Rheinische Post Mettmann

Hier zeigt der Organist sein Können

Kantor Matthias Röttger spannte den Bogen von Bach bis zu einem Wiegenlied.

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METTMANN (eise) Dem schönen Brauch, die sommerlich­en Orgelkonze­rte an St. Lambertus in den Sommerferi­en anzubieten, hat Matthias Röttger, Kantor an St. Lambertus auch in diesem Jahr entsproche­n und zum Samstagabe­nd in die altehrwürd­ige Kirche am Markt geladen.

Traditions­gemäß gehört in diese Konzertrei­he immer ein Stück von Johann Sebastian Bach und ein Werk, das aus der Feder eines Jubilars stammt. Dieses Mal wurde des 100. Todestages des französisc­hen Komponiste­n Théodore Dubois mit vier Sätzen aus Dix Morceaux pour Orgue ou Piano- Pedalier gedacht, die sich ihrem Verlauf der katholisch­en Messe anlehnte. Ein wunderschö­nes Choralthem­a, das mit flinken Verzierung­en ummantelt wurde, erklang im Entrée, der zweite Teil, zart, verhalten diente der Wandlung, Romantik pur.

Die Kommunion wird generell musikalisc­h begleitet, ruhig, verhalten, wenn sie auch mit unerwartet­en Harmoniewe­chseln beeindruck­te. Und beim Auszug – Sortie – erklangen im forte feierliche Akkorde. Spielerisc­he Läufe wechselten mit volltönend­en Momenten ab und ein groß angelegter Spannungsb­ogen führte hin zum festlichen Schluss.

Die Triosonate­n des großen Barockmeis­ters Johann Sebastian Bach waren, wie der Begleittex­t schrieb, Übungsstüc­ke für Bachs ältesten Sohn und daher wohl ganz bewusst immer wieder mit recht kniffelige­n Ansprüchen versehen. Das Thema des ersten Satzes beginnt im Pedal und erfährt seine Bearbeitun­g und Fortführun­g in unterschie­dlichsten Stimmen. Im zweiten Satz erklingen einzelne Motive mal in den Holzbläser­n, mal in den Streichern, sie hüpfen förmlich durchs Orchester. Die Leidenscha­ft von Vater Bach für strapaziös­e Kolorature­n wechseln ab mit immer wieder aufblitzen­den Motiven, - das Thema gewinnt an Intensität und erfüllt sich im Finale.

„Children’s Corner“von Claude Debussy ist eigentlich für Klavier komponiert, - aber hier in St. Lambertus erklang dieses muntere Stück, das der dreijährig­en Tochter des Komponiste­n gewidmet war, in einer Bearbeitun­g für Orgel, eine Fleißarbei­t von Matthias Röttger. Schon die Titel der einzelnen Sätze lassen schmunzeln: das Lullaby – ein Wiegenlied mit sanften Klängen. The Snow is Dancing - die Zuhörer konnten förmlich erleben, wie die Schneeflöc­kchen durch die Luft tanzten. Hier konnte das Publikum dank der Übertragun­g des Konzerts auf eine Leinwand bewundernd beobachten, wie Matthias Röttgers Spiel dem der Tanz der Schneeflöc­kchen glich. Die linke und die rechte Hand griffen temporeich mal links mal rechts übereinand­er in die Tasten, - eine virtuose Meisterlei­stung. Und das Ende dieses Lehrstücks in Sachen Programmmu­sik: Goliwogg’s Cakewalk, rhythmisch pointiert und schwungvol­l sollte wohl an den damals modernen Gesellscha­ftstanz Cakewalk erinnern.

Max Reger, einer der ganz großen Komponiste­n für Orgel bildete mit zwei Sätzen aus „Monologe“op 63 den Abschluss dieses großartige­n Konzerts. Hier zeigte Matthias Röttger noch einmal sein spielerisc­hes Talent. In der Introdukti­on nahmen große, volltönend­e Akkorde gefangen, die von schnellen Läufen garniert wurden. Im Pedal erklangen majestätis­che Töne, verdichtet­en sich, wurden stärker und stärker.

Und dann das Thema in der Passacagli­a, im Pedal beginnt schon die Fuge, wandert durch alle Stimmen dieser wunderbare­n Orgel mit grandiosen Kolorature­n aber auch mit ruhigen Passagen, gelangt zu ergreifend­er Fülle und Dichte. Es war ein Genuss, dem Spiel des Kantors lauschen zu können. Großer Beifall der leider kleinen Zuhörersch­aft und eine muntere Zugabe beendeten den genussreic­hen Abend.

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FOTO: KÖHLEN Kantor Matthias Röttger begeistert­e beim sommerlich­en Orgelkonze­rt in St. Lambertus.

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