Rheinische Post

Ein Laser gegen Akne

Mehrere Dermatolog­en werten eine neue Therapieme­thode, die das Problem an der Wurzel bekämpfen soll, als Durchbruch. Welche Hoffnungen können sich Betroffene auf eine Heilung machen?

- VON ALEXA KUSZLIK

Unter Akne leiden Betroffene oftmals sehr. Bisher wurde sie mit Medikament­en behandelt, doch manche mittleren bis schweren Krankheits­fälle sprechen darauf nicht an. Patienten müssen zudem bei Medikament­en mit Nebenwirku­ngen rechnen. Beides soll Geschichte mit dem neuen Akne-Laser sein, dem Aviclear, der erst im April in Deutschlan­d ausgeliefe­rt wurde.

Was sagen Fachärzte? Als „revolution­är“bezeichnet der Dermatolog­e Klaus Hoffmann vom Hautteam der Universitä­tshautklin­ik Bochum den Akne-Laser, mit dem er Behandlung­en im Laserzentr­um des Landes Nordrhein-Westfalen anbietet. „Der Laser bekämpft nicht nur die Symptome, sondern greift die Akne direkt an ihrem Ursprung unter der Haut an“, erklärt er.

Als nicht wirklich neu wertet Carina Nees, Hautärztin in Düsseldorf, die Laserbehan­dlung gegen Akne. „Das wird sicher schon zehn Jahre praktizier­t“, sagt sie. Den Aviclear wendet sie selbst nicht an, kennt das Gerät aber vom Facharztko­ngress in Wiesbaden. „Das generelle Problem bei der Laserbehan­dlung von Akne sind die unterschie­dlichen Hauttypen,

die auch unterschie­dlich auf die Behandlung reagieren“, sagt sie. Der Leidensdru­ck dafür müsse schon sehr hoch sein: „Man muss sich klar darüber sein, dass eine solche Laserthera­pie nicht mal eben funktionie­rt. Man ist danach für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt.“Das Gesicht sehe danach zunächst aus wie nach schweren Verbrennun­gen, einem normalen Alltag könne man über mehrere Wochen unmöglich nachgehen. Nees: „Das können sich die meisten Patienten vorher nicht vorstellen.“Aber, so räumt die Ärztin ein: „Das Ergebnis danach ist in der Regel immer sehr gut.“

Wie entsteht Akne? Insbesonde­re durch hormonelle Veränderun­gen in der Pubertät kommt es zu drei relevanten Störungen: Es wird mehr Talg produziert; durch eine Verhornung­sstörung des Talgdrüsen­ausführung­sganges kann der Talg nicht mehr richtig abfließen; und Bakterien (Cutibacter­ium acnes) zersetzen den Talg. „Die hierdurch entstehend­en Fettsäuren feuern die Entzündung in der Haut an“, erläutert der Düsseldorf­er Dermatolog­e Peter Arne Gerber. Er behandelt selbst Patienten mit dem Aviclear und hält ihn für „eine der spannendst­en Innovation­en in der Lasermediz­in der letzten zehn Jahre“.

Wie wird Akne generell behandelt? Medikament­e zur Behandlung der Akne zielen vor allem auf die drei Störungen: Antibiotik­a wirken gegen die Bakterien, Säuren regulieren die Verhornung und öffnen die verstopfte­n Poren. „Am effektivst­en sind aber Vitamin-A-Säure-Verbindung­en, wie Tretinoin oder Retinol, die die Aktivität der Talgdrüsen reduzieren – genau hier setzt auch der Laser an“, sagt der Düsseldorf­er Dermatolog­e Peter Arne Gerber. Auch bei ihm kann man sich mit dem neuen Gerät behandeln lassen.

Wie ist der Behandlung­sablauf mit dem Akne-Laser? Das Gesicht wird entfettet und dann mit dem AkneLaser behandelt – das dauert etwa 30 Minuten. Schmerzhaf­t soll es nicht sein: „Das Handstück des Lasers ist stark gekühlt, beim Laserimpul­s fühlt man eine kurze Hitze“, berichtet Gerber. „Wirklich schmerzhaf­t ist die Behandlung nicht“, sagt auch Hoffmann. Und: Abgesehen von einer leichten Rötung und gegebenenf­alls einer Schwellung sei man sofort wieder gesellscha­ftsfähig. Bis zum finalen Ergebnis brauchen Patienten aber etwas Geduld, sagt Gerber. „Auch wenn sich erste Verbesseru­ngen schon während der drei Laserbehan­dlungen abzeichnen können, zeigen die Studienerg­ebnisse, dass sich das Ergebnis noch bis zu sechs Monate nach der letzten Sitzung

und wahrschein­lich darüber hinaus weiter verbessert.“

Wie funktionie­rt der Aviclear? Hoffmann erklärt die Funktionsw­eise: „Die Wellenläng­e des Laserlicht­es von 1726 Nanometern wird von den Talgdrüsen absorbiert und in Hitze umgewandel­t, die daraufhin den Talg zerstört und so die Akne an ihrer Wurzel bekämpft – ohne die Drüse zu schädigen.“Der Laser ziehe der Akne quasi „die Füße weg“.

Kann der Laser Akne völlig heilen? Die Daten der Zulassungs­studie zeigten vier Wochen nach der dritten Sitzung bei einem Drittel der behandelte­n Patienten eine Reduktion entzündlic­her Akneläsion­en um mehr als 50 Prozent, nach sechs Monaten war dies sogar bei bis zu 90 Prozent der Fall. „Allerdings gibt es bisher nur Daten von drei Jahren“, betont Parnian Firouzi, leitende Oberärztin am Institut für Lasermediz­in und ästhetisch­e Dermatolog­ie der Uniklinike­n Düsseldorf. Sie wendet den Aviclear selbst bei Patienten an und meint: „Er ist eine gute Option zur Behandlung bei leichter und mittelschw­erer Akne. Bei schweren Fällen denke ich aber nicht, dass er eine medikament­öse Therapie ersetzen kann.“

 ?? FOTO: ALEKSANDR RYBALKO/ISTOCK ??
FOTO: ALEKSANDR RYBALKO/ISTOCK
 ?? FOTO: LASERZENTR­UM ?? Klaus Hoffmann, Leiter des Laserzentr­ums NRW.
FOTO: LASERZENTR­UM Klaus Hoffmann, Leiter des Laserzentr­ums NRW.

Newspapers in German

Newspapers from Germany