Trump reicht schon eine Gegenstimme
Im Prozess gegen den Ex-US-Präsidenten werden die Plädoyers gehalten. Für ihn ist es bereits ein Triumph, wenn die Geschworenen uneins sind.
NEW YORK/WASHINGTON Auch während des dramatischen Finales im Gerichtssaal 1530 des Manhattan Criminal Court schloss der Angeklagte zwischendurch seine Augen. Wie während der vorherigen 19 Verhandlungstage und 22 Zeugenaussagen des ersten Prozesses gegen einen früheren Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Donald Trump demonstrierte damit am letzten Tag erneut seine Verachtung für die Staatsanwaltschaft, der er vorhält, im Auftrag seines Nachfolgers im Weißen Haus, Joe Biden, politische Justiz auszuüben.
Genau das hat der Angeklagte auch fast jeden Tag nach den Verhandlungen in einem mit Metallgittern abgegrenzten Bereich vor den Medien behauptet. Tatsächlich hat der amtierende US-Präsident nichts mit dem Fall zu tun. Es handelt sich um einen Prozess nach dem Recht des Bundesstaates New York, den der gewählte Chefankläger Alvin Bragg angestrebt hatte.
Es ist eine ungewöhnliche Anklage, weil sie einen ehemaligen Präsidenten betrifft. Für jeden der 34 Tatbestände drohen Trump bei einer Verurteilung bis zu vier Jahre Haft, mit einer Obergrenze von 20 Jahren, falls er in allen Punkten für schuldig befunden wird. Und es ist ein komplexer Fall, wie das Schlussplädoyer am Dienstag deutlich machte, in dem Staatsanwalt Josh Steinglass die Anklage noch einmal aufzudröseln hatte. Steinglass musste die zwölf Geschworenen nicht nur davon überzeugen, dass Trump die Fälschung der Geschäftsbücher veranlasste, um die Rückzahlung von Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels zu verschleiern. Das wäre bloß ein Vergehen. Erst in Verbindung mit dem Ziel, damit die Präsidentschaftswahl von 2016 zu beeinflussen, wird es zur Straftat.
Seine Aufgabe war es, für die Jury die Höhepunkte aus insgesamt 50 Stunden Zeugenbefragungen Revue passieren zu lassen und sie zu einem leichter verdaulichen Narrativ zusammenzufassen. Die Geschworenen bräuchten nicht alles zu glauben, was Kronzeuge Michael Cohen oder Stormy Daniels vor Gericht ausgesagt hätten, hatte Steinglass argumentiert. Schließlich gebe es zehn Schecks mit der Unterschrift Trumps, gefälschte Rechnungen und die Bestätigung durch die Aussagen von Zeugen, die den Angeklagten noch immer bewunderten.
Während der 77-jährige Angeklagte versuchte, mit seinem Dösen die erdrückende Beweislast zu ignorieren, hörten die Geschworenen wie an allen Verhandlungstagen genau hin. Sie folgten aufmerksam dem Schlussplädoyer von Chefverteidiger Todd Blanche, dem Richter Juan Merchan am Dienstag als Erstem das Wort erteilt hatte. Anders als die Staatsanwaltschaft braucht er nur einen einzigen Geschworenen zu überzeugen, um das Verfahren mit einer sogenannten Hung Jury, also einem nicht einheitlich entschiedenen Gremium der Geschworenen, scheitern zu lassen.
Für den ehemaligen Staatsanwalt hängt viel an dem Ausgang des Verfahrens. Blanche musste für die Übernahme des Mandats die Partnerschaft in einer renommierten Kanzlei aufgeben. Bei seinen mäandernden Kreuzverhören hatte der als Verteidiger unerfahrene Blanche unter Beobachtern keinen überzeugenden Eindruck hinterlassen. Er wirkte zuweilen mehr wie das Sprachrohr des Angeklagten als wie ein professioneller Anwalt.
Dazu gehörte auch die Entscheidung, als einzigen Entlastungszeugen Robert Costello zu präsentieren. Es wurde ein als arrogant empfundener Auftritt, der zu einem Desaster geriet. Und das stärkste Argument begrub, das Trump auf seiner Seite hat: die Unglaubwürdigkeit der Aussagen des problematischen Kronzeugen Cohen. Darauf hob Blanche in seinem Schlussplädoyer ebenso ab wie auf das komplizierte Rechtskonstrukt, mit dem die
Staatsanwaltschaft Trump hinter Gitter bringen will.
Die Geschworenen haben nach den Instruktionen des Richters so viel Zeit, wie sie benötigen, zu einem Urteil zu gelangen. Für einen Schuld- wie auch einen Freispruch braucht es Einstimmigkeit. Bei einem gemischten Verdikt muss die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie einen neuen Prozess anstrebt.
Unabhängig vom Urteil hat der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner das Drehbuch für den Tag danach schon geschrieben: Der Kandidat wird sich als Sieger über eine politische Justiz oder deren Opfer inszenieren. „Ein Freispruch oder eine Hung Jury sind Gold für ihn“, meint Alyssa Farah Griffin, die als Kommunikationsdirektorin für Trump im Weißen Haus tätig war. Auch wenn er kein Interesse an einer Verurteilung habe, würde er daraus im Wahlkampf „politischen Raketentreibstoff machen“.
Geburtstag Ihren Geburtstag feiert Kellermann drei mal: Am 17. September, dem Tag ihres Outings; am 21. September, dem Tag ihrer Geburt und am 4. September, dem Tag, an dem sie ihre neue Geburtsurkunde mit der Geschlechtsangabe Weiblich und dem Namen Georgine erhalten hat.
Arbeitgeber Im WDR-Interview sagt Kellermann: „Ich war zwar der prominenteste, aber nicht der erste Fall im WDR.“Sowohl die Gleichstellungsbeauftragte als auch der Betriebsarzt seien gute Ansprechpartner.