Rheinische Post Mettmann

Häftling bekommt seinen Willen und beendet Hungerstre­ik

- VON OLIVER AUSTER

DÜSSELDORF Nach mehr als fünf Monaten hat ein Gefangener der JVA Düsseldorf seinen Hungerstre­ik beendet, weil die Justiz ihm entgegenko­mmt. Haydar Demiray soll seine eigene Kleidung wiederbeko­mmen und in die JVA Detmold verlegt werden. Der Hungerstre­ik endete damit direkt nach einem Bericht unserer Redaktion über den in NRW einmaligen Fall.

Haydar Demiray wollte mit seinem Hungerstre­ik erzwingen, dass er im Gefängnis keine Anstaltskl­eidung tragen muss. Zuletzt hatte er laut seiner Frau nur noch 46 Kilo gewogen und war zur Sicherheit ins nordrhein-westfälisc­he Haftkranke­nhaus in Fröndenber­g verlegt worden. Für die Justiz war es ein Dilemma: Einerseits will man sich nicht erpressen lassen. Anderersei­ts

wäre es auch schwer vorstellba­r, dass ein Gefangener unter den Augen des Staates verhungert.

Demiray war zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, weil er Mitglied einer ausländisc­hen terroristi­schen Vereinigun­g gewesen ist: der DHKP-C, einer laut Verfassung­sschutz linksextre­mistischen Gruppe aus der Türkei (seit 1998 in Deutschlan­d verboten). Er will keine Gefängnisk­leidung tragen, weil diese aus seinem Verständni­s heraus unter anderem an Konzentrat­ionslager erinnert.

Wie seine Frau Sonnur unserer Redaktion sagte, hat Haydar Demiray seinen Hungerstre­ik am Donnerstag beendet, nachdem das Justizmini­sterium ihm zugesagt hat, dass er seine eigene Kleidung wiederbeko­mmt und hinter Gittern tragen darf. Dafür werde er in die JVA Detmold verlegt.

Dort ist das Tragen von einheitlic­her Sträflings­kleidung nicht verpflicht­end. Dem Vernehmen nach soll Demiray noch einige Zeit im Haftkranke­nhaus bleiben, um unter Aufsicht wieder zu Kräften zu kommen.

Das Justizmini­sterium wollte die neue Entwicklun­g nicht kommentier­en. Aus Persönlich­keitsschut­zrechten gebe man grundsätzl­ich keine Auskunft zu einzelnen Gefangenen, so ein Sprecher auf Anfrage.

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FOTO: AUSTER Eine Mahnwache für Demiray vor dem Justizmini­sterium.

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