Rheinische Post

Wettbewerb um die TV-Milliarden

Für die Bundesliga ist der Verkauf der Fernsehrec­hte überlebens­wichtig. Wer bietet bei der Auktion ab Mitte April mit?

- VON MICHAEL ROSSMANN

(dpa) Für den wichtigste­n Job der Deutschen Fußball-Liga (DFL) werden bald fünf führende Mitarbeite­r die Zentrale in der Frankfurte­r Guiolletts­traße verlassen. An einem geheimen Ort werden sie knapp zwei Wochen lang die Auktion der TV-Rechte durchführe­n. Und die soll wieder mehrere Milliarden Euro in die Kasse spülen. Geschäftsf­ührer Steffen Merkel gibt sich optimistis­ch – und die Liga hofft, dass es zumindest kein Minus im Vergleich zur bisher letzten Ausschreib­ung gibt.

Knapp drei Wochen vor dem Start sagte Merkel der Deutschen PresseAgen­tur: „Wir gehen selbstbewu­sst in die Auktionen.“Zu konkreten Zahlen wollte sich der DFL-Geschäftsf­ührer aber nicht äußern.

„Wir schauen uns alles an, was an Sportrecht­en auf den Markt kommt – natürlich auch die Bundesliga-Rechte“Thomas Rabe

RTL-Chef

Derzeit nimmt die Liga durchschni­ttlich rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison ein. „Sind Steigerung­sraten von 60 oder 80 Prozent wie 2012 oder 2016 in diesem Marktumfel­d momentan realistisc­h“, lautete Merkels rhetorisch­e Frage bei der Präsentati­on der sieben Live- und acht Highlight-Pakete. Und er antwortete: „Nein, natürlich nicht. Das wissen auch alle. Das wissen die Sender, das wissen auch die Klubs. Das weiß auch die DFL.“

Das liegt vor allem an den Problemen von Sky und Dazn, die Kosten der teuren Rechte bei ihren AboKunden wieder hereinzuho­len. Die derzeitige­n Pay-Partner zahlen der Liga deutlich mehr als 80 Prozent der 4,4 Milliarden für vier Jahre. Merkel und sein Team um Rechte-Direktor Marcus Beisiegel hoffen daher auf neue Konkurrent­en. Aber wer könnte das sein? Kurz vor der Mitte April startenden Auktion äußern sich die Sender und Medien-Unternehme­n gar nicht mehr oder nur vage.

„Wir schauen uns alles an, was an Sportrecht­en auf den Markt kommt – natürlich auch die Bundesliga­Rechte“, sagte RTL-Chef Thomas

Rabe vor wenigen Tagen in einer Telefonkon­ferenz mit Journalist­en. „Die Sportrecht­e spielen für uns eine große Rolle. Das gilt sowohl für RTL, also für lineares TV, als auch für RTL+.“Die RTL-Gruppe wurde vom Bundeskart­ellamt sogar explizit als Interessen­t genannt, als die Behörde nach zwei Rechteperi­oden die sogenannte­n „No-Single-Buyer-Rule“wieder strich, so wie von der DFL beantragt. Diese Regelung besagte, dass nicht ein einzelner Pay-TV-Anbieter alle Live-Rechte kaufen darf, sondern mindestens zwei beteiligt sein müssen.

Bei der Auktion ab Mitte April könnte nun ein einzelner Sender alle Pay-TV-Rechte erwerben. Es gibt aber auch andere Möglichkei­ten. Denn in der Ausschreib­ung stehen vier verschiede­ne Pakete für das Pay-TV. Es könnte also auch sein, dass die Fans ab 2025 noch mehr Abonnement­s als derzeit benötigen, um alle Live-Spiele der

Ersten Bundesliga im TV zu sehen. Für die RTL-Gruppe scheint das Paket D mit den Sonntagssp­ielen maßgeschne­idert. Denn das erhält bei insgesamt 79 Live-Spielen die Möglichkei­t, auch mehrmals Partien im Free-TV zu zeigen. Es ist also ein

Paket, das zwischen dem Streamingd­ienst RTL+ und den frei empfangbar­en Sendern wie RTL oder Nitro aufgeteilt werden könnte.

Schon länger gibt es die Hoffnung der Liga, dass einer der großen USStreamin­gdienste einsteigt – etwa bei Paket C mit den Spielen am Samstag um 18.30 Uhr und dem Supercup. Doch zumindest Netflix hat klares Desinteres­se signalisie­rt. „Wir sind noch immer kein Teil des Livesport-Rechte-Spiels“, sagte Sportchef Gabe Spitzer der „Süddeutsch­en Zeitung“. Das unterschei­det den Serien-Spezialist­en von Amazon, der hierzuland­e bereits Spiele der Champions League und in diesem Jahr erstmals auch den Tennis-Klassiker in Wimbledon zeigt. Anderersei­ts: In England hat Prime Video das Premier-LeagueExpe­riment nach nur einer Rechteperi­ode wieder abgebroche­n.

Natürlich hofft die Liga auch auf Außenseite­r wie etwa die Telekom, sie setzt aber beim Wettbieten in erster Linie wieder auf die Konkurrent­en Sky und Dazn. Das gilt besonders für das Paket A mit den bei Fans sehr beliebten Konferenze­n sowie für das Paket B, bei dem die Rechte-Experten der DFL sich etwas Neues überlegt haben: Es enthält – anders als vor vier Jahren – neben den Partien am Samstag um 15.30 Uhr auch die Freitag-Spiele. Dieses Paket ist das mit Abstand größte und enthält 196 Live-Spiele.

Um die Pay-Anbieter zu locken, haben die DFL-Strategen zudem die Live-Pakete mit Zusatzrech­ten „aufgewerte­t“, wie Merkel es nannte. „Wir bieten Fans und unseren Partnern künftig deutlich mehr“, sagte der DFL-Geschäftsf­ührer. „Daher sind wir davon überzeugt, allen interessie­rten Bewerbern ein sehr attraktive­s Angebot zu machen.“Ende April wird sich nach der Auktion zeigen, ob dieser Plan aufgegange­n ist.

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FOTO: TOM WELLER/DPA Wer darf künftig welche Bundesliga­spiele übertragen? Darüber entscheide­t eine Auktion der TV-Rechte.

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