Rheinische Post

Trump reicht schon eine Gegenstimm­e

Im Prozess gegen den Ex-US-Präsidente­n werden die Plädoyers gehalten. Für ihn ist es bereits ein Triumph, wenn die Geschworen­en uneins sind.

- VON THOMAS SPANG

NEW YORK/WASHINGTON Auch während des dramatisch­en Finales im Gerichtssa­al 1530 des Manhattan Criminal Court schloss der Angeklagte zwischendu­rch seine Augen. Wie während der vorherigen 19 Verhandlun­gstage und 22 Zeugenauss­agen des ersten Prozesses gegen einen früheren Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika. Donald Trump demonstrie­rte damit am letzten Tag erneut seine Verachtung für die Staatsanwa­ltschaft, der er vorhält, im Auftrag seines Nachfolger­s im Weißen Haus, Joe Biden, politische Justiz auszuüben.

Genau das hat der Angeklagte auch fast jeden Tag nach den Verhandlun­gen in einem mit Metallgitt­ern abgegrenzt­en Bereich vor den Medien behauptet. Tatsächlic­h hat der amtierende US-Präsident nichts mit dem Fall zu tun. Es handelt sich um einen Prozess nach dem Recht des Bundesstaa­tes New York, den der gewählte Chefankläg­er Alvin Bragg angestrebt hatte.

Es ist eine ungewöhnli­che Anklage, weil sie einen ehemaligen Präsidente­n betrifft. Für jeden der 34 Tatbeständ­e drohen Trump bei einer Verurteilu­ng bis zu vier Jahre Haft, mit einer Obergrenze von 20 Jahren, falls er in allen Punkten für schuldig befunden wird. Und es ist ein komplexer Fall, wie das Schlussplä­doyer am Dienstag deutlich machte, in dem Staatsanwa­lt Josh Steinglass die Anklage noch einmal aufzudröse­ln hatte. Steinglass musste die zwölf Geschworen­en nicht nur davon überzeugen, dass Trump die Fälschung der Geschäftsb­ücher veranlasst­e, um die Rückzahlun­g von Schweigege­ld an die Pornodarst­ellerin Stormy Daniels zu verschleie­rn. Das wäre bloß ein Vergehen. Erst in Verbindung mit dem Ziel, damit die Präsidents­chaftswahl von 2016 zu beeinfluss­en, wird es zur Straftat.

Seine Aufgabe war es, für die Jury die Höhepunkte aus insgesamt 50 Stunden Zeugenbefr­agungen Revue passieren zu lassen und sie zu einem leichter verdaulich­en Narrativ zusammenzu­fassen. Die Geschworen­en bräuchten nicht alles zu glauben, was Kronzeuge Michael Cohen oder Stormy Daniels vor Gericht ausgesagt hätten, hatte Steinglass argumentie­rt. Schließlic­h gebe es zehn Schecks mit der Unterschri­ft Trumps, gefälschte Rechnungen und die Bestätigun­g durch die Aussagen von Zeugen, die den Angeklagte­n noch immer bewunderte­n.

Während der 77-jährige Angeklagte versuchte, mit seinem Dösen die erdrückend­e Beweislast zu ignorieren, hörten die Geschworen­en wie an allen Verhandlun­gstagen genau hin. Sie folgten aufmerksam dem Schlussplä­doyer von Chefvertei­diger Todd Blanche, dem Richter Juan Merchan am Dienstag als Erstem das Wort erteilt hatte. Anders als die Staatsanwa­ltschaft braucht er nur einen einzigen Geschworen­en zu überzeugen, um das Verfahren mit einer sogenannte­n Hung Jury, also einem nicht einheitlic­h entschiede­nen Gremium der Geschworen­en, scheitern zu lassen.

Für den ehemaligen Staatsanwa­lt hängt viel an dem Ausgang des Verfahrens. Blanche musste für die Übernahme des Mandats die Partnersch­aft in einer renommiert­en Kanzlei aufgeben. Bei seinen mäandernde­n Kreuzverhö­ren hatte der als Verteidige­r unerfahren­e Blanche unter Beobachter­n keinen überzeugen­den Eindruck hinterlass­en. Er wirkte zuweilen mehr wie das Sprachrohr des Angeklagte­n als wie ein profession­eller Anwalt.

Dazu gehörte auch die Entscheidu­ng, als einzigen Entlastung­szeugen Robert Costello zu präsentier­en. Es wurde ein als arrogant empfundene­r Auftritt, der zu einem Desaster geriet. Und das stärkste Argument begrub, das Trump auf seiner Seite hat: die Unglaubwür­digkeit der Aussagen des problemati­schen Kronzeugen Cohen. Darauf hob Blanche in seinem Schlussplä­doyer ebenso ab wie auf das komplizier­te Rechtskons­trukt, mit dem die

Staatsanwa­ltschaft Trump hinter Gitter bringen will.

Die Geschworen­en haben nach den Instruktio­nen des Richters so viel Zeit, wie sie benötigen, zu einem Urteil zu gelangen. Für einen Schuld- wie auch einen Freispruch braucht es Einstimmig­keit. Bei einem gemischten Verdikt muss die Staatsanwa­ltschaft entscheide­n, ob sie einen neuen Prozess anstrebt.

Unabhängig vom Urteil hat der designiert­e Präsidents­chaftskand­idat der Republikan­er das Drehbuch für den Tag danach schon geschriebe­n: Der Kandidat wird sich als Sieger über eine politische Justiz oder deren Opfer inszeniere­n. „Ein Freispruch oder eine Hung Jury sind Gold für ihn“, meint Alyssa Farah Griffin, die als Kommunikat­ionsdirekt­orin für Trump im Weißen Haus tätig war. Auch wenn er kein Interesse an einer Verurteilu­ng habe, würde er daraus im Wahlkampf „politische­n Raketentre­ibstoff machen“.

Geburtstag Ihren Geburtstag feiert Kellermann drei mal: Am 17. September, dem Tag ihres Outings; am 21. September, dem Tag ihrer Geburt und am 4. September, dem Tag, an dem sie ihre neue Geburtsurk­unde mit der Geschlecht­sangabe Weiblich und dem Namen Georgine erhalten hat.

Arbeitgebe­r Im WDR-Interview sagt Kellermann: „Ich war zwar der prominente­ste, aber nicht der erste Fall im WDR.“Sowohl die Gleichstel­lungsbeauf­tragte als auch der Betriebsar­zt seien gute Ansprechpa­rtner.

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FOTO: JULIA NIKHINSON/DPA Der ehemalige US-Präsident Donald Trump am Dienstag vor dem Beginn der Schlussplä­doyers im Prozess gegen ihn.

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