Allofs glaubt weiter an Tzolis-Verbleib
Nach der verlorenen Relegation gegen den VfL Bochum deutet der Zweitliga-Torschützenkönig mit emotionalen Worten seinen Abschied an. Die Hoffnung auf einen Kauf des griechischen Angreifers ist gering, aber immer noch vorhanden.
Im Grunde gibt es kaum Momente, in denen Christos Tzolis nicht deutlich durchblicken lässt, wie sehr ihm doch der Schalk im Nacken sitzt. Fast ausnahmslos trägt der Grieche sein berüchtigt-schelmisches Grinsen mit sich herum, wenn er nach einem seiner zahlreichen fantastischen Spiele in der Interviewzone steht, um über Fortuna, seine Leistung und große Ziele zu sprechen. Doch an diesem bitteren, niederschmetternden und tränenreichen Montagabend ist alles anders. Nach dem 5:6 im Elfmeterschießen gegen den VfL Bochum bricht auch für den Linksaußen eine Welt zusammen.
„Es ist alles schiefgelaufen“, sagt Tzolis dem US-amerikanischen Fernsehsender ESPN mit versteinerter Miene und enttäuschter Stimme. „Wir haben drei Gegentore in 90 Minuten kassiert, dabei waren wir nach unserem 3:0 im Hinspiel auf einem so guten Weg. Wir waren nervös und hatten Angst, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gab. Wir haben zu Hause gespielt, vor einer tollen Kulisse, aber ohne Plan und ohne Gewinnermentalität.“Deshalb ist der große Fortuna-Traum von der Bundesliga-Rückkehr im letzten Augenblick jäh geplatzt.
Tzolis gelingt es zwar als einem der ersten Akteure, seine Fassung wiederzufinden, und doch steht der Zweitliga-Torschützenkönig da wie ein geprügelter Hund. „Es ist frustrierend, enttäuschend, mehr fällt mir nicht ein“, stammelt der griechische Nationalspieler vor sich hin. „Ich hatte so sehr auf einen anderen Ausgang gehofft. Meine ganze Familie war im Stadion, um mich spielen und Fortuna aufsteigen zu sehen. Aber so weit ist es nicht gekommen. Es ist einer der schlimmsten Tage in meinem Leben als Fußballer.“
Auch, weil sein Abschied aus Düsseldorf mit dem verpassten Aufstieg näher rückt. Bis zuletzt haben Tzolis, der Klub und die Fans darauf gehofft, irgendwie doch eine Lösung zu finden, um die im BundesligaFall fünf Millionen Euro betragende Kaufoption ziehen und die Leihgabe von Norwich City fest verpflichten zu können. So aber bleibt dem Offensivakteur selbst nur die bittere
Feststellung: „Vielleicht war das mein letzter Tag bei Fortuna. Ich wollte bleiben, aber in der Zweiten Liga ist das wirklich schwierig.“
Sportvorstand Klaus Allofs will den Kampf noch nicht aufgeben. Auf Nachfrage dieser Redaktion, ob er sich schon von Tzolis verabschiedet habe, sagt er: „Nein! Durch den Verbleib in der Zweiten Liga hat sich der Deal für uns ja sogar noch verbessert, wenngleich die Rahmenbedingungen natürlich nicht leichter geworden sind. Wir werden mit dem Aufsichtsrat jetzt Lösungsmöglichkeiten besprechen.“Das müsste jedoch zeitnah erfolgen, denn die Kaufoption in Höhe von nun 3,5 Millionen Euro verstreicht am 31. Mai.
Allofs weiß allerdings auch, dass er nicht nur eine Lösung mit dem Klub finden muss, sondern ebenso die Bereitschaft von Tzolis braucht. „Natürlich müssen wir auch den
Spieler von dem überzeugen, was wir gemeinsam wollen. Wir haben länger miteinander gesprochen“, sagt der Sportvorstand im ExklusivGespräch mit unserer Redaktion. „Christos hat selbst immer wieder betont, wie wichtig der Schritt nach Düsseldorf für ihn gewesen ist. Hier konnte er sich entwickeln. Dieser Prozess ist noch nicht am Ende. Wir versuchen, eine Lösung mit allen Beteiligten zu finden.“
Ein Schlüssel zum Erfolg könnten auch diverse Zusatzvereinbarungen sein, die sich Fortuna im Rahmen der Kaufoption in den Vertrag hat schreiben lassen. Nach Informationen unserer Redaktion könnte sich daraus unter anderem die Möglichkeit ergeben, dass Norwich an einem Weiterverkauf beteiligt würde und sich so die Kaufsumme reduzieren ließe. Dazu kommen weitere Modifikationen.
Für den Fall, dass die Partie gegen Bochum seine letzte für Fortuna gewesen ist, will Tzolis das bisher sportlich beste Kapitel seiner jungen Geschichte als Fußball-Profi nicht beenden, ohne sichvor den Fans zu
verneigen. „Die Liebe, die sie mir gegeben haben, war überragend, so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt“, sagt der 22-Jährige. „Auf der Straße, in der Stadt, im Stadion – es waren so viele Leute, die mir geholfen haben, vom ersten Moment an ein Teil des Ganzen zu sein. Ich möchte jedem einzelnen dafür danken.“
Sollte seine Reise außerhalb von Düsseldorf weitergehen, würde sie das sicher in der Bundesliga tun. Und dennoch betont Tzolis: „Fortuna ist ganz tief in meinem Herzen und wird für immer einer meiner Lieblingsvereine sein. Ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren klappt mit dem Bundesliga-Aufstieg.“Fast ein Jahr lang hat die Norwich-Leihgabe alles für den großen Traum getan, die Liga beeindruckt und den Schalk im Nacken gehabt. Sein berüchtigt-schelmisches Grinsen wird der Linksaußen wiederfinden, auch wenn ihn der Schmerz im Moment noch quält. Und vielleicht bleibt er am Ende ja doch.