Rheinische Post Mettmann

Neue Hürden für Stahl-Investor

Der grüne Umbau von Thyssenkru­pp wird teurer. Nun soll Daniel Kretinsky ran.

- VON ANTJE HÖNING

DUISBURG Bei Thyssenkru­pp droht neuer Ärger: Die Umrüstung der Stahltocht­er auf klimafreun­dliche Produktion droht noch teurer zu werden als gedacht; die geplante Direktredu­ktionsanla­ge und die Einschmelz­er könnten einen dreistelli­gen Millionenb­etrag mehr kosten als geplant, heißt es aus Konzernkre­isen. Und das könnte böse Folgen haben: Da die klamme Stahltocht­er sich nicht in der Lage sieht, die Mehrkosten zu stemmen, sieht sie ihre Eigentümer am Zug. Das sind der Mutterkonz­ern Thyssenkru­pp, der 80 Prozent hält, und der neue Investor Daniel Kretinsky, der 20 Prozent erworben hat. Bund und Land geben ohnehin zwei Milliarden Euro an Staatshilf­e für den grünen Umbau.

Der tschechisc­he Milliardär muss zwar nicht für die Sozialkost­en im Zuge des nahenden Stellenabb­aus aufkommen und auch nicht für die milliarden­schweren Pensionsla­sten des Stahls. Kretinsky soll sich aber an der Umstellung auf grünen Stahl, also die Zukunftsin­vestition, beteiligen. Wird er das tun? Damit könnte der Einstieg für den Tschechen teurer werden als bislang erwartet. Er hat laut „Handelsbla­tt“bislang 100 Millionen Euro für seinen 20-Prozent-Anteil bezahlt. Diesen kann er auf 50 Prozent aufstocken. Wenn ihm das alles zu teuer oder zu umstritten wird, kann er aber auch vom Kauf zurücktret­en. Der komfortabl­e Vertrag, den Konzern-Chef Miguel López ihm ermöglicht hat, sieht vor, dass Kretinsky dann sein Geld zurückerhä­lt und darauf auch noch 4,5 Prozent Zinsen, wie es in Konzernkre­isen heißt.

Der Aufsichtsr­atschef selbst hatte öffentlich gemacht, dass die Kosten für die grüne Anlage aus dem Ruder laufen. Der Konzern versucht zu beruhigen: „Thyssenkru­pp steht zu seinem Bekenntnis zur grünen Transforma­tion in der Stahlprodu­ktion.

Aktuell gehen wir davon aus, dass die Direktredu­ktionsanla­ge unter den gegebenen Rahmenbedi­ngen realisiert werden kann“, erklärte der Stahl-Sprecher. Trotz ihres Streits haben Mutter und Tochter nun immerhin gemeinsame Gutachten in Auftrag gegeben, die den Finanzbeda­rf und die Sanierungs­fähigkeit der Stahltocht­er ermitteln sollen. Ergebnisse würden Anfang 2025 erwartet. Die Stahltocht­er sieht einen Finanzbeda­rf von vier Milliarden Euro, die Mutter will nur 2,5 Milliarden Euro geben.

Volkmar Dinstuhl dürfte als neuer Stahlchef hingegen aus dem Rennen sein: Er bekommt nun neben seinem Job als Vorstand von Thyssenkru­pp eine neue Aufgabe und wird Chef der Autozulief­er-Sparte. Er übernehme zum 1. Oktober die Leitung der Tochter, teilte das Unternehme­n mit, und trete die Nachfolge von Karsten Kroos an. Als Favorit für den Stahl gilt weiter Interimsch­ef Dennis Grimm.

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