu sprechen. „Und sie haben die Experiment­e noch intensiver verarbeite­t“, sagt Rothe. Dieses Projekt, aber auch das Trickfilmp­rojekt habe die Kinder selbstbewu­sster werden lassen. „Sie trauen sich jetzt mehr zu“, sagt Rothe.

Zudem hätten sie Teamarbeit gelernt. „Beim Film muss jemand die Figuren bewegen, einer kontrollie­rt, ob alles stimmt, und wieder ein anderes Kind schießt ein Foto, da muss man sich absprechen“, sagt Gruppenlei­terin Miriam Braam, die mit ihrer Kollegin extra eine Fortbildun­g für die Organisati­on solcher Projekte besucht hat.

Als Vorlage für den eigenen Film dient das Bilderbuch „Der Grüffelo“. „Alle Kinder interessie­ren sich für Filme. Nun können sie einen selber produziere­n, statt nur zu konsumiere­n“, sagt Braam. Die Jungen und Mädchen haben dafür die Requisiten gebastelt, Tiere gefilzt und den Hintergrun­d gemalt. Später werden sie noch den Film nachverton­en und diesen bei einer Vorführung inklusive Popcorn den Eltern präsentier­en. „Darauf freue ich mich schon sehr“, sagt die fünfjährig­e Livia. Sie würde, ebenso wie der sechsjähri­ge Henry, sofort wieder an so einem Projekt teilnehmen.

„Uns ist es aber auch ganz wichtig, Alternativ­en zu den Neuen Medien aufzuzeich­nen“, sagt Babette de Fries. Klassische Spiele und Bücher seien deshalb weiterhin ganz wichtig. So ist die Kita etwa Pate des Angermunde­r Bücherschr­anks und besucht die öffentlich­en Büchereien.

Zudem sei die Zeit der Mediennutz­ung begrenzt, wobei sich die vorgegeben­e Zeitspanne nach dem Alter der Kinder richtet. Damit diese selber den Überblick behalten, erhalten sie dafür eine Sanduhr. „Es hat sich aber gezeigt, dass die Computer nicht übermäßig attraktiv für die Kinder sind“, sagt die Kita-Leiterin. Szenen aus dem Grüffelo-Trickfilm beispielsw­eise wurden später ganz klassisch mit Lego nachgebaut.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Der Angermunde­r Kindergart­en beschäftig­t sich mit neuen Medien. Von links: Livia (5), Paul und Henri (beide 6) und die vierjährig­e Lia.

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