Die abgehängten Wohngebiete
Der überarbeitete Quartiersatlas ermöglicht neue Einsichten. Erstmals gibt es eine Rangliste von Wohngebieten, die nach der Stärke des sozialen Handlungsdrucks aufgelistet worden sind.
DÜSSELDORF Die Stadt hat Düsseldorf einer umfassenden Analyse unterzogen, um besonders kriselnde Gebiete bestimmen zu können. Dazu ist die Landeshauptstadt orientiert am unmittelbaren Wohnumfeld in 171 Sozialräume aufgeteilt worden. Diese wurden dann nach einem festgelegten Kriterienkatalog bewertet. Herausgekommen ist eine neue Form des Quartiersatlas, der laut Stadt wie eine Art „Frühwarnsystem“funktionieren und Handlungsbedarf signalisieren soll. Als hoch wird der von der Stadt in 28 Quartieren angesehen, in zwölf von diesen ist er sogar sehr hoch, mit besonders starken Abweichungen vom gesamtstädtischen Durchschnitt.
Der Quartiersatlas 2.0 basiert sowohl auf seinem Vorgänger als auch auf der sozialräumlichen Gliederung, die ursprünglich mal zur Planung der Jugendhilfe erstellt worden war. Neu ist allerdings, dass durch ein vereinheitlichtes Punktesystem die Vergleichbarkeit der Sozialräume besser möglich wird und sogar Ranglisten erstellt werden können. So ergibt sich, dass der mit Abstand größte soziale Handlungsbedarf für die Hochhaussiedlung Hassels Nord besteht. Für das Viertel nördlich der Altenbrückstraße, zwischen Further und Stendaler Straße liegt der ermittelte Indexwert bei plus 4,3 über dem Durchschnitt. Zur Einordnung dieser Zahl: Als „hoch“sieht die Stadt den Handlungsdruck bereits ab einem Wert von plus eins an, als sehr hoch ab 1,5.
Diese Werte ergeben sich aus einer statistischen Analyse (Stand Ende 2021), die etwa die Arbeitslosenquote aufnimmt sowie die Verbreitung von Kinder- und Altersarmut, gemessen am Anteil der Bezieher von Grundsicherung, oder auch die Größe der Wohnfläche pro Einwohner.
Hassels Nord weist in allen relevanten Kategorien die höchsten Abweichungen vom Durchschnitt auf. So liegt die Arbeitslosenquote bei 31,3 Prozent, fast die Hälfte aller Personen lebt in Bedarfsgemeinschaften, die nach SGB II leistungsberechtigt sind, Kinder sogar zu 64 Prozent. Grundsicherung im Alter trifft auf 42 Prozent zu.
Zum Vergleich: Die Prozentzahl für die so bestimmte Kinderarmut in ganz Düsseldorf liegt bei 17,6, für Altersarmut bei acht Prozent, die Arbeitslosenquote bei 8,4 Prozent.
Hassels Nord liegt sogar noch deutlich vor dem Gebiet, für das sich der zweitstärkste Handlungsbedarf ergibt und zwar Garath-Südost und Schloss Garath mit einem Indexwert von plus 3,2. Armut und Arbeitslosigkeit ist immer noch stark, aber nicht mehr ganz so extrem wie in Hassels Nord verbreitet.
In folgender Reihenfolge listen sich die weiteren Gebiete mit besonders hohem Handlungsbedarf auf: Die Siedlungen an der Geestund Walther-Rathenau-Straße in Holthausen, darauf folgt ein zweites Viertel in Garath, dieses Mal im Norden zwischen Schwarzer
Weg sowie Stettiner und Rostocker Straße (Südlich davon grenzt dann sogar noch ein drittes Gebiet in Garath an, dass ebenfalls noch mit sehr hohem Handlungsbedarf beschrieben wird). Zuletzt ist noch Wersten Südost mit einem Indexwert von über zwei vertreten – und zwar mit den Siedlungen zwischen Werstener Friedhofstraße und Kölner Landstraße.
Im weiteren Verlauf finden sich dann zum ersten Mal keine südlich in der Stadt gelegenen Stadtteile. So ist Oberbilk noch zwei Mal mit Indexwerten über 1,5 vertreten – am
Bahndamm zwischen Eller- und Siemensstraße sowie zwischen Kölner Straße und den Bahnlinien. Als nördlichster Stadtteil taucht Rath auf den obersten Plätzen des Rankings auf, mit dem Sozialraum beiderseits des Rather Broichs südlich der Sankt-Franziskus-Straße.
Wiederum im Süden liegt das Gebiet um die Zoppoter Straße in Hassels und ein Wohngebiet im Süden Lierenfelds, zwischen Reisholzer Straße und den Bahngleisen.
Nach dem Schwerpunkt zur Bevölkerung mit Auswertungen zum sozialen Handlungsbedarf und auch zur Fluktuation kündigt die Stadt weitere Schwerpunkte für den Quartiersatlas an. „Neben diesen beiden Feldern sollen in einer zukünftigen Veröffentlichung weitere Analysen zu Handlungsfeldern mit vorrangigem Bezug zum Wohnumfeld und den Lebensbedingungen folgen.“