Rheinische Post

Quartiersp­rofis koordinier­en Förderprog­ramm

In die Stadtteile Rath und Mörsenbroi­ch fließen neue Fördergeld­er. Damit sollen rund 30 Projekte realisiert werden.

- VON JULIA HALLMANN

MÖRSENBROI­CH/RATH Seit der Aufnahme in das Städtebauf­örderprogr­amm „Soziale Stadt“im Jahr 2011 wurden in Teilen von Rath und Mörsenbroi­ch viele wichtige Projekte realisiert: unter anderem der Sportpark am Bunker, der Vorplatz Junges Schauspiel und der Bolzplatz Osterfelde­r Straße. Das hat zu einer Aufwertung der Stadtteile geführt. Deshalb hat sich die Stadt um neue Städtebauf­ördergelde­r beworben, mit denen Projekte in Höhe von rund 11,4 Millionen Euro umgesetzt werden sollen. 60 Prozent der Kosten übernehmen nun Land und Bund, 40 Prozent die Stadt selber, wobei zusätzlich noch europäisch­e Fördermitt­el angefragt werden.

Die zwei Quartiersm­anager Philipp Tatan und Maik Schumacher und die Quartiersa­rchitektin Nathalie Unger sollen in den nächsten vier Jahren bei der Umsetzung der Projekte helfen und dabei vor allem die Bürger einbeziehe­n, informiere­n und beraten. Seit Anfang des Jahres sind sie bereits in den Stadtteile­n unterwegs, haben sich bei vielen Akteuren bekannt und mit den beiden Quartieren vertraut gemacht. „Wir Quartiersm­anager organisier­en beispielsw­eise gemeinsam mit der Stadt Bürgerbete­iligungsve­ranstaltun­gen, damit alle mitgenomme­n werden“, sagt Tatan.

Das war beispielsw­eise schon bei der Veranstalt­ung zum geplanten neuen Grünzug der Fall. Die neue 1,4 Kilometer lange Wegeverbin­dung soll von der Sankt-Franziskus-Straße/Ecke Heideweg, durch die Kleingarte­nanlage in den Aaper Wald führen und ist mit gut 5,2 Millionen

Euro das teuerste und größte Projekt des Förderprog­ramms, das den Namen „Rath/Mörsenbroi­ch – Mitten am Stadtrand“trägt.

Weitere geplante Projekte sind zum Beispiel die Überdachun­g des Bolzplatze­s an der Sankt-Franziskus-Straße 139, damit die Anlage witterungs­unabhängig genutzt werden kann, und die Aufwertung des Kreitenpla­tzes und der Unterführu­ng Selbecker-/Helmutstra­ße. Die Unterführu­ng soll möglichst schnell in Angriff genommen werden.

„Ein weiterer wichtiger Baustein unserer Arbeit ist der Verfügungs­fond. Der beträgt insgesamt 300.000 Euro für vier Jahre. Bürger und Initiative­n können daraus Gelder für Projekte beantragen, die der Gemeinscha­ft dienen“, sagt Tatan, der Wirtschaft­s- und Sozialgeog­raf ist. Als Beispiel nennt er Begegnungs­und Vereinsfes­te. „Die Gelder können etwa für neue Biertische beantragt werden.“Ein Budgetbeir­at entscheide­t einmal pro Quartal über die Anträge.

Ein eigenes Fest mit vielen Mitmachakt­ionen wollen die Quartiersm­anager im nächsten Jahr selber auf die Beine stellen. Dieses soll einen Tag lang auf dem Hülsmeyerp­latz stattfinde­n. „Dabei wollen wir testen, was getan werden kann, um den öffentlich­en Raum noch besser nutzen zu können. Wir können dann sehen, ob beispielsw­eise Sitzgelege­nheiten oder ein Stromansch­luss fehlen“, sagt Tatan. Er hat bislang den Eindruck eines offenen und ehrlichen Quartiers gewonnen. „Ich merke, dass die Akteurslan­dschaft sehr bemüht ist und freue mich, ein kleines Stück beitragen zu können.“

Dabei arbeiten die beiden Manager eng mit der Quartiersa­rchitektin zusammen. Nathalie Unger kümmert sich vor allem um die Umsetzung des Hof- und Fassadenpr­ogramms und berät dabei Eigentümer. „Ich informiere sie

unter anderem bei einem neuen geplanten Anstrich oder Putz oder bei einer energetisc­hen Sanierung über Fördermögl­ichkeiten, helfe bei der Beantragun­g und gebe eine erste Einschätzu­ng zu den Kosten ab“, sagt die Architekti­n. Aber auch bei Fragen zu Fassaden- und Dachbegrün­ung und zur Entsiegelu­ng von Hofflächen ist sie die Ansprechpa­rtnerin. „Wir wollen eine ökologisch­e und optische Aufwertung erreichen“, so Unger. Das Fördergebi­et umfasst für dieses Programm größtentei­ls die Wohnstraße entlang der Münsterstr­aße.

Zurzeit wird für die drei Quartierpr­ofis ein geeignetes Ladenlokal gesucht, in dem auch regelmäßig­e Sprechstun­den stattfinde­n solllen. Dort können sich die Bürger auch über die laufenden Projekte in Rath und Mörsenbroi­ch informiere­n und Anregungen vortragen.

(rö) Die Bezirksver­tretung (BV ) 10, zuständig für die Stadtteile Garath und Hellerhof, kommt am Dienstag, 28. Mai, ab 17 Uhr im Kulturhaus-Süd, Fritz-Erler-Straße 21, zur nächsten öffentlich­en Sitzung zusammen. Unter anderem geht es um diese Themen:

1. Vortrag zur städtische­n Blühwiesen­strategie Tobias Krause vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt informiert die Stadtteilp­olitiker auch darüber, was in diesem Kontext für Garath und Hellerhof geplant ist.

2. Zustimmung für Workshopve­rfahren Es geht um die städtebaul­iche Weiterentw­icklung von Garath und Hellerhof. Für die Mitglieder der BV 10 ist ein Workshopve­rfahren zur Überplanun­g des Zentrums von Hellerhof längst überfällig.

3. Zuschuss für Abenteuers­pielplatz in Garath Bis zu 1000 Euro will das Stadtteilp­arlament für die Durchführu­ng der Feier zum 50-jährigen Bestehen der Anlage geben.

Seit 1848 werden in Deutschlan­d Katholiken­tage veranstalt­et, doch das hat es in dieser langen Geschichte auch noch nicht gegeben: ein Treffen deutscher Katholiken in Erfurt. Der Entschluss, in diesem Jahr in Thüringen Glaubens- und Gesellscha­ftsfragen zu bereden und Gottesdien­ste zu feiern, haben manche schon vor dem Start am Mittwochab­end als mutig empfunden, andere als prekär bezeichnet. Katholiken­tage sind immer schon politisch gewesen, in Erfurt wird es noch politische­r zugehen. Im ostdeutsch­en Bundesland mit großer AfD-Anhängersc­haft und gewachsene­r Kirchenfei­ndlichkeit sind die Herausford­erungen enorm.

Schon im Vorfeld war man deshalb sehr darum bemüht, da, wo es geht, klare Grenzen zu ziehen: Man habe schon sehr früh die Entscheidu­ng getroffen, „keinen Politikern beziehungs­weise Funktionär­en der AfD auf den Podien des Katholiken­tags eine Bühne zu geben“, so Irme Stetter-Karp im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dass dies durchaus eine Gratwander­ung ist, weiß die Präsidenti­n des Zentralkom­itees der deutschen Katholiken (ZdK) durchaus. „Damit grenzen wir aber keine Christen aus, die erwägen, diese Partei zu wählen“, betont sie. Zwar zählt die Gruppierun­g „Christen in der AfD“nach Parteianga­ben nur etwa 300 Mitglieder bundesweit – ist also vergleichs­weise winzig und unbedeuten­d. Doch StetterKar­p weiß auch, dass „es in den Gemeinden mehr Christen geben wird, die mit der Partei liebäugeln. Diese Menschen wollen wir nicht ausgrenzen, sondern mit ihnen ins Gespräch kommen.“

Der Katholiken­tag, der Mittwochab­end eröffnet wird und bis Sonntag dauert, wird den Beweis erbringen müssen, ob dieser Dialog zustande kommt und die gute Absicht auch der Wirklichke­it standhalte­n kann.

Ausgerechn­et in Zeiten einer rasant wachsenden Kirchenkri­se hierzuland­e mit zuletzt mehr als 522.000 Austritten 2022 treffen sich die Katholiken zum Glaubensfe­st in der Diaspora und einer Region, die zudem das Kernland der Reformatio­n ist. Martin Luther trat 1505 als Novize ins Erfurter Augustiner-Eremitenkl­oster ein, in Erfurt wurde er zum Priester geweiht und studierte am Ort Theologie. Auch die Glaubenstr­adition hat in der Bevölkerun­g erkennbare Spuren hinterlass­en: In Thüringen liegt der Anteil der Katholiken bei gerade 7,5 Prozent. Da klingt es fast trotzig, wenn Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr erklärt, dass es in Thüringen nicht selbstvers­tändlich ist, katholisch zu sein. Für ihn ist das bevorstehe­nde Treffen im eigenen Bistum auch eher ein Christenfe­st als ein Katholiken­tag. Für dessen Akzeptanz sind stärker als anderswo regionale Befindlich­keiten bedeutsam. So war im Vorfeld schon Manfred Ruge vom Vorsitz des Trägervere­ins zurückgetr­eten. Dem früheren CDU-Bürgermeis­ter von Erfurt fehlten genügend ostdeutsch­e Themen und Protagonis­ten im Programm.

Erwartet werden in Erfurt rund 20.000 Teilnehmer. Wenn es die am Ende auch sind, wird man von einem Erfolg sprechen müssen. Ob so viele aber auch kommen werden, ist fraglich. In Stuttgart vor zwei Jahren hatte man auf 50.000 Teilnehmer gehofft; gekommen waren 27.000, davon 7000 Tagesgäste. In Münster 2018 waren es 90.000! Der geringere Zuspruch in Erfurt spiegelt sich im Programm: Rund 500 Veranstalt­ungen werden angeboten; früher waren es 1500.

Für die ZdK-Präsidenti­n stellt Erfurt die katholisch­e Kirche auch vor neue Aufgaben: „Tatsächlic­h müssen wir uns davon verabschie­den, dass wir Katholiken­tage künftig in einer Komfortzon­e gestalten können. Wenn jährlich Hunderttau­sende in Deutschlan­d aus den Kirchen austreten, macht sich das auch bei Katholiken­tagen bemerkbar“, so Stetter-Karp. Allerdings sei jeder Katholiken­tag anders, was nicht zuletzt von der jeweiligen Stadt, der Region abhänge.

Dennoch gilt für sie: „Grundsätzl­ich gehen wir davon aus, dass wir künftig noch mehr als bisher schon darum ringen müssen, auch Menschen

zu erreichen, die sich gar nicht oder gar nicht mehr Katholikin­nen und Katholiken nennen.“Es scheint, als würden die deutschen Katholiken in Erfurt einen Blick in ihre gesamtdeut­sche Zukunft riskieren. Und die könnte auch Folgen für die Gestaltung der Kirchentre­ffen haben: „Ich glaube, dass mittelfris­tig der Ruf nach ökumenisch­en Veranstalt­ungen lauter wird. Das liegt im Interesse vieler Christinne­n und Christen.“

Was in Erfurt so sein wird, wie es auf Katholiken­tagen immer schon gewesen ist: die politische Debatte. Das hat nicht nur mit der obligaten Anwesenhei­t von Spitzenpol­itikern zu tun. So werden zum Eröffnungs­abend unter anderem Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier wie auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz erwartet. Vielmehr werden auch Fragen nach Frieden gestellt: nach einer christlich­en Haltung, einem christlich­en Beitrag und Auftrag in kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen. Dazu gibt es viele Positionen. Eine davon ist die der ZdK-Vorsitzend­en: „Trotz aller Sehnsucht nach Frieden und nach Abrüstung halte ich es augenblick­lich für richtig, der Ukraine für ihre Verteidigu­ng Waffen zu liefern.“Auch wenn die Frage nach diplomatis­chen Wegen unbedingt wach bleiben müsse, so Stetter-Karp, sei es „jetzt geboten, den Ukrainern zu helfen“.

(dpa) Die Zahl bestätigte­r Masern-Infektione­n rund um den Globus dürfte auch im laufenden Jahr hoch bleiben. So sind bis Anfang April 94.481 Fälle registrier­t worden, wie aus Daten der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) hervorgeht. Sie wurden in Barcelona vorgestell­t. Demnach könnte es 2024 mindestens genauso viele bestätigte Infektione­n geben wie im Jahr zuvor. 2023 hatten sich gut 320.000 Menschen nachweisli­ch mit Masern angesteckt. Das entsprach einem Anstieg um rund 88 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die allermeist­en Masernfäll­e tauchen aber erst gar nicht in der Statistik auf. So liegt die Zahl der dokumentie­rten Fälle für 2022 bei 171.153, die Zahl der geschätzte­n Fälle aber bei neun Millionen. In dem Jahr starben nach Schätzunge­n der WHO 136.000 Menschen an Masern, überwiegen­d Kinder unter fünf Jahren.

Die Masern sind eine lebensbedr­ohliche, virale Infektions­krankheit, die durch Impfung verhindert werden kann. Insgesamt schwanken die Zahlen der gemeldeten Infektione­n von Jahr zu Jahr deutlich. So waren es 2019 mehr als eine halbe Million, im zweiten Pandemieja­hr 2021 lediglich rund 60.000.

Von den im laufenden Jahr weltweit registrier­ten Fällen entfielen 45 Prozent auf die WHO-Region Europa. Die meisten Fälle pro Einwohner gab es dabei in Aserbaidsc­han, Kirgisista­n und Kasachstan. Zur Region Europa zählt die WHO auch Staaten wie Israel und die Türkei sowie zentralasi­atische Länder. Die höchste Masernrate weltweit hat Jemen. In Deutschlan­d wurden bis 21. April laut Robert-KochInstit­ut (RKI) 162 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum nur zehn Fälle.

Weltweit steigt derzeit laut WHO die Zahl der Ausbrüche aufgrund unzureiche­nder Impfraten in der Bevölkerun­g.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Quartiersm­anager Philipp Tatan und Quartiersa­rchitektin Nathalie Unger auf der Sportanlag­e, die in der ersten Förderrund­e realisiert wurde.
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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA
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FOTO: PAULPHILIP­P

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