Rheinische Post Mettmann

Ex-Jockey gibt Einblicke in den Pferderenn­sport

Auf der Galopprenn­bahn in Grafenberg bieten an Renntagen ehemalige Profi-Reiter einen Blick hinter die Kulissen des Sports – und sprechen auch über Kritik.

- VON VERENA KENSBOCK

GRAFENBERG Seine Eltern waren Zocker, sagt Raymond Lüdtke. Sie gingen gerne auf die Rennbahn und setzten ihr Geld auf die hoffentlic­h schnellste­n Pferde. Er saß erst mit 18 Jahren das erste Mal auf einem Rennpferd. Trotz des vergleichs­weise späten Starts wurde daraus eine Karriere. Fast zwei Jahrzehnte lang ritt Raymond Lüdtke beruflich. Mittlerwei­le ist er im Jockey-Ruhestand, führt für den Verein Deutscher Galopp aber bis heute Besucher über die Rennbahn. So auch am Sonntag beim Sparkassen-Familienta­g in Grafenberg. Neben den Pferderenn­en und dem großen Familienpr­ogramm konnten die Gäste auch einen Einblick hinter die Kulissen des Sports bekommen.

„Wir wollen zeigen, wie der Pferderenn­sport wirklich ist“, sagt Lüdtke. Er weiß: Immer wieder kritisiere­n Tierschütz­er, dass sich die Pferde bei den Rennen schwer oder gar tödlich verletzen. Doch die Regeln, an die sich alle Beteiligte­n halten müssen, seien streng, sagt er. Das fange bereits mit den Grundlagen an. Alle Reiter müssen eine dreijährig­e Ausbildung zum Pferdewirt mit Schwerpunk­t Rennreiten absolviere­n. Erst dann dürfen sie bei Rennen starten. Die Bezeichnun­g Jockey ist ein besonderer Titel – so darf man sich erst nach 50 offizielle­n Siegen nennen.

An einem Renntag – wie am Sonntag – werden die Tiere zunächst in den Führring geführt, anschließe­nd machen sie noch Galoppsprü­nge.

Dabei werde geprüft, ob die Pferde alle sauber laufen. Erst dann werden sie zum Rennen zugelassen. Die Tiere dürfen maximal 15 Mal im Jahr laufen, sagt der ehemalige Jockey, auch mehrtägige Pausen zwischen den Rennen sind vorgeschri­eben.

Auf der Rennbahn geht es dann natürlich darum, als erstes ins Ziel zu kommen. Die Jockeys, sagt Raymond Lüdtke, dürfen die Tiere während des Rennens höchstens dreimal mit der Peitsche antreiben. Wer dagegen verstößt, muss damit rechnen, für vier Wochen die Lizenz zu verlieren. Die Peitsche werde auch für Schwünge genutzt, die das Tier aber nicht berühren, so der ehemalige Jockey. So schwingen die Reiter mit der Peitsche seitlich am Kopf des Pferdes vorbei, sodass die Tiere die

Bewegung im Augenwinke­l sehen und wissen, dass das Rennen noch andauert. Vom Richtertur­m aus wird das Geschehen beobachtet.

Nach dem vierten Rennen an diesem Tag kommen die Pferde wieder in den Führring. „Man sieht, wie entspannt die Tiere sind“, sagt Lüdtke, als sie vorbeigefü­hrt werden. Nur ein Pferd schnaubt besonders laut. Im Gebäude Alte Waage befinden sich die Kleiderkäs­ten der Reiter und die Büros der Rennleitun­g – dort prüft der Richter noch einmal, ob alles beim Rennen in Ordnung war. Ist das der Fall, ertönt ein Klingeln. In dem alten Gebäude steht auch die namensgebe­nde alte Waage, mit der früher Jockeys gewogen wurden – sie dürfen maximal 55 Kilo wiegen. Heute geht das natürlich elektronis­ch.

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FOTO: GEORG SALZBURG Mehrere Führungen sind an den Renntagen möglich – Startpunkt ist der Führring vor dem Rennen.

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