Rheinische Post

Impronaute­n planen ihre nächste Mission

Bei der Impro-Show des Schauspiel­hauses sind die Szenen nicht geplant, sondern entstehen spontan. Wir waren bei einer Probe dabei.

- VON KIM-KHANG TRAN

Normalerwe­ise müssen Schauspiel­er einer Regie folgen, einem Drehbuch – nicht aber die „D’Impronaute­n“. Die Improvisat­ion fängt schon beim eigenen Namen an: Ob er „D Impronaute­n“, „Dimpronaut­en“oder einfach nur „Impronaute­n“ausgesproc­hen werden soll, bleibt offen.

Die Abiturient­in Fleur Haneveld, 17 Jahre alt, ist eine von rund 25 Mitglieder­n. Mit Impro, also Improvisat­ionstheate­r, habe sie schon im Alter von acht Jahren angefangen – hier könne sie abends entspannen, dem Alltagsstr­ess entfliehen und frei sein. „Wir müssen uns nicht verändern und fake sein, sondern können genau so sein, wie wir wollen, und in jede Rolle schlüpfen“, erklärt Haneveld ihre Leidenscha­ft für das Impro-Theater. Auch das Gemeinscha­ftsgefühl hebt sie hervor: „Ich würde uns wie eine kleine Familie beschreibe­n, bei der mir nichts peinlich ist.“Dabei sei jeder der Impronaute­n völlig anders und bringe ganz eigene Talente mit.

So ist beispielsw­eise ihr Mitspieler David Reinhard, 22 Jahre alt und Architektu­rstudent. „Dadurch, dass alle so unterschie­dlich sind, werden immer ganz einzigarti­ge Situatione­n erzeugt“, sagt er. Für ihn sei das Schöne am Impro-Theater, „dass man auf Zack sein und sich schnell Situatione­n überlegen muss“– das könne auch im Alltag nützlich sein, wenn er etwa neuen Menschen begegne. Vor allem gefalle es ihm auch, dem Publikum bei Shows „eine gute Zeit zu bereiten und ein paar Lacher zu entlocken“.

Die Show besteht aus verschiede­nen Spielen, bei denen jeweils zwei bis vier Personen mitmachen, gespielt wird dabei nicht als Wettkampf. Meistens leiten zwei Moderatore­n durch die Show, der Pianist Marco Girardin begleitet sie musikalisc­h und improvisie­rt dabei ebenfalls. Zum Start ruft das Publikum immer „5, 4, 3, 2, 1, los“, dann fängt das Spiel an. Zum Beispiel schlüpft ein Impronaut beim Spiel „Reklamatio­n“in die Rolle eines Kunden, der ein gekauftes Produkt zurückgebe­n will – ohne jedoch zu wissen, um welches Produkt es sich handelt, denn der Gegenstand, den das Publikum bestimmt hat, muss er erraten.

Der nächste Aufführung­stermin findet am 25. Mai um 19 Uhr im Jungen Schauspiel, Münsterstr­aße 446, statt. Zur Möglichkei­t, selbst in der Impro-Gruppe mitzumache­n, sagt Lasse Scheiba, der als Dramaturg und Projektlei­ter am „Stadt:Kollektiv“des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses für das Organisato­rische zuständig ist: „Die Impronaute­n sind aktuell eine geschlosse­ne Gruppe.“

Bis zu ihrer nächsten Show proben die Impronaute­n jeden Donnerstag­abend. Begleitet werden sie von den Schauspiel­ern Thomas Kitsche und Eva Maria Schindele, die als Coachs der Impronaute­n fungieren. Auf diese Weise, so Schindele, lernen die Impronaute­n, die 17 bis 53 Jahre alt sind und zu einem großen Teil Schauspiel­erfahrung aus Theaterclu­bs, aber keine Schauspiel­ausbildung mitbringen, wie sie beispielsw­eise durch eine bestimmte

Körperhalt­ung oder eine markante Stimme ganz verschiede­ne Figuren bauen können. Auf dem Programm stehen aber auch Vertrauens­übungen, bei denen sich die Impronaute­n beispielsw­eise gegenseiti­g blind durch den Raum führen oder sich gegenseiti­g auffangen, sowie Reaktionss­piele, bei denen es darum geht, die Aufmerksam­keit zu schulen und die Spielpartn­er jederzeit im Blick zu haben.

Vor allem wird aber viel gelacht. So bürstet beim Spiel „Reklamatio­n“eine Impronauti­n in der Rolle der Verkäuferi­n durchgehen­d ihre unsichtbar­en langen Haare, ihre Spielpartn­erin, die in der Rolle der Kundin das Produkt Mixer erraten sollte, sagt, es sei kaputt gegangen, als sie sich daraufgese­tzt habe. Von Schindele bekommen die Impronaute­n den Tipp, nicht nur die eigene Figur, sondern auch den Raum zu etablieren, beispielsw­eise eine Anfangs erfundene Tür weiterzuve­rwenden, anstatt weitere Türen einzuführe­n. Das setzt die ImproGrupp­e sogleich um: Ein Impronaut rennt gegen die unsichtbar­e Tür und schreit vor Schmerzen. Es sind genau solche Momente, die sowohl für das Publikum als auch für die Spielpartn­er völlig unerwartet kommen, die die Show der Impronaute­n so unterhalts­am machen.

Termin Die nächste Show wird am Samstag, 25. Mai um 19 Uhr im Jungen Schauspiel, Münsterstr­aße 446, stattfinde­n. Weitere Infos gibt es auf der Internetse­ite des Düsseldorf­er Schauspiel­hauses: www.dhaus.de/programm/a-z/ dimpronaut­en/

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Düsseldorf­er Impronaute­n proben für ihre nächste Show, die noch vor der Sommerpaus­e sein wird. „Wir erzeugen immer ganz einzigarti­ge Situatione­n“, sagen die Teilnehmer.
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FOTOS (2): KIM-KHANG TRAN Machen mit: die Abiturient­in Fleur Haneveld und der Architektu­rstudent David Reinhard
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Auch Coach Eva Maria Schindele und der Projektlei­ter von Stadt:Kollektiv Lasse Scheiba waren bei der Probe dabei.

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