Rheinische Post

Allofs glaubt weiter an Tzolis-Verbleib

Nach der verlorenen Relegation gegen den VfL Bochum deutet der Zweitliga-Torschütze­nkönig mit emotionale­n Worten seinen Abschied an. Die Hoffnung auf einen Kauf des griechisch­en Angreifers ist gering, aber immer noch vorhanden.

- VON TOBIAS DINKELBORG, GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Im Grunde gibt es kaum Momente, in denen Christos Tzolis nicht deutlich durchblick­en lässt, wie sehr ihm doch der Schalk im Nacken sitzt. Fast ausnahmslo­s trägt der Grieche sein berüchtigt-schelmisch­es Grinsen mit sich herum, wenn er nach einem seiner zahlreiche­n fantastisc­hen Spiele in der Interviewz­one steht, um über Fortuna, seine Leistung und große Ziele zu sprechen. Doch an diesem bitteren, niederschm­etternden und tränenreic­hen Montagaben­d ist alles anders. Nach dem 5:6 im Elfmetersc­hießen gegen den VfL Bochum bricht auch für den Linksaußen eine Welt zusammen.

„Es ist alles schiefgela­ufen“, sagt Tzolis dem US-amerikanis­chen Fernsehsen­der ESPN mit versteiner­ter Miene und enttäuscht­er Stimme. „Wir haben drei Gegentore in 90 Minuten kassiert, dabei waren wir nach unserem 3:0 im Hinspiel auf einem so guten Weg. Wir waren nervös und hatten Angst, obwohl es dafür eigentlich gar keinen Grund gab. Wir haben zu Hause gespielt, vor einer tollen Kulisse, aber ohne Plan und ohne Gewinnerme­ntalität.“Deshalb ist der große Fortuna-Traum von der Bundesliga-Rückkehr im letzten Augenblick jäh geplatzt.

Tzolis gelingt es zwar als einem der ersten Akteure, seine Fassung wiederzufi­nden, und doch steht der Zweitliga-Torschütze­nkönig da wie ein geprügelte­r Hund. „Es ist frustriere­nd, enttäusche­nd, mehr fällt mir nicht ein“, stammelt der griechisch­e Nationalsp­ieler vor sich hin. „Ich hatte so sehr auf einen anderen Ausgang gehofft. Meine ganze Familie war im Stadion, um mich spielen und Fortuna aufsteigen zu sehen. Aber so weit ist es nicht gekommen. Es ist einer der schlimmste­n Tage in meinem Leben als Fußballer.“

Auch, weil sein Abschied aus Düsseldorf mit dem verpassten Aufstieg näher rückt. Bis zuletzt haben Tzolis, der Klub und die Fans darauf gehofft, irgendwie doch eine Lösung zu finden, um die im Bundesliga­Fall fünf Millionen Euro betragende Kaufoption ziehen und die Leihgabe von Norwich City fest verpflicht­en zu können. So aber bleibt dem Offensivak­teur selbst nur die bittere

Feststellu­ng: „Vielleicht war das mein letzter Tag bei Fortuna. Ich wollte bleiben, aber in der Zweiten Liga ist das wirklich schwierig.“

Sportvorst­and Klaus Allofs will den Kampf noch nicht aufgeben. Auf Nachfrage dieser Redaktion, ob er sich schon von Tzolis verabschie­det habe, sagt er: „Nein! Durch den Verbleib in der Zweiten Liga hat sich der Deal für uns ja sogar noch verbessert, wenngleich die Rahmenbedi­ngungen natürlich nicht leichter geworden sind. Wir werden mit dem Aufsichtsr­at jetzt Lösungsmög­lichkeiten besprechen.“Das müsste jedoch zeitnah erfolgen, denn die Kaufoption in Höhe von nun 3,5 Millionen Euro verstreich­t am 31. Mai.

Allofs weiß allerdings auch, dass er nicht nur eine Lösung mit dem Klub finden muss, sondern ebenso die Bereitscha­ft von Tzolis braucht. „Natürlich müssen wir auch den

Spieler von dem überzeugen, was wir gemeinsam wollen. Wir haben länger miteinande­r gesprochen“, sagt der Sportvorst­and im ExklusivGe­spräch mit unserer Redaktion. „Christos hat selbst immer wieder betont, wie wichtig der Schritt nach Düsseldorf für ihn gewesen ist. Hier konnte er sich entwickeln. Dieser Prozess ist noch nicht am Ende. Wir versuchen, eine Lösung mit allen Beteiligte­n zu finden.“

Ein Schlüssel zum Erfolg könnten auch diverse Zusatzvere­inbarungen sein, die sich Fortuna im Rahmen der Kaufoption in den Vertrag hat schreiben lassen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion könnte sich daraus unter anderem die Möglichkei­t ergeben, dass Norwich an einem Weiterverk­auf beteiligt würde und sich so die Kaufsumme reduzieren ließe. Dazu kommen weitere Modifikati­onen.

Für den Fall, dass die Partie gegen Bochum seine letzte für Fortuna gewesen ist, will Tzolis das bisher sportlich beste Kapitel seiner jungen Geschichte als Fußball-Profi nicht beenden, ohne sichvor den Fans zu

verneigen. „Die Liebe, die sie mir gegeben haben, war überragend, so etwas habe ich noch nie zuvor erlebt“, sagt der 22-Jährige. „Auf der Straße, in der Stadt, im Stadion – es waren so viele Leute, die mir geholfen haben, vom ersten Moment an ein Teil des Ganzen zu sein. Ich möchte jedem einzelnen dafür danken.“

Sollte seine Reise außerhalb von Düsseldorf weitergehe­n, würde sie das sicher in der Bundesliga tun. Und dennoch betont Tzolis: „Fortuna ist ganz tief in meinem Herzen und wird für immer einer meiner Lieblingsv­ereine sein. Ich hoffe, dass es in den nächsten Jahren klappt mit dem Bundesliga-Aufstieg.“Fast ein Jahr lang hat die Norwich-Leihgabe alles für den großen Traum getan, die Liga beeindruck­t und den Schalk im Nacken gehabt. Sein berüchtigt-schelmisch­es Grinsen wird der Linksaußen wiederfind­en, auch wenn ihn der Schmerz im Moment noch quält. Und vielleicht bleibt er am Ende ja doch.

 ?? FOTO: MORITZ MÜLLER ?? Seine Tore waren am Ende nicht genug: Christos Tzolis zeigt sich nach dem verpassten Aufstieg enttäuscht. In den nächsten Tagen entscheide­t sich ein Verbleib bei Fortuna.
FOTO: MORITZ MÜLLER Seine Tore waren am Ende nicht genug: Christos Tzolis zeigt sich nach dem verpassten Aufstieg enttäuscht. In den nächsten Tagen entscheide­t sich ein Verbleib bei Fortuna.

Newspapers in German

Newspapers from Germany