Warum Düsseldorf die ältesten Mütter hat
DÜSSELDORF Mit 32,2 Jahren bei der Geburt ihres erstes Kindes führen Düsseldorferinnen die Liste der ältesten Mütter in ganz Nordrhein-Westfalen an. Zum Vergleich: In Gelsenkirchen liegt das Durchschnittsalter bei 28,2 Jahren, womit die Frauen zu den jüngsten Müttern gehören, das landesweite Durchschnittsalter liegt bei 30,3 Jahren. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Landesbetriebs IT.NRW hervor.
Der Trend zum späten Kinderkriegen setzt sich in Düsseldorf damit fort und zeigt, dass vor allem die regionalen Unterschiede in Nordrhein-Westfalen
groß sind. Doch warum führt ausgerechnet Düsseldorf die Liste der ältesten Mütter an?
Tatsächlich geht es offenbar nicht so sehr um einen Unterschied zwischen Stadt und Land, wie man annehmen könnte, sondern zwischen den Städten (siehe Gelsenkirchen und Düsseldorf). So liegen Düsseldorf, Köln (31,9 Jahre), Münster (31,8) und Bonn (31,7) sehr nah beieinander; am anderen Ende stehen neben Gelsenkirchen (28,2) wiederum Duisburg (28,8) und Hagen (28,6) und damit Städte mit einer deutlich höheren Arbeitslosenquote sowie einer geringeren Wirtschaftskraft.
Nach Ansicht des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung haben die Unterschiede viel mit Bildung zu tun. „Akademikerinnen bekommen ihr erstes Kind im Durchschnitt mit 33 Jahren, viele auch erst mit Ende 30“, sagte Forschungsdirektor Martin Bujard vor Kurzem dem WDR. Durch sichere Verhütungsmittel könne die Familienplanung einerseits sehr gut geplant werden. „Andererseits wird der Kinderwunsch immer weiter aufgeschoben, weil auch der Berufseinstieg in eine dauerhafte Beschäftigung immer später stattfindet.“
Das sei bundesweit zu beobachten, dennoch gebe es teils große
Unterschiede wie in NRW. So bekämen Frauen in Universitätsstädten wie eben Düsseldorf oder Köln im Schnitt später ihr erstes Kind, weil sie erst später in den Beruf wechseln würden. Mit Realschulabschluss und Lehre könne man mit Anfang 20 schon eine sichere Stelle haben, mit Hochschulstudium oft erst mit über 30, meint Bujard.
In Studien zeichnet sich ein ähnliches Bild: Viele Frauen geben an, erst ihre persönlichen und beruflichen Träume und Pläne verwirklichen zu wollen – in Düsseldorf stehen ihnen dafür viele Möglichkeiten offen. Doch auch hohe Kosten und wirtschaftliche Unsicherheit können Gründe für ein Vertagen des Babywunsches sein.
In Städten wie Düsseldorf oder eben auch Köln können Frauen zudem auf viele moderne medizinische Möglichkeiten und Hilfen direkt vor Ort zugreifen, um einen Babywunsch auch in einem höheren Alter zu verwirklichen (künstliche Befruchtung oder „Social Freezing“).
Nach Angaben der Landesstatistiker kamen in Düsseldorf 2023 zudem nur 5530 Babys auf die Welt (2022: 6245). Mit dem Minus von 11,4 Prozent ist die Stadt damit NRW-weit auch Spitzenreiter beim Geburtenrückgang.