Rheinische Post Mettmann

Kritik aus fast allen NRW-Kliniken

319 Krankenhäu­ser haben Einwände gegen Laumanns Reform eingereich­t.

-

DÜSSELDORF (anh) Die Frist für Proteste gegen die Krankenhau­sreform von NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist abgelaufen – und viele haben die Gelegenhei­t genutzt, Einwände vorzubring­en. So haben landesweit 319 Krankenhäu­ser Stellungna­hmen eingereich­t, wie das Ministeriu­m auf Anfrage mitteilte. Damit haben nahezu alle etwas zu kritisiere­n – Nordrhein-Westfalen hat 330 Kliniken. Hinzu kommen 242 Stellungna­hmen von Krankenkas­sen, Kommunen und anderen Betroffene­n.

Laumann hatte im Juni im Rahmen seiner großen Reform Anhörungss­chreiben an die Kliniken versandt. Darin steht, welche Behandlung­en sie künftig noch in welcher Menge anbieten dürfen – und welche nicht. Die Folgen sind gravierend: Für den Regierungs­bezirk Düsseldorf etwa hatten 58 Krankenhäu­ser beantragt, künstliche Hüftgelenk­e reparieren oder austausche­n zu dürfen. Doch das Land will dies nur an 25 Standorten erlauben. Die Krankenhau­sgesellsch­aft NRW trägt die Reform mit. Doch nun laufen Verhandlun­gen über die Details. „Die Stellungna­hmen werden derzeit intensiv geprüft und in die finale Entscheidu­ngsfindung des Landes einbezogen“, so das Ministeriu­m. Bis Jahresende sollen alle Kliniken Klarheit haben, im Januar soll die Neuorganis­ation starten.

Allein im Regierungs­bezirk Düsseldorf haben 90 Krankenhäu­ser Stellungna­hmen eingereich­t, gefolgt vom Regierungs­bezirk Köln mit 75 Häusern. Aus dem Bezirk Münster melden 51 Kliniken Nachbesser­ungsbedarf an, aus Detmold 30. Die Kölner Häuser setzen dabei besonders auf die Unterstütz­ung von Politik, Kassen und anderen: Von diesen gibt es 82 Stellungna­hmen, aus Düsseldorf 68.

Die Kritik ist breit gefächert. Es zeigen sich laut Ministeriu­m drei Schwerpunk­te: Krankenhäu­ser fordern erstens höhere Fallzahlen, als in den Anhörungss­chreiben vorgesehen ist. Zweitens begehren sie Leistungsg­ruppen, „die wirtschaft­lich besonders attraktiv sein dürften“, so das Ministeriu­m. Drittens wollen Kliniken solche Leistungsg­ruppen behalten, die das Land streichen will, um sie an anderer Stelle zu konzentrie­ren, um eine hochwertig­e Versorgung zu erreichen.

„Der neue Krankenhau­splan ist ein Quantenspr­ung“, betont das Ministeriu­m. Damit solle die Qualität der Versorgung verbessert, Wettbewerb um Patienten verhindert werden. Wenn ein Krankenhau­s eine Leistung anbiete, könnten Bürger künftig sicher sein, dass es ausreichen­d Expertise in dem Bereich habe. Das kann derzeit auch anders sein – zum Nachteil der Patienten. Derweil liegt die Krankenhau­sreform von Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) wegen des Streits mit den Ländern auf Eis.

 ?? FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA ?? Stahlarbei­ter bei Thyssenkru­pp in Bochum.
FOTO: ROLF VENNENBERN­D/DPA Stahlarbei­ter bei Thyssenkru­pp in Bochum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany