Auflagen für AfD-Parteitag in Essen
Die Stadt will rechtsradikale Parolen verhindern und droht mit hohem Strafgeld.
(dpa/afp) Die Stadt Essen hat für den geplanten AfD-Bundesparteitag Ende Juni Auflagen mit einer Strafandrohung von 500.000 Euro beschlossen. Die AfD solle sich in einer „strafbewehrten Selbstverpflichtung“darauf festlegen, keine strafbaren Äußerungen wie die SA-Parole „Alles für Deutschland“zu verwenden, hieß es in dem Beschluss, den der Rat der Stadt am Mittwoch in geheimer Abstimmung mit großer Mehrheit annahm.
Falls diese Erklärung nicht spätestens zum 4. Juni abgegeben werde, solle die Messe Essen den mit der AfD geschlossenen Mietvertrag für die Essener Grugahalle fristlos kündigen. Die Summe soll bei strafbaren Äußerungen oder „anderen strafbaren Handlungen“fällig werden, hieß es in dem Beschluss.
Die Partei will bei dem zweitägigen Treffen am 29. und 30. Juni einen neuen Vorstand wählen. Gegen den Parteitag haben zahlreiche Organisationen
Widerstand angekündigt. So hatte ein linkes Bündnis angekündigt, die AfD-Delegierten am Betreten der Grugahalle zu hindern. Angesichts der zu erwartenden Proteste rechnet die Essener Polizei mit einem ihrer größten Einsätze der vergangenen Jahre. Bislang seien 14 Versammlungen mit mehreren Zehntausend Teilnehmern angezeigt worden, so die Polizei. Sie kündigte ein konsequentes Vorgehen gegen gewalttätige Störungen an.
Der Mietvertrag zwischen der Messe Essen und der Partei wurde im Januar 2023 geschlossen. „Seit dem Vertragsschluss ist mit zunehmender Deutlichkeit eine fortschreitende Radikalisierung wesentlicher
Teile der AfD zu beobachten“, hieß es in der Beschlussvorlage weiter. Die Essener Stadtverwaltung halte es vor diesem Hintergrund „grundsätzlich für geboten“, die Nutzung der Räumlichkeiten der Grugahalle durch die AfD zu verhindern. Damit solle der Partei „keine Plattform für die Begehung weiterer Straftaten insbesondere in der Form von Äußerungsdelikten“geboten werden, hieß es. Der Beschlussantrag wurde am Mittwoch mit 71 Stimmen angenommen. Es gab sieben Gegenstimmen und zwei Enthaltungen.
Grundsätzlich hätten politische Parteien einen Anspruch auf Nutzung kommunaler Einrichtungen, heißt es in einer rechtlichen Beurteilung der Stadt. Es gebe aber „konkrete Anhaltspunkte“, dass während des Parteitages Rechtsbrüche zu erwarten seien. Die Stadt beruft sich dabei unter anderem auf ein Gutachten des Soziologen und Publizisten Andreas Kemper.
Die Essener Polizei rechnet mit einem ihrer größten Einsätze der vergangenen Jahre