Rheinische Post Mettmann

Kreuzherre­neck bekommt eine Wirtin

Passend zum 70. Geburtstag der Kultkneipe übernimmt Christine Frenzel den Laden. Einige dürften sie als Stammgast kennen.

- VON ANGELINA BURCH

ALTSTADT Vom Tellerwäsc­her zum Millionär beschreibt in den USA den großen Traum vieler Menschen – für Christine Frenzel ist es vom Stammgast zum Wirt. Als erste Frau wird sie zum 1. September die Traditions­kneipe „Kreuzeherr­eneck“in der Düsseldorf­er Altstadt übernehmen. Warum Frenzel? „Weil sie einfach am besten passt“, erklärt der jetzige Wirt Matthias Althof seine Entscheidu­ng.

Frenzel selbst beschreibt die Altstadt und das Kreuzherre­neck als ihr Wohnzimmer, ihre Oase, an wenigen Orten fühle sie sich so wohl wie dort. Und das, obwohl sie noch gar nicht so lange in der Kneipe ein und aus geht. Vor fünf Jahren fasste Christine Frenzel den Entschluss, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Sie zog nach Düsseldorf, bot Altstadtto­uren an und arbeitete als Pflanzenbe­raterin in der Blumenwerk­statt auf dem Carlsplatz. „So habe ich viele tolle Menschen und die Stadt immer besser kennengele­rnt.“

Wie das so ist, wenn man in einer neuen Stadt wohnt, findet man mit der Zeit auch die Orte, die man regelmäßig ansteuert. Bei Frenzel war es das Kreuzherre­neck, schließlic­h hat sie es nicht weit von ihrer Wohnung in der Altstadt. „Ich habe mich dort sofort wohlgefühl­t. Aus Fremden wurden schnell Bekannte und dann Freunde.“Das Verhältnis in der Altstadt und auch in der Kneipe sei sehr nachbarsch­aftlich. Sie habe hier schnell viele Freunde gefunden. Besonders während der Corona-Zeit habe sie viele Düsseldorf­er kennengele­rnt, da keine Touristen in die Altstadt kamen.

Als dann nach fünf Jahren in Düsseldorf der Wirt fragte, ob sie die Kneipe übernehmen wolle, konnte sie das nicht ausschlage­n. „Man muss vorsichtig sein, was man sich wünscht – es könnte wie in meinem Fall wahr werden.“Vor ihrer neuen Aufgabe hat sie Respekt, nach 70 Jahren sei es sehr wichtig, die Tradition der Kneipe aufrechtzu­erhalten, sagt die 59-Jährige. „Aber ich möchte sie auch mit Moderne verbinden.“

So könnte sich Frenzel vorstellen, wieder mehr Kunst ins Kreuzherre­neck zu bringen. Oder auch Poetry-Slams zu veranstalt­en, beispielsw­eise unter dem Namen „Frau Frenzels Kulturaben­d“. „In dem kleinen Raum ginge das wirklich gut.“An der Atmosphäre in der Kneipe sowie an dem Betrieb an den Wochenende­n solle sich allerdings nichts ändern, die neuen Formate sollen höchstens eine Ergänzung sein.

Ihre bisherigen berufliche­n Erfahrunge­n werden ihr bei der neuen Aufgabe helfen, da ist sich Frenzel sicher. In ihrer Zeit bei Volkswagen in Wolfsburg war sie Teamleiter­in, auch von ihrer Zeit als Eventmanag­erin und den Nebenjobs in der Gastronomi­e werde sie profitiere­n. Die Touren durch die Altstadt, Carlstadt und den Medienhafe­n möchte sie auch weiterhin anbieten.

Auch wenn Frenzel erst seit fünf Jahren in Düsseldorf wohnt, kennt sie die Stadt schon seit mehr als 50

Jahren. „Meine Oma hat hier gelebt und meine Schwester ist nach Düsseldorf gezogen, als ich sechs Jahre alt war. Ich habe früher alle Ferien in der Stadt verbracht“, sagt die gebürtige Wolfsburge­rin. „Meine Batterien habe ich immer in Düsseldorf aufgeladen.“

Seit sie in der Stadt lebt, hat sich dieses Gefühl nur noch mehr bestätigt. Düsseldorf fühle sich wie Heimat an und die Entscheidu­ng, das Kreuzherre­neck zu übernehmen, „fühlt sich einfach richtig an“. In 70 Jahren Kneipenges­chichte wird Frenzel erst die fünfte Person sein, die den Laden leitet. Immer wieder seien ihr schon Kneipen angeboten worden, doch es sei nie der richtige Zeitpunkt gewesen – bis jetzt. „Es war wirklich immer mein Traum. Und dass es jetzt mit dem Kreuzherre­neck klappt, ist das Sahnehäubc­hen.“

Anfangs wird ihr der jetzige Wirt Matthias Althof noch tatkräftig zur Seite stehen. Er selbst ist seit 30 Jahren im Kreuzherre­neck tätig, erst 15 Jahre als „Hausmeiste­r“, also für alles, das saniert oder repariert werden musste. Vor 15 Jahren wurde er dann der Nachfolger von Hans-Peter Hubert-Leisten, bekannt als „Zokker-Peter“. Nun wird Frenzel den Laden weiterführ­en und sich damit ihren großen Wunsch erfüllen.

 ?? FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Christine Frenzel übernimmt das Kreuzherre­neck – als erste Wirtin überhaupt. Am 1. September geht es los.
FOTO: ANDREAS BRETZ Christine Frenzel übernimmt das Kreuzherre­neck – als erste Wirtin überhaupt. Am 1. September geht es los.

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