Ein Laser gegen Akne
Mehrere Dermatologen werten eine neue Therapiemethode, die das Problem an der Wurzel bekämpfen soll, als Durchbruch. Welche Hoffnungen können sich Betroffene auf eine Heilung machen?
Unter Akne leiden Betroffene oftmals sehr. Bisher wurde sie mit Medikamenten behandelt, doch manche mittleren bis schweren Krankheitsfälle sprechen darauf nicht an. Patienten müssen zudem bei Medikamenten mit Nebenwirkungen rechnen. Beides soll Geschichte mit dem neuen Akne-Laser sein, dem Aviclear, der erst im April in Deutschland ausgeliefert wurde.
Was sagen Fachärzte? Als „revolutionär“bezeichnet der Dermatologe Klaus Hoffmann vom Hautteam der Universitätshautklinik Bochum den Akne-Laser, mit dem er Behandlungen im Laserzentrum des Landes Nordrhein-Westfalen anbietet. „Der Laser bekämpft nicht nur die Symptome, sondern greift die Akne direkt an ihrem Ursprung unter der Haut an“, erklärt er.
Als nicht wirklich neu wertet Carina Nees, Hautärztin in Düsseldorf, die Laserbehandlung gegen Akne. „Das wird sicher schon zehn Jahre praktiziert“, sagt sie. Den Aviclear wendet sie selbst nicht an, kennt das Gerät aber vom Facharztkongress in Wiesbaden. „Das generelle Problem bei der Laserbehandlung von Akne sind die unterschiedlichen Hauttypen,
die auch unterschiedlich auf die Behandlung reagieren“, sagt sie. Der Leidensdruck dafür müsse schon sehr hoch sein: „Man muss sich klar darüber sein, dass eine solche Lasertherapie nicht mal eben funktioniert. Man ist danach für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt.“Das Gesicht sehe danach zunächst aus wie nach schweren Verbrennungen, einem normalen Alltag könne man über mehrere Wochen unmöglich nachgehen. Nees: „Das können sich die meisten Patienten vorher nicht vorstellen.“Aber, so räumt die Ärztin ein: „Das Ergebnis danach ist in der Regel immer sehr gut.“
Wie entsteht Akne? Insbesondere durch hormonelle Veränderungen in der Pubertät kommt es zu drei relevanten Störungen: Es wird mehr Talg produziert; durch eine Verhornungsstörung des Talgdrüsenausführungsganges kann der Talg nicht mehr richtig abfließen; und Bakterien (Cutibacterium acnes) zersetzen den Talg. „Die hierdurch entstehenden Fettsäuren feuern die Entzündung in der Haut an“, erläutert der Düsseldorfer Dermatologe Peter Arne Gerber. Er behandelt selbst Patienten mit dem Aviclear und hält ihn für „eine der spannendsten Innovationen in der Lasermedizin der letzten zehn Jahre“.
Wie wird Akne generell behandelt? Medikamente zur Behandlung der Akne zielen vor allem auf die drei Störungen: Antibiotika wirken gegen die Bakterien, Säuren regulieren die Verhornung und öffnen die verstopften Poren. „Am effektivsten sind aber Vitamin-A-Säure-Verbindungen, wie Tretinoin oder Retinol, die die Aktivität der Talgdrüsen reduzieren – genau hier setzt auch der Laser an“, sagt der Düsseldorfer Dermatologe Peter Arne Gerber. Auch bei ihm kann man sich mit dem neuen Gerät behandeln lassen.
Wie ist der Behandlungsablauf mit dem Akne-Laser? Das Gesicht wird entfettet und dann mit dem AkneLaser behandelt – das dauert etwa 30 Minuten. Schmerzhaft soll es nicht sein: „Das Handstück des Lasers ist stark gekühlt, beim Laserimpuls fühlt man eine kurze Hitze“, berichtet Gerber. „Wirklich schmerzhaft ist die Behandlung nicht“, sagt auch Hoffmann. Und: Abgesehen von einer leichten Rötung und gegebenenfalls einer Schwellung sei man sofort wieder gesellschaftsfähig. Bis zum finalen Ergebnis brauchen Patienten aber etwas Geduld, sagt Gerber. „Auch wenn sich erste Verbesserungen schon während der drei Laserbehandlungen abzeichnen können, zeigen die Studienergebnisse, dass sich das Ergebnis noch bis zu sechs Monate nach der letzten Sitzung
und wahrscheinlich darüber hinaus weiter verbessert.“
Wie funktioniert der Aviclear? Hoffmann erklärt die Funktionsweise: „Die Wellenlänge des Laserlichtes von 1726 Nanometern wird von den Talgdrüsen absorbiert und in Hitze umgewandelt, die daraufhin den Talg zerstört und so die Akne an ihrer Wurzel bekämpft – ohne die Drüse zu schädigen.“Der Laser ziehe der Akne quasi „die Füße weg“.
Kann der Laser Akne völlig heilen? Die Daten der Zulassungsstudie zeigten vier Wochen nach der dritten Sitzung bei einem Drittel der behandelten Patienten eine Reduktion entzündlicher Akneläsionen um mehr als 50 Prozent, nach sechs Monaten war dies sogar bei bis zu 90 Prozent der Fall. „Allerdings gibt es bisher nur Daten von drei Jahren“, betont Parnian Firouzi, leitende Oberärztin am Institut für Lasermedizin und ästhetische Dermatologie der Unikliniken Düsseldorf. Sie wendet den Aviclear selbst bei Patienten an und meint: „Er ist eine gute Option zur Behandlung bei leichter und mittelschwerer Akne. Bei schweren Fällen denke ich aber nicht, dass er eine medikamentöse Therapie ersetzen kann.“