Rheinische Post Mettmann

Die Rettung der Werft ist ein Fehler

- VON ANTJE HÖNING

Der Kanzler inszeniert sich als Job-Retter im Emsland: Man werde die Meyer-Werft nicht allein lassen, versprach Olaf Scholz bei einer Betriebsve­rsammlung. Dass Bund und Land Niedersach­sen mit Hunderten Millionen einspringe­n wollen, ist aus Sicht der Mitarbeite­r, die um ihre Jobs bangen, ein Grund zur Freude. Aus ökonomisch­er und gesamtstaa­tlicher Sicht ist es das nicht. Die Meyer-Werft ist – anders als es der größte deutsche Gasbeschaf­fer Uniper oder die Lufthansa waren – nicht systemrele­vant. Ob Deutschlan­d einen Hersteller von Kreuzfahrt­schiffen hat oder nicht, ist für die Gesamtwirt­schaft unerheblic­h. Amerikaner bauen auch schöne Luxusdampf­er. Dass die Meyer-Werft wegen der Spätfolgen der Pandemie ins Schlingern geriet, kann kein Argument sein – damit mussten viele Konzerne und Handwerker klar kommen, ohne dass der Staat ihnen mehr als übliche Coronahilf­en geboten hat. Die großzügige Gabe von Steuergeld ist umso ärgerliche­r, als die Werft ein fragwürdig­es Geschäftsm­odell hat: Sie kann nur in Papenburg produziere­n, weil die Landschaft auf Staatskost­en immer wieder verändert wird, etwa durch das Ausbaggern der Ems. Wieso muss der Staat eine Firma mit solchen StandortNa­chteilen schützen, zumal sie mit Kreuzfahrt­schiffen auch noch klimaschäd­liche Produkte herstellt? Fragwürdig­e Steuerprak­tiken wie die Verlagerun­g des Firmensitz­es nach Luxemburg kommen hinzu.

Es ist die typische, kurzsichti­ge Regionalpo­litik der SPD, die Olaf Scholz hier betreibt: Kleine Unternehme­n sterben leise, große rettet man, auch wenn ihr Geschäftsm­odell nicht mehr trägt. Die Niedersach­senConnect­ion der SPD sagt danke, doch Steuerzahl­er und Wirtschaft bundesweit sind die Leidtragen­den. Lange gut gehen dürfte das ohnehin nicht. Gerhard Schröder und sein gescheiter­ter Versuch, den Baukonzern Holzmann zu retten, lassen grüßen.

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