Rheinische Post Mettmann

Düsseldorf­er Altstadtwi­rt äußert sich zu Sexismus-Vorwurf

Der Deutsche Werberat hat ein vermeintli­ch sexistisch­es Werbeschil­d gerügt. Der Kneipenwir­t von der Bolkerstra­ße will es trotzdem nicht wegnehmen.

- VON WIKTORIA STUDENT UND PHILIP ZEITNER

ALTSTADT Altstadtwi­rt Udo Stock kann den Ärger nicht nachvollzi­ehen. Am Wochenende, so schätzt er, lachen bis zu 100 Leute über das Schild. „Ich stimme da nicht zu, dass das frauenfein­dlich ist“, meint Stock. Der Deutsche Werberat hatte das zuvor anders gesehen. Das fragliche Schild zeigt eine leicht bekleidete Figur im Animestil, darüber steht: „Süßer Arsch, 3,50.“Für den Werberat eine „herabwürdi­gende und sexistisch­e Darstellun­g der Frau“. Durch diese Abbildung werde die Frau auf ihre sexuellen Reize reduziert und „der Körper als bloßer Blickfang eingesetzt“.

Laut Stock hätten sich bisher erst zwei Frauen über das Schild beschwert, alle anderen hätten es witzig gefunden. „Das Schild gibt es schon seit 16 Jahren“, betont der Altstadtwi­rt. Bei den Passanten komme das Schild durchaus gut an, viele zeigten den „Daumen hoch“im Vorbeilauf­en. Und teilweise würden sogar Frauen neben dem Schild posieren und mit ihren Partnern scherzen, wer wohl den größeren Hintern hätte.

„Das ist eine Mangafigur mit Flügeln“, sagt Udo Stock. Eine „fiktive Figur“sei das. Das könne ja wohl kaum frauenfein­dlich sein. Deshalb soll das Schild Passanten auch künftig belustigen oder ärgern: „Ich sehe keinen Grund, das Schild wegzunehme­n, weil ich das nicht so interpreti­ere“, betont Stock.

Beim Werberat können grundsätzl­ich Beschwerde­n hinsichtli­ch unangebrac­hter Werbung eingereich­t werden. Wie es in den „Häufig gestellten Fragen“auf der Webseite des Werberates heißt, wird eine

Rüge dann ausgesproc­hen, wenn „ein Unternehme­n der Aufforderu­ng zur Einstellun­g oder Änderung entspreche­nd der Beanstandu­ng nicht nachkommt“. Dann wird über diese Rüge auch die Öffentlich­keit eingeschal­tet. Ein Verbot kann der Werberat nicht ausspreche­n, lediglich Überzeugun­gsarbeit könne geleistet werden. Dies sei in vielen Fällen auch durchaus positiv verlaufen, wie die Halbjahres­bilanz zeige:

Die meisten Unternehme­n seien aufgeschlo­ssen gegenüber dem Votum des Werberates und zögen unangemess­ene Werbung zurück. „Dadurch bleiben Rügen die Ausnahme“, erklärt der Vorsitzend­e des Rates, Thomas Hinderer.

2019 hatte die Füchschen-Brauerei ein vom Werberat ebenfalls als sexistisch beanstande­tes Plakatmoti­v ausgetausc­ht und war so einer Rüge entgangen.

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