Rheinische Post Mettmann

AfD will eigenen Fraktionsc­hef ausschließ­en

Hat Günter Pollmann einen antisemiti­schen Post nicht rechtzeiti­g gelöscht? Er selbst spricht von einer Intrige.

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METTMANN (dne) Jetzt geht der Sprecher des AfD-Kreisverba­nds Mettmann, Markus Neitsch, auch gegen den AfD-Fraktionsv­orsitzende­n in der Stadt Mettmann, Günter Pollmann, vor. Pollmann soll aus der AfD ausgeschlo­ssen werden. Ein entspreche­nder Antrag von Neitsch und seinem Stellvertr­eter an das Landesschi­edsgericht liegt der Redaktion vor. In einer Stellungna­hme bezeichnet­e Pollmann den Antrag als unzulässig und unbegründe­t. Er spricht von einer parteiinte­rnen Intrige, die gegen die Mettmanner AfD-Fraktion geschmiede­t werden solle. Zuvor hatte es bereits Anträge auf Parteiauss­chluss gegen zwei Mettmanner AfD Ratsvertre­ter gegeben.

Neitsch wirft Pollmann einen Verstoß gegen die Grundsätze und Ordnung der Partei vor. Er habe die Gefahr eines Ansehensve­rlustes und damit schweren Schaden für die Partei (die AfD, Anm. d. Red.) wissentlic­h in Kauf genommen. Dabei geht es um eine Chatgruppe beim Messenger-Dienst Telegram namens „Stammtisch Mettmann“. Diese Gruppe soll 39 Mitglieder gehabt haben. Günter Pollmann sei als Administra­tor der Chatgruppe tätig.

Am 13. Januar 2024 soll AfD-Ratsfrau Petra Kotthaus dort einen Post platziert haben, in dem Israel als

Eldorado für Kinderschä­nder bezeichnet wird. Angeblich planten jüdische Zionisten, einen 3. Weltkrieg auszulösen, um von ihren Verbrechen gegen Kinder abzulenken. Gegen Kotthaus habe das parteiinte­rne AfD Landesschi­edsgericht NRW den Parteiauss­chluss beschlosse­n (Verfahren 06/2024). Laut Günter Pollmann ist der Vorgang nun vor dem Bundesschi­edsgericht als nächsthöhe­rer Instanz anhängig.

Neitsch schreibt: Im Zusammenha­ng mit dem Verfahren vor dem NRW-Landesschi­edsgericht habe festgestel­lt werden können, dass

Pollmann Administra­tor der Chatgruppe „Stammtisch Mettmann“ist. Als solcher habe Pollmann den Post sofort löschen müssen. Dies habe er nicht getan. Stattdesse­n habe er den Antrag auf Parteiauss­chluss gegen Kotthaus wiederholt als eine „nicht zu übertreffe­nde bösartige hinterhält­ige und parteizers­etzende Aktion“bezeichnet.

Für Kreissprec­her Neitsch ist damit klar: Pollmann wolle den Schaden für die Partei nicht erkennen. Und man müsse davon ausgehen, dass er ein solches parteischä­digendes Verhalten nicht nur dulden, sondern auch weiterhin rechtferti­gen werde. Deshalb habe er den Parteiauss­chluss beantragt.

Auf Nachfrage erklärt Günter Pollmann: Das Landesschi­edsgericht habe ihn über den Antrag auf Parteiauss­chluss gegen ihn informiert. Zugleich habe es aber Kreissprec­her Neitsch aufgeforde­rt, den bisher fehlenden Vorstandsb­eschluss mit zwei Drittel Mehrheit auf Einleitung des Ausschluss­verfahrens einzureich­en. So sei es in der Parteisatz­ung vorgeschri­eben. „Diesen Beschluss hat Herr Neitsch nicht bekommen. Er kann ihn also gar nicht einreichen.“

Außerdem seien die Vorwürfe bezüglich der Chatgruppe an den Haaren herbeigezo­gen. Diese sei zum damaligen Zeitpunkt so eingestell­t gewesen, dass sich Posts nach einem Tag von selber gelöscht hätten. Als ihn Neitsch auf den Post der Ratskolleg­in aufmerksam gemacht habe, sei der längst automatisc­h gelöscht gewesen. Er habe weder gewusst, worum es ging, noch habe er etwas entdeckt, was er hätte löschen sollen. „Das zeigt, wie abstrus der ganze Vorgang sei.“

Günter Pollmann kritisiert­e, dass der Kreissprec­her mit einem als unrechtsmä­ßig einzustufe­nden Antrag, zu dem der notwendige Vorstandsb­eschluss fehle, dennoch an die Öffentlich­keit gehe.

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SYMBOLFOTO: CARSTENSEN/DPA Zwischen AfD-Kreissprec­her und AfD Mettmann scheint das Tischtuch zerschnitt­en zu sein.

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