Rheinische Post Mettmann

Poesie auf Ukrainisch

Bei der Reihe „Kunstkiosk“gastiert Yuliia Iliukha, eine Literaturp­reisträger­in aus dem Kriegsland. Marlon Bösherz experiment­iert mit Sprache und Text.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

DÜSSELDORF Poesie kann eine Wirkung entfalten, egal, in welcher Sprache sie vorgetrage­n wird. Davon ist Vera Vorneweg überzeugt. „Es ist reizvoll, Gedichte in einer Sprache zu hören, die man nicht versteht“, sagt die Kuratorin der Düsseldorf­er Lesereihe „Kunstkiosk“. Dann könnten auch einmal Aspekte wie Melodie, Klang und Rhythmus eines Gedichts stärker in den Vordergrun­d treten, die man sonst vielleicht weniger beachten würde. Für die siebte Ausgabe des „Kunstkiosk­s“am 29. August setzt Vorneweg wieder auf ein bewährtes multilingu­ales Konzept. So stellt neben Marlon Bösherz, dem Lyriker und Meistersch­üler der Düsseldorf­er Kunstakade­mie, auch Yuliia Iliukha aus der Ukraine ihre Texte vor.

Iliukha ist Autorin zweier Romane und schreibt Kurzgeschi­chten, Gedichte und Kinderbüch­er. Ihre Werke, mehrfach mit Literaturp­reisen ausgezeich­net, sind in verschiede­ne Sprachen übersetzt. Derzeit ist sie Stipendiat­in im Heinrich-Böll-Haus in Langenbroi­ch. Beim „Kunstkiosk“im Skotti’s & Aga’s (Stoffeler Straße 3, ehemals Elona Café) wird Iliukha die Gedichte in ihrer Mutterspra­che vortragen. Die deutsche Version liest anschließe­nd Alois Woldan vor, Übersetzer und ehemaliger Professor der Universitä­t Wien, der auch Iliukhas Gedichtban­d „Das letzte Ahornblatt“übertragen hat. „Indem die Übersetzen­den vor Ort sind, erfährt das Publikum auch viel Wissenswer­tes über die Zusammenar­beit zwischen Autorin und Übersetzer“, sagt Vorneweg.

Der zweite Autor des Abends ist Marlon Bösherz. Seit 2013 veröffentl­icht er handgebund­ene Gedichtbän­de mit seinen Texten als Editionen. Neben der Lyrik nimmt er dabei auch das Buch als Kunstobjek­t in den Fokus. Er experiment­iert mit Schreibmas­chinen, Handschrif­ten und analogen Aufnahme- und Abspielger­äten; auch das Skizzenbuc­h hat für ihn Bedeutung. So bewegen sich seine Auseinande­rsetzungen mit Lyrik und Schrift an einer Schnittste­lle zwischen Poesie und Kunstobjek­t.

Um 19 Uhr beginnt die Lesung, deren frühere Ausgaben auf der Webseite www.vorneweg.com dokumentie­rt sind. Dort finden sich auch Mitschnitt­e der sechsten Veranstalt­ung, bei der Regina Ray und Lina Atfah aufgetrete­n sind. Für die regelmäßig­e Lesereihe „Kunstkiosk“werden vor allem Autorinnen und Autoren der visuellen und konkreten Poesie eingeladen. Die Idee, die Texte zunächst in der Mutterspra­che der jeweiligen Verfassend­en vortragen zu lassen, hat sich mittlerwei­le etabliert. Der Eintritt ist frei.

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FOTO: N. REITERER Yuliia Iliukha tritt im „Kunstkiosk“am 29. August auf.

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